Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag mit leichten Gewinnen beendet. Nach einem schwachen Start legte der SMI als wichtigstes Schweizer Aktienbarometer kontinuierlich etwas zu und schaffte zum Schluss gar den Sprung klar in positives Territorium. Was genau die Kehrtwende bewirkte, war nicht ganz klar. Händler sprachen von einem ruhigen, aber auch etwas zufälligen Geschehen. Die meisten Marktteilnehmer blieben jedenfalls weiterhin an der Seitenlinie und würden der Dinge harren, die da noch kämen, hiess es.
Gute Nachrichten sind weiterhin Mangelware. «Neben den bekannten Negativfaktoren wie Krieg, Rezession, Inflation und Zinserhöhungen haben sich zuletzt noch die Belastungsfaktoren Energiekrise und China-Lockdown hinzugesellt», sagte ein Händler. Allerdings seien wohl für viele Marktteilnehmer die negativen Einflussfaktoren zu einem guten Teil eingepreist. Mit Spannung warte der Markt nun aber vor allem auf die nächsten Konjunkturdaten aus den USA und China. So werden am (morgigen) Mittwoch die neuesten US-Inflationsdaten veröffentlicht und zum Wochenschluss das BIP aus China. «Beide Daten haben das Zeug, das Marktgeschehen in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen», sagte einer.
Der SMI gewann zum Handelsschuss 0,39 Prozent auf 11’069,83 Punkte, gegenüber dem Tagestief bei 10’926 Punkten am frühen Morgen machte der SMI somit über 140 Punkte gut. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann um 0,40 Prozent auf 1694,10 und der breite SPI um 0,31 Prozent auf 14’249,34 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 24 im Plus und nur 6 im Minus.
Im Fokus seien am Dienstag aber fast mehr die Devisen- als die Aktienmärkte gewesen, hiess es im Handel. So fiel der Euro erstmals seit zwei Jahrzehnten auf die Parität zum US-Dollar. Und auch zum Schweizer Franken sackte die Gemeinschaftswährung am Morgen auf ein neues Jahrestief bei 0,98355.
Bei den grössten Gewinnern im Feld der Blue Chips waren zum Handelsschluss die Bankentitel Julius Bär (+2,7%) und UBS (+2,2%) zu finden. Aber auch CS (+1,7%), die über weite Strecken am Schluss der Tabelle zu finden waren, hielten sich am Ende relativ gut. Im vorderen Teil schlossen auch die Versicherer Swiss Re (+1,6%), Swiss Life (+1,4%) und Zurich (+0,8%). Spezifische Gründe dafür gab es keine. Zum Teil wurde im Handel auf die hohen Dividendenrenditen vor allem bei den Versicherern als mögliches Kaufargument hingewiesen.
Gesucht waren aber auch einige Zykliker wie Swatch (+3,0%), Holcim (+1,8%), Adecco (+1,8%), Richemont (+1,3%) oder ABB (+1,3%). Bei den beiden Luxusgüterwerten werden noch diese Woche die Quartalszahlen erwartet, wobei angesichts der Lieferschwierigkeiten und neuen Corona-Problemen in China auch der Ausblick für Interesse sorgen dürfte.
Bei den SMI-Schwergewichten schlossen erneut Roche am besten ab. Der Genussschein legte am Mittwoch 0,6 Prozent zu, nachdem er bereits am Vortag 1,4 Prozent dazugewonnen hatte. Roche vermeldet immer wieder positive Nachrichten – zuletzt gute Daten für das Medikament Hemlibra oder eine Onkologie-Zusammenarbeit mit dem US-Biotechunternehmen Bicycle Therapeutics. Etwas dahinter folgten dann Nestlé (+0,4%), während Novartis (-0,1%) gar etwas verloren.
Die grössten Verluste bei den Blue Chips entfielen derweil auf Givaudan (-3,5%). Aber auch der Pharmazulieferer Lonza (-2,5%) musste unten durch. Dafür dürfte eine Gewinnwarnung des Konkurrenten Polypeptide verantwortlich gewesen sein. Die im SPI geführten Polypetide-Aktien stürzen mit einem Minus von fast 39 Prozent regelrecht ab, auch weitere Aktien aus dem Sektor verzeichnen deswegen grössere Abgaben, allen voran etwa Bachem (-10,4%) oder Siegfried (-6,3%).
Noch stärker stürzten Blackstone Res. ab (-43%), nachdem bekannt wurde, dass die Titel nur noch bis im Oktober an der SIX gehandelt werden können. Unter den grössten Gewinnern im breiten Markt waren mit Mikron (+10,5%) oder Adval Tech (+4,9%) zwei Industrietitel zu finden. (awp/mc/ps)