Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag Gewinne verzeichnet. Der Leitindex SMI konnte letztendlich die Marke von 8’900 Punkten zurückerobern. «Mario Draghi bleibt vorsichtig und fasst seine aktuelle Geldpolitik mit Samthandschuhen an», wurde am Donnerstagabend indes der Zinsentscheid und die Aussagen des EZB-Chefs kommentiert. Die europäische Notenbank beliess den Leitzins im Euroraum auf Rekordtief und bekräftigte den Kurs, bis mindestens Ende 2017 jeden Monat 60 Mrd Euro in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen zu stecken.
Aber Hinweise, wann der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik beginnen könnte, blieben aus. Draghi verwies nach der Sitzung auf Entscheidungen im Oktober. Es werde immer deutlicher, dass sich der EZB-Rat sehr schwer mit einem Ausstieg tue, hiess es dazu. Die Risiken für das Wirtschaftswachstum sind Draghi zufolge indes weitgehend ausgewogen. Und mit Blick auf die Inflation bleibt die EZB in Abwartehaltung – angesichts der Abwärtsrisiken. Draghi scheine aber «bullish» zu sein, was den Euro anbelangt, so ein Marktanalyst. Der Franken schwächte sich zum Euro allerdings nur zeitweise ab und notierte zur Berichtszeit bei 1,1427.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss Uhr 0,53% höher bei 8’906,66 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte 0,50% auf 1’418,86 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,59% auf 10’166,32 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 23 im Plus und sieben im Minus.
Unterstützung lieferten dem SMI insbesondere die schwergewichtigen Novartis (+1,1%), Roche (+0,5%) und Nestlé (+0,4%). Für letztere hat Goldman Sachs die Kaufempfehlung bestätigt, allerdings das Kursziel leicht gesenkt. Vom Investorenseminar Ende September erwartet der Analyst vom neuen Management Aussagen zu den Transformationsplänen. Nebenschauplatz ist zudem eine Übernahme in den USA im Bereich der Herstellung von vegetarischen Lebensmitteln.
Prozentual grösste Gewinner waren derweil Sika (+2,1%), Clariant (+2,1%) und Givaudan (+1,7%). Auch Richemont und Swatch (je +1,5%) konnten ordentlich zulegen. Die Luxusgüterkonzerne hatten unter der Nordkorea-Verunsicherung besonders gelitten und würden sich nun erholen, hiess es am Markt.
Besonders unter Druck standen unter den Blue Chips hingegen Aryzta (-2,8% auf 29,30 CHF), nachdem der Backwarenkonzern mit Frederic Pflanz einen neuen Finanzchef gefunden hat. Der Manager kommt von Maxinvest, der Muttergesellschaft von Tchibo und Beiersdorf. Damit sei eine überraschend hochkarätige Besetzung gelungen, hiess es in Kommentaren. Es werde aber dauern, bis das neue Management Wirkung zeigen könne. Händler sprachen zudem von Stop-Loss-Verkäufen nach dem Unterschreiten der Marke von 30 CHF.
Weiter im Blick waren zudem die Versicherungswerte: Bâloise (-1,2%), Swiss Re (-1,0%), Swiss Life (-0,6%) und Zurich (-0,1%) zeigten sich unterschiedlich stark belastet. Dabei verunsichert mit Blick auf die Rückversicherer unter ihnen – insbesondere Swiss Re – nach «Harvey» die nächste Sturmkatastrophe: Der Hurrikan «Irma» hat in der Karibik bereits schwere Verwüstungen angerichtet und mehreren Menschen das Leben gekostet.
Auch die Bankenwerte Credit Suisse (-0,8%) und Julius Bär (-0,2%) konnten an die leichte Erholung vom Vortag nicht abknüpfen. UBS (+0,1%) gingen hingegen mit moderatem Plus aus dem Handel.
Am breiten Markt tendierten Myriad (+19% auf 0,90 CHF) besonders auffällig. Hier hatte das Investorenpaar Martin und Rosmarie Ebner per Anfang September den Anteil auf über 60% erhöht.
Fester schlossen zudem AMS (+6,8%), nachdem die Deutsche Bank das Kaufempfehlung bestätigte und das Kursziel deutlich erhöhte. Der Halbleiterhersteller bleibe ein Hauptbegünstigter hinsichtlich den Bemühungen von Apple für 3D-Sensorik, hiess es. Zudem dürfte er eine wesentliche Rolle beim anstehenden iPhone 8 spielen. Und Jungfraubahn (+4,5%) profitierten vom deutlich über den Erwartungen ausgefallenen Halbjahresbericht.
Einer der grösseren Verlierer aus der zweiten Reihe war dagegen der Börsenneuling Zur Rose (-2,9 auf 123,30 CHF), der damit seit Ende August immer weiter hinter dem Ausgabekurs Anfang Juli (140 CHF) zurückfällt. (awp/mc/pg)