Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag bis Handelsschluss keine klare Richtung eingeschlagen und mit einer leicht positiven Tendenz geschlossen. Während die deutlichen Abgaben der Novartis-Papiere den Leitindex SMI belasteten, gaben leichte Avancen bei Nestlé sowie das Kursrally der ABB-Titel dem Gesamtmarkt Halt. Alle drei Blue-Chips-Unternehmen legten Quartalszahlen vor.
Allgemein wurde die Marktstimmung von Händlern als abwartend bezeichnet: Einerseits seien die geopolitischen Unsicherheiten wie etwa der Handelskonflikt zwischen den USA und China oder die Spannungen zwischen dem Westen und Russland etwas in den Hintergrund getreten. Andererseits würden Impulse für eine Fortführung der Erholung fehlen, hiess es. Auch «frische» Konjunkturdaten aus den USA, etwa zum Arbeitsmarkt, bewegten die Märkte am Berichtstag kaum.
Bis Börsenschluss gewann der Swiss Market Index (SMI) lediglich 0,01 Prozent auf 8’833,18 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg deutlicher um 0,24 Prozent auf 1’462,17 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um moderate 0,03 Prozent auf 10’433,74 Stellen. Von den 30 wichtigsten Titel lagen am Ende zehn im Minus und 19 im Plus. Kühne+Nagel blieben auf dem Schlussstand vom Vortag stehen.
Zu reden gab am Markt auch noch der Euro-Franken-Kurs, der kurz vor Handelsende vorübergehend die Marke von 1,20 geknackt hat. Zuvor hatte er den ganzen Tag über knapp unter dieser Schwelle notiert. Die Marke ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil die SNB diese bis zur Aufhebung im Januar 2015 als Mindestkurs verteidigt hatte.
Bei den Aktien stand Novartis im Fokus. Die Papiere des Pharmakonzerns büssten nach Zahlen zum ersten Quartal mit 1,9 Prozent stark an Wert ein. Novartis hat zwar etwas mehr eingenommen als vom Markt erhofft und die Gewinnerwartungen knapp erreicht. Gewisse Sorgen bereiteten manchen Analysten allerdings die Entwicklung einiger der jungen Hoffnungsträger. Die Roche-Genussscheine bewegten sich kaum vom Fleck. Roche legt kommende Woche Zahlen vor.
Nestlé gewannen nach Quartalszahlen 0,2 Prozent dazu. Der Nahrungsmittelkonzern verbuchte ein stärkeres organisches Wachstum als erwartet. Der Start ins Jahr sei solide gewesen und das Volumenwachstum habe sich deutlich verbessert, hiess es. Leicht enttäuscht zeigten sich Analysten von der Preisentwicklung.
Unangefochten grösster Gewinner unter den Blue Chips waren die ABB-Aktien (+4,6%). Der Industriekonzern hat durch die Übernahme von B&R beim Auftragseingang, Umsatz und operativem Ergebnis zugelegt und die Analystenschätzungen teils deutlich übertroffen. Die Rückkehr auf den Wachstumspfad, Verbesserungen bei der Profitabilität und vielversprechende Aussichten zogen an der Börse Käufer an.
Auch Lonza (+1,8%) oder LafargeHolcim (+1,2%) verbuchten gute Kursgewinne. Dem Zementkonzern gab das starke Wachstum der indischen Tochter ACC Rückenwind.
Auf der Verliererseite gaben Aryzta (-4,7%) stark nach. Der Europa-Chef Dermot Murphy verlässt den Backwarenkonzern, und als Nachfolger kommt Gregory Sklikas von Unilever. Sika notierten bei einem Dividendenabschlag von 111 Franken mit 125 Franken oder 1,7 Prozent im Minus.
Am breiten Markt hat Sulzer (+2,9%) mit einem starken Auftragswachstum überzeugt. Insbesondere die Erholung im Öl&Gas-Sektor trieb das Geschäft an. Und aus den Turbulenzen um die US-Sanktionen gegen den Grossaktionär Vekselberg rechnet das Unternehmen nicht mit langfristigen Folgen und lediglich mit Kosten von 10 Millionen Franken.
Der Vermögensverwalter GAM (+2,5%) konnte bei den Kundengeldern und den verwalteten Vermögen stärker zulegen als erwartet. Und das Biotech-Unternehmen Idorsia (-0,8%) hat wie erwartet erneut rote Zahlen geschrieben. Das Logistikunternehmen Panalpina (-2,5) verbuchte Ergebnissteigerungen, blieb aber mit der Seefrachtsparte in den roten Zahlen stecken.
Bereits am Vorabend hatte Temenos (+0,6%) höhere Lizenzeinnahmen gemeldet. Positive Nachrichten gab es von der GV der Bank Vontobel (+5,6%), wo sich das Management mit dem Jahresstart zufrieden zeigte und Kundenvermögen auf Rekordhöhe meldete. Baader Helvea erhöhte sogleich das Rating auf «Buy». Bei AMS (-5,3%) belastete derweil eine Umsatzwarnung eines Konkurrenten. (awp/mc/ps)