CH-Schluss: SMI mit Minus von 1,3% bei 9031 Punkten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag im tiefroten Bereich beendet. Nach einem bereits negativen Start hat der Leitindex SMI seine Verluste im Tagesverlauf kontinuierlich ausgeweitet. Nach zwei Wochen seitwärts verlaufener Richtungssuche hat damit die sich ausweitende Krise in der Türkei den Ausschlag für einen Ausbruch nach unten gegeben. Der rasante Verfall der türkischen Währung hat auch auf den Euro und die Aktienmärkte durchgeschlagen. Der Euro ist zum Franken auf ein neues Jahrestief unter die Marke von 1,1350 Franken gefallen.
Laut Medienberichten wachsen wegen der Türkei-Krise auch bei der EZB-Bankenaufsicht die Sorgen um einige europäische Banken, falls kurzfristige Verbindlichkeiten ausfallen sollten. Das brachte europäische und Schweizer Bankenwerte unter Druck. Zusätzlich wurden die Zykliker durch die Frankenstärke belastet. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und China blieb ein Thema, zumal sich die Lage in den vergangenen Tagen mit der Ankündigung von weiteren Zöllen auf beiden Seiten weiter verschärft hat.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit einem Minus von 1,25 Prozent bei 9’031,33 Punkten. Auf Wochensicht ergab sich ein Verlust in ähnlicher Grössenordnung von 1,4 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsste 1,35 Prozent auf 1’478,32 Punkte ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,25 Prozent auf 10’767,08 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln gaben praktisch alle nach.
Im freien Fall befanden sich weiter Aryzta (-14%), womit sich diese mittlerweile neun Tage in Folge nachgegeben haben. Die Experten der Zürcher Kantonalbank sehen bei den Titeln unverändert die Gefahr eines Totalverlustes für die Aktionäre. Der Wochenverlust der im bisherigen Jahresverlauf schon äusserst schwachen Aktien belief sich auf knapp 30 Prozent.
Überdurchschnittlich unter Druck standen nach dem schwachen Mittwoch und dem starken Donnerstag erneut Vifor Pharma (-2,6%), dies nach einer Abstufung durch Kepler Cheuvreux auf «Reduce». Das Institut berief sich dabei auf enttäuschende Aussagen am vergangenen Mittwoch zum Hoffnungsträger Veltassa.
Die verschärfte Türkei-Krise belastete aber auch die Banken, wobei Julius Bär (-2,0%), UBS (-2,2%) und CS (-2,4%) allesamt in ähnlichem Rahmen zurückgenommen wurden. Marktteilnehmer verwiesen auf die Schwäche des gesamten Sektors auch an anderen europäischen Börsen.
Auch einige konjunktursensitive Titel wie Swatch (-2,5%), Schindler (-2,0%) oder LafargeHolcim (-1,7%) wurden verkauft.
Besser schnitten die als sicher geltenden defensiven Schwergewichte Roche und Novartis ab, beide wiesen aber ebenfalls vergleichsweise «robuste» Verluste im Bereich von 0,8 bis 0,9 Prozent auf. Keine Stütze waren dem Gesamtmarkt auch Nestlé (-1,5%).
Einzige Gewinner waren Lonza (+0,4%), für die Kepler Cheuvreux das Kursziel deutlich erhöht und die Empfehlung «Buy» bestätigt hatte.
Im breiten Markt gerieten insbesondere die stark in der Türkei engagierten Rieter (-5,6%) arg unter Druck. Nach schwachen Semesterzahlen büssten auch Dätwyler (-5,5%) markant an Terrain ein. Dätwyler ist im ersten Halbjahr zwar gewachsen und hat den Ausblick bestätigt, das Ergebnis blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück.
Dagegen wurde der Halbjahresausweis von Conzzeta (+3,4%) von den Börsianern gelobt. Das am Morgen vorgelegte Halbjahresergebnis hat insbesondere mit einem sehr starken Umsatzwachstum positiv überrascht.
Fleissig verkauft wurden wiederum auch einige Technologie-affine Aktien wie Comet (-4,6%), AMS (-3,9%) oder U-Blox (-2,1%). Diese hätten unter Verkaufsaufträgen aus dem amerikanischen Raum gelitten, hiess es am Markt. (awp/mc/pg)