Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag im Plus beendet. Der Leitindex SMI bewegte sich den ganzen Tag über in einem engen Band zwischen knapp 8’160 und knapp 8’190 Punkten – abgesehen von einem kurzen Taucher am frühen Nachmittag. Dieser wurde durch den überraschenden Entscheid der britischen Notenbank (Bank of England) ausgelöst, die Zinsen trotz Brexit nicht zu senken.
Nach dem ersten Schrecken gab es von Analysten Lob für diesen Entscheid: Die britischen Notenbanker hätten damit ihr Pulver trocken gehalten und könnten auf ökonomische Veränderungen weiterhin flexibel reagieren, hiess es. Abgesehen davon sorgte die gut angelaufene Berichtsaison in den USA für eine gute Stimmung am Markt. Vor allem die zuletzt arg gebeutelten Bankentitel sowie Zykliker profitierten davon.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,39% höher bei 8’174,02 Punkten. Vor dem letzten Handelstag summieren sich die Wochengewinne damit auf fast 1,7%, und die Chancen auf eine positive Wochenbilanz stehen gut. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, zog um 0,72% auf 1’210,74 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,34% auf 8’846,40 Zähler an. Von den 30 SMI/SLI-Titeln gingen 19 im Plus und elf im Minus aus dem Handel.
Die grössten Gewinne bei den Blue Chips verzeichneten die Credit-Suisse-Aktien (+4,0%), die sich auf 11,08 CHF verbesserten und das kürzlich erreichte Tief von unter 10 CHF somit deutlich hinter sich liessen. Auch die anderen Bankentitel von UBS (+2,6%) und Julius Bär (+1,8%) zählten zu den grössten Gewinnern. Sie alle profitierten von überraschend positiven Quartalszahlen der US-Bank JPMorgan, die am frühen Nachmittag veröffentlicht wurden. Trotz grosser Unsicherheiten an den Finanzmärkten fährt das US-Institut weiter Milliardengewinne ein. Laut Händlern ist die Stimmung aber generell für Bankenwerte wieder besser: Einige Grossanleger gingen nun offenbar davon aus, dass die Bankenkrise Italiens schrittweise gelöst werde, hiess es in Händlerkreisen.
Auffällig im Plus schlossen zudem die Zykliker Richemont (+2,9%), ABB (+1,6%), LafargeHolcim (+1,3%) und Adecco (+1,0%). Die Investoren hätten wegen der in den USA anlaufenden Quartalsberichtssaison für solche Titel wieder Mut gefasst, meinte ein Kommentator: «Sie hoffen auf einen Rebound der Unternehmensgewinne und Umsätze.»
Im Gespräch waren auch die Titel des Syngenta-Konzerns (+0,6%), für den ein Kaufangebot aus China vorliegt. Bei den Agrochemieunternehmen dreht das Übernahmekarussell nämlich weiter. Der US-Konzern Monsanto, der von der deutschen Bayer umworben wird, hat offenbar Gespräche mit BASF über eine Kombination der Agrochemie-Sparten wieder aufgenommen. Marktbeobachter interpretieren die Überlegungen als «Giftpille» in den Übernahmeverhandlungen.
Die defensiven Schwergewichte hatten es angesichts der positiveren Stimmung für Zykliker und Banken schwer. So hielten Nestlé (+0,3%) nur knapp mit dem Gesamtmarkt mit, Roche und Novartis (je -0,4%) hinkten ihm dagegen klar hinterher. Am Schluss der Rangliste standen bei Handelsende mit Actelion (-0,5%), Sonova (-0,7%) und Galenica (-1,2%) weitere defensive Werte.
Am breiten Markt waren Santhera das Hauptgesprächsthema, die mit -37% einen veritablen Kurssturz erlitten. Das Liestaler Pharmaunternehmen hatte am Morgen einen Rückschlag bei einem Zulassungsantrag für sein Medikament Raxone in den USA vermeldet. Der Markt habe Raxone-Umsätze bereits im kommenden Jahr erwartet, nun könnte es 2020 werden, kommentierte ein Analyst.
Keine Freude hatten die Investoren ausserdem an einer Rüge der SIX für das Biopharma-Unternehmen Addex (-4,8%). Und auch die Ankündigung von Straumann (-0,3%), eine Kaufoption für den südkoreanischen Implantathersteller MegaGen auszuüben, kam nicht allzu gut an.
Bei den Unternehmen, die Kennzahlen vorlegten, kamen Partners Group (+1,5%) und der Flughafen Zürich (+0,9%) besser weg als Bossard (-0,1%). Besonders positiv fielen zudem Bobst mit einem Kursplus von 9,9% sowie Lifewatch mit +6,1% auf. (awp/mc/pg)