Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit schwächeren Notierungen in die neue Handelswoche gestartet. Während Finanzwerte und zyklische Aktien wie letzten Freitag in der Gunst der Anleger standen, drückten Umschichtungen aus den defensiven Schwergewichten den hiesigen Börsenplatz ins Minus. Auch über den Zustand der chinesischen Wirtschaft hätten den Aktienmärkten am Montag einen moderaten Dämpfer versetzt, hiess es im Handel.
Händlern zufolge positionieren sich die Anleger für mutmassliche weitere Lockerungsmassnahmen der US-Notenbank Fed. Diese wird am Donnerstag das nächste Mal tagen. An einem an sich nachrichtenarmen Tag richteten sich die Augen der Börsianer auch wieder auf die Politik. So wird die Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm ESM und dem europäischen Fiskalpakt vom Mittwoch mit Spannung erwartet. Gleichtags wird die EU-Kommission ihren Vorschlag zu einer europäischen Bankenaufsicht präsentieren.
Der Swiss Market Index (SMI) ging am Montag 0,45% leichter bei 6’507,87 Punkten aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,18% auf 976,81 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,34% auf 6’024,80 Zähler nach. Die SMI-Schwergewichte belasteten den Gesamtmarkt massgeblich: Roche (-1,5%) und Novartis (-0,9%) wurden trotz höherer Kursziele von Merrill Lynch verkauft. Auch Nestlé (-0,7%) litten unter Umschichtungen in risikofreudigere Papiere. Die drei genannten Valoren bestreiten mehr als die Hälfte der SMI-Kapitalisierung. Die ebenfalls als defensiv geltenden Givaudan (-0,8%) und Swisscom (-0,9%) standen auch auf den Verkaufszetteln.
Die Bankwerte setzten ihre Erholung dank Notenbank-Spekulationen fort: Credit Suisse gewannen 0,3%, Julius Bär ebenfalls 0,3% und UBS 0,8%. Letztere standen mit dem Prozessauftakt gegen den früheren Händler Adoboli im Blickpunkt der Investoren. Die Assekuranz tendierte leichter; so sanken etwa Swiss Re um 0,4%. Der Rückversicherer erwartet einen moderaten Anstieg der Rück-/Versicherungspreise, wie der Konzern im Vorfeld einer Branchentagung in Monte Carlo bekanntgab. Tiefere Zinssätze und strengere Solvenzanforderungen würden höhere Preise begünstigen, hiess es. Auch Zurich Insurance büssten 0,4% und Bâloise 0,7% ein.
Zykliker präsentierten sich mehrheitlich freundlich. So stiegen ABB um 0,2%, obschon die Titel von Goldman Sachs Analysten mit einem etwas tieferen Kursziel versehen wurden. Das Rating wurde aber auf «Buy» belassen. Andere Zykliker wie Syngenta (+1,5%), Adecco (+2,0%), Sika (+1,1%) und Swatch (+0,5%) legten ebenfalls zu. Und Richemont stiegen gar trotz Dividendenabgang um 1,4%. Umgedreht haben indes die Vorzeichen bei den Aktien des Ölservicekonzerns Transocean. Diese verbilligten sich bis zum Handelsende um 2,1%, nachdem im frühen Handel noch ein deutlich Plus notiert wurde. Transocean hat einen milliardenschweren Deal abgeschlossen und veräussert 38 Flachwasser-Bohrplattformen für 1,05 Mrd USD an Shelf Drilling International. Die Transaktion wird allerdings mit einer Wertberichtigung im dritten Quartal zu Buche schlagen.
Die Titel des Warenprüfers SGS sanken um 0,4%. Die Genfer übernehmen die kanadische Ludwig Group, die einen Umsatz von 7 Mio CAD erzielt und 44 Mitarbeiter zählt. Ludwig Group sei ein führendes Material-Test-Labor hauptsächlich für den Bereich Infrastruktur und Pipeline der westkanadischen Öl- und Gasindustrie.
Am breiten Markt hat Newron (-0,3%) im ersten Semester erstmals in der Geschichte des Unternehmens einen Gewinn erzielt. Burkhalter (+0,7%) erlitt einen Umsatzrückgang im ersten Halbjahr, erzielte jedoch einen höheren EBIT und Gewinn. Für 2012 erwartet die Unternehmensleitung einen höheren Gewinn pro Aktie. Die grössten Gewinner im SPI waren Addex (+17,4%). Die Papiere waren erneut gesucht, nachdem der US-Broker Wedbush mit der Abdeckung des Unternehmens vergangene Woche begonnen hatte. Bereits am Freitag stiegen die Valoren um 18%. (awp/mc/pg)