CH-Schluss: Leichter – Richemont von Spekulationen getrieben

Börse Schweiz

(Adobe Stock)

Zürich – Nach dem Plus zum Wochenauftakt ging es am Dienstag an der Schweizer Börse wieder nach unten. Händler sprachen von einer Vielzahl von Elementen, die den Markt derzeit umtrieben. So hatte die Aussicht auf eine Annäherung im Zollstreit zwischen Brüssel und Peking den Märkten zu Wochenbeginn noch kräftig Auftrieb gegeben. Doch nun hat sich auch Kanada auf die Seite der EU und der USA geschlagen und wirft China Dumpingpreise im EV-Sektor vor.

Die Anleger harren derzeit der Berichtssaison zum zweiten Quartal. Und diese könnte bei den grossen Unternehmen holpriger verlaufen als erwartet, so die Befürchtung bei Händlern. So belasteten am Berichtstag etwa schlechte Nachrichten von Airbus und Merck die Gefühlslage. Darüber hinaus würden die Wahlen in den USA und in Frankreich ihre Schatten vorauswerfen. Die derzeit unklaren wirtschaftlichen und politischen Aussichten in vielen Regionen hätten zu einer gewissen Verunsicherung geführt.

Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Dienstag 0,58 Prozent auf 12’086,31 Punkte ein, gegen Handelsende belastet von sinkenden Notierungen der US-Standardwerte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, fiel um 0,41 Prozent auf 1955,30 und der breit gefasste SPI um 0,62 Prozent auf 16’037,64 Zähler. Im SLI gaben 25 Werte nach und fünf legten zu.

Die Richemont-Aktien waren mit einem Kursplus von 2,7 Prozent die mit Abstand grössten Gewinner unter den Blue Chips. Marktteilnehmer verwiesen auf Berichte der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach sich der LVMH-Milliardär Bernard Arnaud beim Luxusgüterhersteller eingekauft haben soll. Ein Analyst vermutet, dass es sich dabei um eine persönliche Beteiligung Arnaults handelt.

Ansonsten bestätigte der Blick auf die grössten Kursausschläge, dass Anleger Gewinne versilberten und nach vermeintlichen Schnäppchen suchten. So führten die Schindler PS mit einem Kursverlust von 3,9 Prozent das Verliererfeld an – seit Jahresstart hatten sie bis Montag Börsenschluss 11 Prozent gewonnen. Straumann und SIG (je +1,0%) wiederum hatten im bisherigen Jahresverlauf zweistellige Kursverluste eingefahren.

Auch bei Werten wie UBS (-3,2%), Alcon (-0,9%), Lonza (-0,7%) oder VAT (-0,3%) dürften die aktuellen Abgaben mit der bisher starken Performance im ersten Halbjahr zusammenhängen, hiess es im Handel.

ABB (-0,9%) und Geberit (-1,3%) verbilligten sich ebenfalls deutlich. Händler verwiesen auf eine generelle Branchenschwäche bei Industriewerten in Europa. Auslöser war eine Gewinnwarnung des Flugzeugherstellers Airbus – auch wenn diese in erster Linie auf Probleme in der Lieferkette und nicht auf die Nachfrage zurückzuführen war.

Kühne+Nagel schlossen «nur» 0,5 Prozent tiefer. Der Chef des Logistikkonzerns sprach in einem Interview mit AWP mit Blick auf die Seefracht von einer «eigentlichen Wiederbelebung des Marktes», die gerade vor sich gehe.

Dass die Abschläge hierzulande vergleichsweise moderat ausfielen, lag auch daran, dass das Schwergewicht Novartis (-0,1%) eine gewisse Stütze gab. Die zuletzt gut gelaufenen Roche-Bons (-0,8%) und Nestlé (-0,8%) wurden dagegen verkauft.

In den hinteren Reihen stachen Meyer Burger (+32%) hervor. Grund für den Kurssprung waren laut Händlern die Fortschritte bei der Verlagerung des Kerngeschäfts in die USA, über die das Solarunternehmen am Morgen berichtet hatte.

Ypsomed (+0,8%) waren nach Kommentaren von Firmenchef Simon Michel gesucht. Er hatte sich in einem Interview mit dem Wirtschaftsportal «cash.ch» äusserst zuversichtlich für sein Unternehmen gezeigt.

Der heutige Rebound bei den US-Technologiewerten ging bei den hiesigen Branchenvertretern weitgehen vorüber: AMS-Osram büssten 2,5 Prozent ein, Inficon 2,7 Prozent und U-Blox 0,5 Prozent.

Bei Pierer (-2,1%) fand ein zaghafter Erholungsversuch schon wieder ein Ende. Der Zweiradhersteller hatte vor gut zehn Tagen die Märkte mit einer Gewinnwarnung geschockt – mit entsprechenden Folgen für die Aktien.

Das Minus von 25 Prozent bei CPH war indes nur optischer Natur, denn die ehemalige Chemie+Papier Holding hat die Abspaltung der Papiersparte nun vollzogen. Diese kann, als Perlen Industrieholding, seit dem heutigen Tag «nur noch» ausserbörslich gehandelt werden. (awp/mc/ps)

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