CH-Schluss: SMI schliesst erneut fester
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Mittwoch die Erholung fortgesetzt und höher geschlossen. Händler sagten, die überraschende Zinssenkung der US-Notenbank Fed und das Bekenntnis der G7-Staaten, gegebenenfalls der von der Coronavirus-Epidemie bedrohten Konjunktur unter die Arme zu greifen, habe zu einer Beruhigung der zuletzt sehr turbulenten Märkte beigetragen. Der Markt sei aber immer noch dabei, Boden zu bilden. «Wir dürfen daher noch eine gewisse Zeit mit volatilen Märkten rechnen», sagte ein Händler.
Am Vortag hatte das Fed ausserplanmässig den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte gesenkt und damit die Märkte überrascht. Dies war die erste Notfall-Zinssenkung des Fed seit der weltweiten Finanzkrise. In der Folge sank die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen erstmals unter 1,0 Prozent. Doch nicht alle Marktteilnehmer freuten sich über den Zinsschritt des Fed. Damit hätten die Notenbanker möglicherweise über das Ziel hinaus geschossen und unnötig Munition verschwendet. Die starke Zinssenkung wecke eher die Befürchtung, dass die Währungshüter mit einem starken wirtschaftlichen Einbruch rechneten. «Präventiv hätte ein Viertelpunkt auch gereicht», sagt ein Händler.
Der SMI schloss nach einem Tageshoch auf 10’296 Punkten um 1,63 Prozent höher auf 10’251,39 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte einschliesst, stieg um 1,10 Prozent auf 1’557,31 Zähler und der breite SPI um 1,20 Prozent auf 12’448,10 Punkte. Im SLI standen 23 Gewinnern 7 Verlierer gegenüber.
Der Volatilitätsindex VSMI ermässigte sich weiter und auch die Nachfrage nach Gold liess laut Händlern wieder etwas nach. Gleichzeitig zogen die Ölpreise etwas an. Auch der Wahlerfolg von Joe Biden bei den Präsidentschaftswahlen am sogenannten «Super-Tuesday» dürfte zur Beruhigung beigetragen habe. Biden gilt als Wunschkandidat der Finanzmärkte. «Der gemässigte Demokrat würde für Entspannung bei den Handelskonflikten sorgen», sagte Thomas Gitzel von der VP Bank.
Bei den Blue Chips wurden Papiere von Unternehmen mit einem defensiven Geschäftsmodell bevorzugt. Dazu zählten der Telekomwert Swisscom (+3,5%), die Pharmatitel Novartis (+2,0%) und Roche (+3,1%) und der Lebensmittelmulti Nestlé (+2,5%). Roche hat eine weitere Auszeichnung der US-Behörde FDA für einen Krebstest erhalten und die chinesischen Gesundheitsbehörden haben zudem das Arthritis-Mittel Actemra zur Behandlung von Coronavirus-Patienten empfohlen.
Kursgewinne verbuchten zudem mit Sonova (+1,5%), Vifor (+1,2%) und Lonza (+1,2%) weitere Anteile aus dem Gesundheitssektor.
Aus spekulativen Gründen waren die Aktien von Clariant (+2,7%) stark gesucht. Händler verwiesen darauf, dass der Grossaktionär Sabic den Anteil am Chemiekonzern jüngst auf 31,5 Prozent erhöht hat. Die Firma gelte zudem auch als ein Übernahmekandidat.
Kein einheitliches Bild ergab sich bei den zyklischen Papieren. So reihten sich LafargeHolcim (+1,8%), SGS (+1,5%) und Logitech (+1,3%) bei den Gewinnern ein. Kühne+Nagel (-0,9%), Adecco (-0,5%), AMS (-0,3%) und ABB (-0,1%) schwächten sich dagegen ab.
Die Aktien von Swatch (+0,4%) waren höher. Drei exekutive Mitglieder aus dem Verwaltungsrat haben gemäss Angaben der Schweizer Börse SIX kürzlich Aktien im Wert von 17,5 Millionen Franken gekauft. Die Aktie ist am vergangenen Montag mit 215,50 Franken auf den tiefsten Stand seit Sommer 2009 gefallen.
Den stärksten Abschlag verbuchten Alcon (-3,9%), was Händler vor allem mit Gewinnmitnahmen erklärten.
Wenig verändert waren die Aktien von Credit Suisse (+0,1%) und UBS (-0,1%). Den Banken machen die tiefen Zinsen zu schaffen. «Tiefe Zinsen bzw. Renditen bedeuten tiefere Einnahmen, geringere Margen und weniger Gewinn», sagte ein Händler.
Im breiten Markt legten Sunrise-Aktien (+4,0%) zu. Abgesehen von den defensiven Eigenschaften wie etwa der Dividendenrendite stützen auch Analystenkommentare den Titel. Ein gesenkter Ausblick belastete Dormakaba (-7,5%) und ein Gewinnrückgang Siegfried (-4,1%). (awp/mc/pg)