Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag erneut deutlich zugelegt. Dabei hat der Leitindex SMI erstmals seit dem 22. November wieder über der Marke von 12’500 Punkten geschlossen. Geschuldet war dies vor allem der Hoffnung, die sich derzeit rasant ausbreitende Omikron-Variante des Coronavirus führe zu einem weniger schweren Krankheitsverlauf als bei der ebenfalls grassierenden Delta-Variante. «Die Anleger scheinen die Angst vor der Mutante Omikron abgelegt zu haben und decken sich mit Aktien ein», meinte ein Händler. Zudem wollten die Marktteilnehmer das sich abzeichnende Jahresendrally keinesfalls verpassen.
Ebenfalls für Optimismus am Markt sorgten überraschend gute Konjunkturzahlen aus dem In- und Ausland. Die Marktteilnehmer blickten durch die Corona-Ära hindurch und positionierten sich entsprechend, hiess es. Positiv aufgenommen worden sei zudem, dass die chinesische Zentralbank die Mindestreserveanforderung für Banken um 50 Basispunkte gesenkt habe. Dagegen beeinflusste die Krise des chinesischen Bauträgers Evergrande die Stimmung kaum. Berichten zufolge spitzt sich die Schieflage allerdings zu.
Der SMI schloss um 1,12 Prozent höher bei 12’513,62 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 1,67 Prozent auf 2025,40 und der breite SPI um 1,36 Prozent auf 15’996,61 Zähler. 29 SLI-Titel schlossen fester und nur einer (Swiss Life) etwas leichter.
Die grössten Gewinne verzeichneten vor allem die Werte, die im bisherigen Jahresverlauf bereits stark zugelegt haben. So standen Richemont (+5,3%), Straumann (+5,3%), Sonova (+3,2%), Geberit (3,1%) und Kühne + Nagel (+3,6%) in der Spitzengruppe. Partners Group rückten um 2,8 Prozent vor. Diese Werte haben seit Jahresbeginn 30 Prozent und zum Teil auch deutlich mehr hinzugewonnen.
Unter den grössten Gewinnern waren zudem Swatch (+4,4%) zu finden. Zusammen mit Richemont profitierte der Uhrenhersteller laut Händlern von den Aussenhandelsdaten aus China. Auch habe der Titel im Vergleich zu Mitbewerbern noch Aufholpotenzial.
Gefragt waren zudem Technologiewerte wie AMS, Logitech und Temenos mit Aufschlägen von mehr als vier Prozent. Ihnen hätten im späten Handel die Kursavancen der US-Technologiewerte noch zusätzlich Rückenwind verliehen. Sie hinkten dem starken Markt aber noch hinterher, so dass Investoren die Kurse auch als günstige Einstiegsgelegenheit beurteilt hätten. Technologietitel gehörten auch europaweit zu den grössten Gewinnern.
Auch andere zyklische Werte wie Adecco (+1,2%), Holcim (+1,4%) und Schindler (+2,7%), die 2021 nicht zu den Topperformern zählten, waren gefragt, wie die Avancen zeigen.
Während Partners Group und UBS (+1,4%) die Top-Performer bei den Finanzwerten waren, fielen die Gewinne bei den Branchenkollegen Credit Suisse, Julius Bär, Zurich und Swiss Re und vergleichsweise verhalten aus. Sie verteuerten sich zwischen 0,8 Prozent und 0,02 Prozent. Swiss Life gaben gar 0,2 Prozent nach, waren allerdings zuletzt auch stark gesucht.
Trotz der zum Teil starken Gewinne hinkte der SMI seinen europäischen Pendants hinterher. Dies war vor allem den drei defensiven Schwergewichten zuzuschreiben. Nestlé (+0,1%), Roche (+0,2%) und Novartis (+0,3%) legten alle drei klar unterdurchschnittlich zu. Dies habe eine dynamischere Aufwärtsbewegung verhindert, hiess es.
In den hinteren Reihen waren Feintool (+6,2%) sehr gefragt. Händler verwiesen auf die Übernahmepläne des Unternehmens, mit denen es neues Wachstum generieren will. Beim Pharmazulieferer Siegfried (+6,6%) und dem Laborausrüster Tecan (+5,3%) sorgten Analysten mit positiven Kommentaren für gute Stimmung. Inficon (+6,8%), U-blox (+1,7%) und Sensirion (+5,0%) waren im Sog der festen Technologiewerte ebenfalls stark im Aufwind.
Dagegen nahmen die Anteilsscheine des Flughafens Zürich (-0,9%) nicht an der allgemeinen Erholung der Reisebranche teil. Noch stärkere Abgaben verzeichneten Pennystocks wie Igea Pharma (-13%) und Youngtimers (-7,0%). (awp/mc/ps)