Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag den Aufwärtstrend der Vorwoche fortgesetzt und fester geschlossen. Dabei baute der Leitindex SMI die Gewinne sukzessive weiter aus und stiess erstmals seit rund einem Monat über die Marke von 11’200 Punkten vor. Gestützt wurden die Kurse von der Hoffnung, dass die Öffnung des chinesischen Marktes nach den Covid-Restriktionen der Weltwirtschaft Impulse verleihen und dass die US-Notenbank Fed die Zinsen langsamer erhöhen wird als zuletzt. Denn gemäss den jüngsten Arbeitsmarktdaten hat der Lohndruck in den USA nachgelassen und sich die Stimmung im Dienstleistungssektor deutlich eingetrübt. Eine sanfte Landung der Konjunktur sei möglich und bedeute nicht zwangsläufig eine tiefe Rezession, hiess es dazu in Marktkreisen.
Ob die positive Tendenz anhält, dürfte vor allem von den am Donnerstag erwarteten US-Inflationsdaten abhängen. Sollte die Teuerung weiter sinken, «wäre dies ein weiterer Katalysator für den Aktienmarkt», sagte ein Händler. Auch in Europa hat die Teuerung nachgelassen und viele Börsianer sind der Ansicht, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten sei. Doch sei sie weiterhin inakzeptabel hoch und daher müssten sowohl die US-Notenbank als auch die EZB die Zinsen weiter anheben. Impulse für den Markt werden zudem am Wochenschluss erwartet, wenn die Grossbanken in den USA die Berichtssaison zum vierten Quartal einläuten.
Der SMI schloss um 0,61 Prozent höher bei 11’212,57 Punkten, etwas unter dem Tageshoch von 11’234,13 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 1,19 Prozent zu auf 1734,52 Punkte und der breite SPI 0,72 Prozent auf 14’378,47 Zähler. Im SLI standen 27 Gewinnern drei Verlierer gegenüber.
An der Spitze der Gewinner unter den Bluechips standen die Aktien von AMS Osram (+5,6%). Deckungskäufe und die Hoffnung, dass, wenn der Grosskunde Apple demnächst eine VR-Brille auf den Markt bringe, der österreichische Sensorenhersteller als Lieferant zum Zug kommen könnte, hoben den AMS-Kurs erstmals seit Anfang Dezember über die Marke von 8 Franken. Auslöser der Spekulationen war der Internet-Blog MacRumors. Dieser berichtete, Apple könnte im Juni eine eigene Virtual-Reality-Brille vorstellen und ab dem Herbst dann sogar in die Läden bringen.
Gesucht waren zudem die Aktien des Sanitärtechnikkonzerns Geberit (+4,3%). Goldman Sachs hat nach vier Jahren die Verkaufsempfehlung auf eine neutrale Einstufung heraufgesetzt. Gekauft wurden auch andere baunahe Werte wie Sika (+5,1%) und Holcim (+2,0%).
Technologie- und Wachstumswerte erfreuten sich dank der Zins- und «Chinaöffnungs»-Hoffnungen an Käufen zu Kursen auf Schnäppchenniveau, wie ein Händler sagte. So legten der Technologietitel VAT (+4,1%) und die Medizintechniker Straumann (+4,0%) und Sonova (+1,6%), der Riechstoffhersteller Givaudan (+3,1%), die Luxusgüterproduzenten Swatch (+2,1%) und Richemont (+1,2%) kräftig zu.
Bei den Finanztiteln griffen die Anleger nach Credit Suisse (+3,2%), die gar über 3 Franken auf 3,05 Franken schlossen, sowie UBS, Julius Bär und oder Zurich mit Kursgewinnen von mehr als einem Prozent. Negativer Ausreisser waren Swiss Re (-0,9%).
Dagegen blieben defensive Werte wie die Marktschwergewichte Roche (-0,8%) und Novartis (-0,5%) ungefragt. Nestlé (+0,5%) schüttelten die anfänglichen Verluste ab und schlossen höher.
Auf den hinteren Reihen legten Zur Rose (+9,6%) nach Deckungskäufen markant zu.
Bei Medmix (+4,5%) und dem Autozulieferer Autoneum (+6,5%) wurden jeweils eine Übernahme positiv gewürdigt. Zudem zeigte sich der europäische Automobilsektor insgesamt in guter Verfassung.
Molecular Partners gewannen 8,8 Prozent. Das Unternehmen will möglicherweise die Kooperation mit Novartis vertiefen. Dagegen gaben die Aktien der SNB nach einem dreistelligen Verlust in Milliarden-Höhe um 1,6 Prozent nach. (awp/mc/pg)