CH-Schluss: Höhenflug – Starke Zykliker und Finanzwerte ziehen SMI
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag im Einklang mit den anderen europäischen Märkten einen Höhenflug hingelegt und im laufenden Jahr den zweitstärksten Tagesgewinn gezeigt. Der Leitindex SMI durchstiess am Vormittag zunächst die Marke von 7’700 Punkten und am Nachmittag auch die Marke von 7’800 Punkten. Angeführt von den starken Richemont-Titeln zogen vor allem zyklischen Werte und Finanztitel die Schweizer Indizes nach oben.
Getragen wurde die gute Stimmung von Hoffnungen auf eine Entspannung in der Eurokrise, die sich auch in deutlich gesunkenen Renditen der Staatsanleihen von Ländern wie Italien und Spanien niederschlug. Positiv interpretiert wurden zudem eher durchzogen ausgefallene Einkaufsmanagerindizes aus Europa: Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB im laufenden Quartal den Refinanzierungssatz senke, sagte ein Analyst. Weitere Unterstützung boten am Nachmittag aus den USA erfreuliche Konjunkturdaten sowie überwiegend positiv aufgenommene Quartalsabschlüsse.
Der Swiss Market Index (SMI) beendete den Handelstag 2,54% höher auf 7’802,48 Punkte, nur knapp unter dem Tageshoch von 7’806 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg gar um 2,70% auf 1’162,19 und der breite Swiss Performance Index (SPI) kletterte um 2,43% auf 7’302,91 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln beendeten alle den Tag im Plus.
Die klar stärksten Avancen unter den Bluechips zeigten Richemont (+8,3%). Der Konzern stellte am Dienstag für das im März zu Ende gegangene Geschäftsjahr einen starken Gewinnanstieg in Aussicht. Die Titel der Branchennachbarin Swatch gehörten mit +3,3% ebenfalls zu den stärkeren Bluechips. Dies, obwohl die am Morgen veröffentlichten Daten zu den Schweizer Uhrenexporten im März von Analysten als eher enttäuschend bezeichnet wurden.
Ebenfalls stark im Plus schlossen Clariant (+4,8%), auch wenn Goldman Sachs in einer neuen Studie zum Chemiesektor das «Sell»-Rating bestätigt hat. Ein Marktbeobachter führt die Avancen auf Übernahmespekulationen zurück. Bei den weiteren Zyklikern stiegen ABB (+4,1%) vor der Vorlage der Erstquartalszahlen durch den Elektrotechnikkonzern am (morgigen) Mittwoch deutlich.
Bei den Grossbanken verzeichneten UBS (+2,9%) deutliche Avancen, während CS (+0,8%) den Tag als eine der schwächsten Bluechips beendeten. Die Credit Suisse wartet am Mittwoch ebenfalls mit Quartalszahlen auf. Sie gab am Dienstagmorgen zudem den Verkauf ihres sekundären Private Equity Geschäftes Strategic Partners an die Investmentgesellschaft Blackstone bekannt. Bei den gut laufenden Versicherern wiesen die Aktienkurse von Swiss Life (+3,6%) und Swiss Re (+3,4%) die stärksten Avancen auf.
Zahlen vorlegen wird am Mittwoch zudem der Pharmakonzern Novartis (Aktien +2,5%). Der Pharma-Multi gab des weiteren für einen Produktkandidaten zur Behandlung der Lungenkrankheit COPD gute Studienresultate bekannt. Die Basler Konkurrentin Roche (Aktien +2,2%) reorganisiert ihr Life-Science-Geschäft und löst den Geschäftsbereich Applied Science auf. Damit verbunden ist ein Stellenabbau in Deutschland und den USA.
Nestlé schlossen 1,8% höher. Das Aktienresearch von Goldman Sachs hat das Kursziel für die Titel im Rahmen einer Branchenstudie leicht auf 71,80 CHF erhöht, bleibt aber beim Rating «Neutral». Unter dem Durchschnitt legten Swisscom und Syngenta (je +1,4%) zu. Beim Agrochemie-Unternehmen wurde als belastender Faktor der jüngste Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums angeführt, der eine erhebliche Verzögerung der nordamerikanischen Anbausaison bestätigt. Schwächster SLI-Wert war Swiss Prime Site (+0,5%).
Im breiten Markt sackten die AMS-Titel um 11% ab. Der österreichische Chiphersteller lag mit den am Montagabend veröffentlichten Zahlen zum ersten Quartal beim Umsatz leicht und bei den Gewinnzahlen relativ deutlich unter den Markterwartungen.
Mit deutlichen Kursgewinnen gingen Georg Fischer (+3,9%) aus dem Markt. Das Unternehmen konnte einen Grossauftrag von über 380 Mio CHF vermelden. Der Reisedetailhändler Dufry (+3,7%) gab den Abschluss der Mehrheitsübernahme am Reise-Retailgeschäft der griechischen Folli Follie-Gruppe bekannt. (awp/mc/pg)