CH-Schluss: SMI schliesst klar unter Tageshoch fester
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag zwar fester aber deutlich unter dem Tageshoch geschlossen. Damit hat die Erholung, die am Vortag dank neuer Hoffnung auf eine Einigung im US-chinesischen Handelsstreit eingesetzt hatte, an Schwung verloren.
Das Geschehen dürfte nach Ansicht von Marktspezialisten weiterhin unter der Fuchtel des Handelskonflikts stehen. Die Gespräche der beiden Kontrahenten verliefen gemäss jüngsten Angaben aus informierten Kreisen zwar konstruktiv weiter, obwohl sich Präsident Donald Trump zuletzt ganz anders geäussert hatte. Da die Anleger nach dem «ewigen Hin und Her» von Präsident Trump Zweifel an einem erfolgreichen Ausgang der Gespräche hegten, hätten die Anleger im Verlauf Gewinne eingestrichen. «Es drängt sich mir nicht der Eindruck auf, dass es zwangsläufig auch zu entsprechenden Ergebnissen kommen muss», meinte ein Analyst. «Wir werden uns noch an mehr als einer Pirouette des Präsidenten erfreuen müssen», sagte ein Börsianer.
Der SMI schloss nach einem Tageshoch bei 10’438,69 Punkten noch um 0,28 Prozent höher bei 10’363,50 Punkten. Der die 30 grössten Werte umfassende SLI stieg um 0,29 Prozent auf 1’593,78 und der breit gefasste SPI um 0,22 Prozent auf 12’520,82 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gingen 21 fester und 9 tiefer aus dem Handel.
An der Spitze der Gewinner standen die Aktien von Swatch (+2,0%). Wie üblich sei der Titel gefragt gewesen, wenn die Hoffnung auf eine Entspannung im Handelsstreit aufkeime, meinten Händler. Zudem bestätigte Kepler eine Kaufempfehlung. Überdies sorgten Übernahmefantasien im Sektor für Auftrieb. Und ganz allgemein seien die Leerverkäufer bei Swatch auf dem Rückzug. Die Anteile von Konkurrent Richemont (-0,3%) schlossen dagegen leicht tiefer.
Zu den grösseren Gewinnern zählten auch andere zyklische Werte wie etwa die des Softwareherstellers Temenos (+1,8%), des Computerzubehörhersteller Logitech (+0,9%) und des Bauchemieproduzenten Sika (+0,7%).
Die Papiere des Automationskonzerns ABB (+0,7%) setzten den Anstieg vom Vortag fort. Händler erwähnen die Aussagen von Verwaltungsratspräsident Peter Voser, wonach sich das Traditionsunternehmen von weiteren Geschäftsbereichen trennen könnte.
Positive Nachrichten zur Pipeline, die Novartis (+0,3%) anlässlich des Investorentags veröffentlicht hatte, verhalfen dem Pharmatitel zeitweise zu einem Kursplus von mehr als einem Prozent. Von den anderen beiden Schwergewichten rückten Roche um 0,4 Prozent und Nestlé um 0,3 Prozent vor.
Uneinheitlich bei geringen Kursänderungen zeigten sich die Bankaktien: UBS sanken um 0,3 Prozent und Credit Suisse stiegen um 0,1 Prozent.
Die Aktien der Privatbank Julius Bär schlossen nach einem volatilen Kursverlauf um 0,6 Prozent tiefer. Das Unternehmen wartete am Vorabend mit einer Negativmeldung auf: Die Bank erlitt vor einem Gericht im Rechtsstreit um verschollene DDR-Vermögen eine Niederlage und nimmt nun eine Rückstellung in dreistelliger Millionenhöhe vor.
Die Bär-Aktien wurden aber auch von Spekulationen belastet. Am Markt hiess es, die «Bären» könnten sich die Bank EFG International (+7,0%) einverleiben, deren Aktien am breiten Markt gelistet sind. Gegenüber AWP wollten beide Geldhäuser diese Spekulationen nicht kommentieren.
AMS (-0,3%) schlossen schwächer. Der Halbleiterhersteller hält kurz vor Ablauf der Übernahmefrist 39,8 Prozent der Osram-Aktien. Für eine erfolgreiche Übernahme braucht AMS 55 Prozent. Bei der Jagd nach Osram könnte es noch sehr eng werden, hiess es am Markt. Die Frist endet um Mitternacht.
Am breiten Markt setzten Schmolz+Bickenbach (-4,3%) den kursmässigen Aderlass fort. Die Firma ist finanziell angeschlagen. Ihr macht die Krise in der Stahl- und Automobilindustrie stark zu schaffen. Zudem muss der Stahlkocher sein Kapital erhöhen, um die Pleite abzuwenden.
Die Aktien von Schaffner, die ebenfalls der Automobilindustrie zuliefert, sackten um 4,7 Prozent ab. Die Firma verzichtet nach einem Gewinneinbruch um mehr als einen Fünftel auf die Jahresprognose und kürzt die Dividende. (awp/mc/pg)