Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem zunächst freundlichen Start am Ende mit deutlichen Verlusten geschlossen. Die Nachricht, dass sich die Opec-Länder auf eine Förderobergrenze geeinigt haben, hatte nicht nur die Ölpreise steigen lassen, sondern vorübergehend auch die Risikobereitschaft der Anleger.
Am Ende habe es eine Vielzahl kleinerer Belastungsfaktoren gegeben, die alle zusammen zu dem Abrutschen ins Minus geführt hätten. So hätten etwa Fed-Mitglieder das Thema Zinserhöhung für das November-Treffen der US-Notenbank wieder auf die Agenda gebracht, sagte ein Händler. Weitere verwiesen auf die schwachen Daten vom US-Häusermarkt, die den Dollar am Nachmittag unter Druck setzten. Der Franken legte im Gegenzug sowohl zum Euro als auch dem US-Dollar etwas zu.
Der Swiss Market Index (SMI) ging mit einem Abschlag von 0,68% bei 8’164,20 Punkten aus dem Handel, mehr als 100 Punkte unter den Tageshoch von 8,281,83 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, schloss um 0,55% tiefer bei 1’238,71 Punkten und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab um 0,61% auf 8’902,79 Punkte nach. Von den 30 wichtigsten Titel schlossen 23 im Minus und fünf im Plus, während Clariant und LafargeHolcim unverändert aus dem Handel gingen.
Kursverluste von jeweils mehr als einem Prozent bei den beiden Pharma-Schwergewichten Novartis (-1,7%) und Roche (-1,1%) waren die grössten Belastungsfaktoren. Positive Studiendaten zum Novartis-Migränemedikament AMG 334 (Erenumab) waren zwar zur Kenntnis genommen worden, ihr Effekt erwies sich aber als kurzlebig.
Ähnlich erging es am Ende den Anteilsscheinen von Actelion (-0,9%). Sie sackten im späten Handel mit dem Markt ab, nachdem der Start einer Studie zur Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose die Titel für die meiste Zeit gestützt hatte.
Deutliche Verluste fuhren zudem die Aktien von Sika (-2,4%), Galenica (-2,2%) und Givaudan (-1,8%) ein. Beim Geschmacksstoff- und Aromen-Hersteller Givaudan sorgte ein Analystenkommentar für Verstimmung.
Auffällig war auch einmal mehr der Bankensektor. Seit Wochenbeginn haben Sorgen um die finanzielle Lage der Deutschen Bank sowie ein umfangreiches Kosteneinsparprogramm bei der Commerzbank die Branche mit Schlagzeilen in Atem gehalten. Während die Papiere der Credit Suisse (+1,8%) sich etwas erholten, ging es für die Papiere von UBS und Julius Bär um 0,1% bzw. 0,7% abwärts. Ein Pressebericht, wonach sich die Credit Suisse in Vergleichsverhandlungen mit dem US-Justizministerium um umstrittene Hypothekengeschäfte aus der Zeit vor der Finanzkrise von 2008 befindet, schien die Investoren kaum zu beunruhigen.
Bei der UBS hatten dagegen Aussagen von Konzernchef Sergio Ermotti an einer Finanzkonferenz den frühen Erholungsversuch gestoppt. Der Manager liess durchblicken, dass Grossbank im dritten Quartal das schwierige Umfeld zu spüren bekommen hat. Die normale Saisonalität, die unsichere Konjunktur und die erhöhten geopolitischen Spannungen hätten zu einer Risikoscheu der Kunden und niedrigen Transaktionsvolumen geführt, sagte er.
Auf der Gewinnerseite folgten hinter den CS-Papiere die Aktien von Aryzta (+0,9%), die ebenfalls auf volatile Handelstage zurückblicken. Zudem wurden Industriewerte wie LafargeHolcim (+0,8%) und die Aktien des rohstoffsensitiven Warenprüfers SGS (+0,3%) verstärkt nachgefragt, da sie zu den Profiteuren der Opec-Förderbegrenzung gezählt wurden.
Im breiten Markt fielen ging es besonders deutlich für die Aktien des Vermögensverwalters Gottex (-3,3%) abwärts, der die Vorlage seiner Halbjahreszahlen am Vorabend verschoben hatte. Ähnlich deutlich fielen die Abschläge beim Chiphersteller AMS (-3,3%) aus.
Das Gegenstück bildeten unter anderem die Anteilscheine von Burckhardt Compression (+4,9%) und Evolva (+3,6%). Burckhardt dürfte ebenfalls zu den Opec-Profiteuren gehören. (awp/mc/pg)