CH-Schluss: Nach US-Inflationsdaten weiter auf Talfahrt

CH-Schluss: Nach US-Inflationsdaten weiter auf Talfahrt
(Adobe Stock)

Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat nach zwei freundlichen Sitzungen zur Wochenmitte wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Dabei sorgte nach einem schon schwachen Verlauf die überraschend stark gestiegene US-Teuerung in der zweiten Sitzungshälfte noch für zusätzlichen Abgabedruck. Gegen Schluss konnte der Leitindex SMI seine Verluste im Sog einer sich ebenfalls erholenden Wall Street aber noch klar eingrenzen. Im Juni stiegen die Preise in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 9,1 Prozent und damit stärker als erwartet. Ökonomen hatten einen Anstieg um 8,8 Prozent prognostiziert nach einem Anstieg von +8,6 Prozent im Mai.

Damit ist die US-Inflation auf dem höchsten Stand seit über 40 Jahren. Und eine Wende der Preisentwicklung ist nicht in Sicht. Dies verstärke die ohnehin schon grossen Zinserhöhungssorgen der Marktteilnehmer, wie Händler sagten. Die US-Notenbank Fed dürfte den schon straffen geldpolitischen Kurs noch verschärfen, hiess es am Markt. Ein weiterer Riesen-Zinsschritt stehe bevor. «Ein herber Rückschlag trifft die Aktienmärkte gerade jetzt zur Berichtssaison», sagte ein Händler. Dies schüre weitere Rezessionssorgen und trübe die Marktstimmung weiter ein. Ob das am Abend erwartete Beige Book der US-Notenbank daran etwas ändere, sei sehr ungewiss.

Der SMI sank unmittelbar nach den US-Daten auf ein Tagestief bei 10’805 Punkten, schloss aber dann noch um 1,49 Prozent tiefer auf 10’904,85 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,44 Prozent auf 1669,78 und der breite SPI 1,34 Prozent auf 14’058,15 Punkte ein. 26 der 30-SLI-Titel gaben nach und vier legten zu.

In der Spitzengruppe der Verlierer standen die volatilen Temenos (-3,6% auf 77,64 Fr.). Goldman Sachs hatte sich vorsichtig geäussert bezüglich einer makroökonomischen Verlangsamung und der weiter zunehmenden Konkurrenz. Zudem wurde das Kursziel auf 80 von 90 Franken reduziert. Das Rating lautet weiterhin «Neutral».

Zu den grössten Verlierern gehörten zudem die Grossbanken CS (-3,8%) und UBS (-3,1%). Dabei markierten CS kurzzeitig ein neues Jahrestief. Den Banken machte zusätzlich zur düsteren Marktlage ein vorsichtiger Kommentar von Morgan Stanley zu schaffen. Das Analystenteam geht für den gesamten europäischen Bankensektor von schwächeren Erträgen sowohl im Investment-Banking als auch der Vermögensverwaltung aus. Hinweise auf die Ertragslage der Branche dürften die am Donnerstag und Freitag erwarteten Quartalsberichte einiger US-Konkurrenten erlauben, hiess es. Erwartet werden unter anderem JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo.

Mit Partners Group (-2,5%), Sika (-2,6%) und Lonza (-0,8%) büssten auch Wachstumswerte Terrain ein, die im Vorjahr kräftig gestiegen waren. Die Aktien von Logitech (-3,3%) und die der als zyklisch geltenden Firmen Adecco (-2,8%), Holcim (-1,5%), ABB (-1,4%) und Kühne+Nagel (-1,4%) gaben ebenfalls klar nach.

Als Belastung für den Gesamtmarkt erwiesen sich für einmal die als defensiv geltenden Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche, die zwischen 1,8 und 1,0 Prozent nachgaben. Zeitweise waren die Verluste allerdings deutlich höher.

Im Minus schlossen zudem die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (-0,8%) und Swatch (-0,3%), deren Ergebnisse in nächster Zeit erwartet werden.

Gewinner im SLI waren die Technologiewerte VAT (+2,0%) und AMS Osram (+0,6%) sowie die Medizintechnikaktie Alcon (+0,03%) und Swisscom (+0,1%).

Der Vakuumventilhersteller VAT hat in den letzten Monaten dank einer hohen Nachfrage der Halbleiterhersteller Rekordwerte für Halbjahresumsatz und Marge erreicht. Dies verlieh auch den am breiten Markt gehandelten Branchenvertretern Comet (+1,2%), Inficon (+0,4%) und U-blox (+2,0%) Auftrieb.

Nach der Gewinnwarnung vom Vortag, als die Polypeptide-Papiere um 39 Prozent eingebrochen waren, setzten diese am Mittwoch ihren Sinkflug fort und verloren weitere 14 Prozent. (awp/mc/pg)

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