Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt kam am letzten Handelstag vor Weihnachten nicht so recht auf Touren. Der SMI schloss am Freitag mit Abgaben. Von einem Jahresendrally war nichts zu sehen, vielmehr eine gewisse – zur Jahreszeit passende – Besinnlichkeit. Viele Marktteilnehmer hätten ihre Bücher bereits geschlossen und sich in die Weihnachtsferien verabschiedet, heiss es im Handel.
Eine leicht belastende Rolle spielte der unerwartet deutliche Sieg der Separatisten bei den Neuwahlen in Katalonien. Für Gesprächsstoff sorgte zudem der Bitcoin; dessen Kurs geriet schwer unter Druck und bewegte sich zeitweise auf 12’000 USD zu. In den USA stiegen derweil die Konsumausgaben stärker als erwartet, die langlebigen Güter dagegen enttäuschten etwas mit einem geringeren Wachstum als prognostiziert. Hierzulande standen zudem auf Titelebene verschiedene Unternehmen im Blick.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,32% tiefer bei 9’394,49 Punkten (Tagestief 9’388). Auf Wochensicht rührte sich der SMI damit nicht von der Stelle. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor zum Wochenschluss 0,28% auf 1’520,56 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,23% auf 10’756,39 Punkte. Von 30 wichtigsten Titeln schlossen 22 im Minus, sieben im Plus und einer (Dufry) unverändert.
Beide Pharmaschwergewichte zogen den Gesamtmarkt nach unten. Novartis (-0,9%) knüpften als schwächster SMI/SLI-Wert an die jüngsten Abgaben an. Der Pharmakonzern hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA für die Kombinations-Therapie aus Tafinlar und Mekinist eine «Priority Review» zugesichert bekommen, also ein beschleunigtes Zulassungsverfahren. Dabei geht es um den Einsatz der Mittel in der adjuvanten Behandlung von Patienten mit einer spezifischen Art von Hautkrebs.
Roche schlossen 0,2% tiefer. Der Basler Pharmakonzern kauft für 1,7 Mrd USD das kalifornische Biotechunternehmen Ignyta. Die Übernahmevereinbarung ist von beiden Verwaltungsräten einstimmig genehmigt worden. Das Hauptprodukt von Ignyta, das Präparat Entrectinib zur Behandlung von Tumoren, hat Analysten zufolge Blockbuster-Potenzial.
Nestlé verhinderten mit einem Kursplus von 0,1% ein stärkeres Abrutschen des SMI. Der Verkauf des US-Süsswarengeschäfts kommt voran, laut einer Firmensprecherin soll der Milliardendeal bis Ende März spätestens in trockenen Tüchern sein. Der Nahrungsmittelkonzern hatte den Bereich im Sommer ins Schaufester gestellt. Laut «New York Post» befindet sich nun der italienische Ferrero-Konzern in der besten Position. Der Nutella-Konzern soll für das Geschäft bis zu 2 Mrd USD bezahlen.
Gemieden wurden Finanzwerte wie Zurich Insurance, Swiss Life, Bâloise (je -0,6%), Swiss Re und Partners Group (je -0,4%). Deutliche Abgaben sahen aber auch LafargeHolcim (-0,6%).
Weniger gut unterwegs waren auch die Grossbanken UBS (-0,6%) und Credit Suisse (-0,1%). Hier verwiesen Händler auf nun zu erwartende Milliardenabschreiber, nachdem die US-Steuerreform jetzt Realität wird. Die Abschreiber werden im vierten Quartal 2017 auf die steuerlich abzugsfähigen Verlustvorträge fällig.
An der Spitze des Tagestableaus standen zum Handelsschuss Sonova (+1,1%), gefolgt von SGS und Kühne+Nagel (je +0,4%). Die Jahresverlauf bislang schwächsten SLI-Werte Aryzta (+0,2%) legten ebenfalls zu.
Im breiten Markt war deutlich mehr los. So will etwa die Mediengruppe Tamedia (Aktie +5,4%) die Medienvermarkterin Goldbach übernehmen und offeriert 35,50 CHF je Aktie. Die optisch spärliche Offerte riss die Börsianer nicht vom Hocker – entsprechend büssten die Goldbach-Papiere 0,3% auf 35,65 CHF ein.
Die Metall Zug Gruppe (+6,8%) wiederum etabliert mit dem Kauf einer Mehrheitsbeteiligung von 70% an der Haag-Streit Holding ein viertes Standbein in der Medizintechnik. Analysten schätzen den Schritt als positiv ein, weil damit hohe überschüssige liquide Mittel industriell eingesetzt würden.
Ebenfalls zugekauft hat der Handyverkäufer Mobilezone (-3,0%), und zwar den Telekommunikationsanbieter TPHCom. Um das zu stemmen, werden die Aktionäre zur Kasse gebeten: Mobilezone plant eine Kapitalerhöhung. Darüber hinaus stellt das Unternehmen eine stabile Dividende in Aussicht.
Die Liechtensteiner Landesbank (+3,6%) schliesslich baut ihr Geschäft in Österreich aus und übernimmt die Semper Constantia Privatbank mit Sitz in Wien. Diese Transaktion erhöht das Kundenvermögen der LLB um rund 17 Mrd CHF. (awp/mc/pg)