CH-Schluss: SMI gewinnt 0,4% auf 8’846 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag etwas zugelegt und damit eine eher enttäuschende Woche zumindest versöhnlich abgeschlossen. Die neuerliche Rekordjagd an der Wall Street hat den hiesigen Aktienindizes nach einem wenig bewegten Handelstag zum Ende hin noch etwas auf die Beine geholfen. Damit reagierten die Anleger gelassen auf den Ausgang der Wahl zum Unterhaus in Grossbritannien.
Der unsichere Wahlausgang in Grossbritannien mit einem «Hung Parlament» hat weltweit kaum für grosse Turbulenzen im Börsenhandel gesorgt. Im Gegenteil: Viele Marktbeobachter sahen das Votum der Briten als klare Absage an einen «harten» Brexit. Sogar vom möglichen «Exit vom Brexit» war teilweise die Rede. Der «Ausstieg vom EU-Ausstieg» sei zumindest etwas wahrscheinlicher geworden, so Kommentatoren.
Der Swiss Market Index (SMI) legte am Freitag um 0,39% auf 8’845,85 Punkte zu, büsste jedoch im Wochenvergleich 2,2% ein. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg um 0,60% auf 1’402,82 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,41% auf 10’096,02 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln endeten 26 im Plus, drei im Minus und einer unverändert.
Deutlich nach oben ging es mit Clariant (+2,0%), für die Baader Helvea in einer Chemie-Branchenstudie das ‹Buy›-Rating bestätigte. Für Lonza (+2,0%) wurde in der gleichen Studie die Kaufempfehlung und für Sika (+0,6%) das Kursziel angehoben, bei bestätigter ‹Hold›-Bewertung. Insgesamt hat die Studie aber einen eher vorsichtigen Unterton: Das M&A-Momentum in der Branche habe den Zenit überschritten, schrieb der zuständige Analyst.
Kühne+Nagel stiegen um 1,6% und erreichten im Tagesverlauf ein neues Allzeithoch. Kepler Cheuvreux hat die Aktien des Logistikers in einer positiven Branchenstudie auf ‹Buy› und das Kursziel angehoben. Branchennachbar Panalpina (+1,2%) wurde in der Studie mit ‹Buy› bestätigt, die Titel werden zudem auf die europäische Mid-Cap-Auswahlliste der Bank genommen.
Um mehr als ein Prozent legten auch die zuletzt eher schwachen Swatch (+1,1%) sowie unter anderem Dufry (+1,3%), Sonova (+1,2%) und LafargeHolcim (+1,2%) zu.
Deutlich nach oben bewegten sich im späten Handel die Grossbanken-Aktien Credit Suisse (+1,7%) und UBS (+1,0%). Am Nachmittag hatte das US-Repräsentantenhaus dafür gestimmt, die Wall-Street-Reform Dodd-Frank durch neue Regeln zu ersetzen. Aber: Der Gesetzesentwurf wird voraussichtlich nicht durch den Senat kommen, weil die Demokraten dort die Verabschiedung blockieren dürften.
Die grosskapitalisierten Pharmawerte kamen hingegen nicht so richtig aus den Startlöchern: Novartis rückten um 0,4% und Roche um 0,1% vor. Erstere hatten am Vorabend positive Studienresultate zum Migräne-Produktkandidaten AMG 334 publiziert. Roche schlossen die Woche mit einem deutlichen Minus von 6,5% – Abgaben auf als Enttäuschung gewertete Studiendaten von der ASCO-Konferenz.
Mit Vifor (-1,7%) erlitt der dritte im SMI vertretene Pharmawert grössere Abgaben. Die Berner haben in Japan über das Joint Venture mit Fresenius die Rechte zur Entwicklung und Vermarktung des noch in der Entwicklung befindlichen Avacopan an Kissei abgegeben.
Die schwergewichtigen Nestlé (unverändert), sie bestreiten rund ein Viertel der SMI-Kapitalisierung, waren dem Leitindex ebenfalls nicht hilfreich. Sie knüpften über lange Strecken des Tages gar an die Gewinnmitnahmen an, die zu Wochenmitte mit Erreichen des Allzeithochs eingesetzt hatten.
Im breiten Markt ist die Übernahme von Lifewatch (+2,1%) durch BioTelemetry offenbar auf Kurs. Die US-Firma hält nach Ablauf der Angebotsfrist rund 82% am Telemedizin-Anbieter, wie diese am Morgen meldete.
Auffällig waren zudem die Aufschläge bei Cicor (+6,2%), Schlatter (+4,7%) und Ams (+2,9%) sowie die Abgaben bei den zuletzt starken Von Roll (-4,7%), Starrag (-4,1%) und Mobilezone (-3,1%). (awp/mc/upd/ps)