Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Montag kaum verändert beendet und damit die Gewinne aus der Vorwoche gehalten. Das Ergebnis der Bundestagswahlen in Deutschland hatte Experten zufolge begrenzten Einfluss auf die Finanzmärkte. Die Anleger reagierten «recht gelassen», hiess es. Bundeskanzlerin Angela Merkel ging als Siegerin hervor, musste allerdings erhebliche Verluste hinnehmen. Das Wählervotum zementiere zwar Deutschlands Position als Stabilitätsanker in Europa. Das starke Ergebnis der Populisten und der Absturz der SPD seien aber eine Überraschung, lautete ein Kommentar.
Gleichzeitig erlitt Emmanuel Macron eine Niederlage bei der Senatswahl. Dass Frankreichs Premier das Oberhaus nicht gewinnen konnte, sei eine Schlappe für die Pläne, eine europäische Finanzpolitik zu schaffen, so ein Marktbeobachter. Nachdem der SMI zeitweise leicht im Plus tendierte, drückten am Nachmittag schwächere US-Börsen auf die Stimmung. In New York drohte der nordkoreanische Aussenminister mit dem Abschuss von US-Kampfflugzeugen. Denn die USA hätten seinem Land den Krieg erklärt, so dieser.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,04% höher bei 9’140,47 Punkten, nachdem er vergangene Woche insgesamt ein Plus von 1,2% verzeichnete. Der 30 Aktien umfassende und noch stärker gekappte Swiss Leader Index (SLI) fiel hingegen um 0,30% auf 1’464,76 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) legte wiederum 0,04% auf 10’424,77 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Titeln gingen 17 im Minus und zwölf im Plus und einer unverändert aus dem Handel.
Angeführt wurde die Gewinnerliste von Aryzta (+4,8%), nachdem die Titel im frühen Handel noch grösste Verlierer waren. Das eigentliche Geschäft des Backwaren-Konzerns war im Geschäftsjahr 2016/17 nicht auf Touren gekommen, und ein Abschreiber verursachte tiefrote Zahlen. Am Markt wurde zum Teil von «erschreckend schlechten» Zahlen gesprochen. Gut kam bei den Investoren hingegen an, dass trotz hoher Schuldenlast keine Kapitalerhöhung geplant ist. Das Kursplus ergab sich nicht zuletzt auch aus Short-Eindeckungen.
Gestützt wurde der Index jedoch massgeblich von den drei Schwergewichten Roche (+0,8%), Nestlé (+0,7%) und Novartis (+0,5%). Die Genussscheine von Roche reagierten auf EU-Zulassungen für das Immun-Therapeutikum Tecentriq, während beim Lebensmittelhersteller Nestlé für den morgigen Dienstag ein Investorentag auf dem Kalender steht.
Deutlich zulegen konnten zudem Vifor (+1,4%) und Swisscom (+1,0%). Bei Vifor steht am Mittwoch ein Investorentreffen an. Auch im breiten Markt präsentierte sich die Gesundheitsbranche freundlich: Santhera (+8,0%), Newron (+2,6%) und Cassiopea (+2,8%) gehörten zu den Favoriten.
Unter den Bluechips reagierten ABB (unv.) am Schluss kaum auf eine nun offiziell angekündigte Expansion in den USA: Der Industriekonzern übernimmt dort die Sparte Industrial Solutions von General Electric (GE). Entsprechende Gerüchte hatten den Kurs allerdings bereits vergangene Woche gestützt. Am Markt wurde die Akquisition am Montag als wertsteigernd bezeichnet.
Stark abwärts ging es hingegen für LafargeHolcim (-4,6% auf 56,50 CHF), nachdem die Aktie in der Vorwoche mit einem Hoch bei 59,85 CHF die 60-CHF-Marke knapp verfehlt hatte. Berenberg berichtete am Montag von einem Frühstück mit dem Finanzchef des Zementkonzerns, an dem der Ton etwas «bearish» mit Blick auf einige Kernmärkte gewesen sei. Ein Händler machte zudem Charttechnik für den Rückgang verantwortlich.
Denn die Papiere des Baustoffkonzerns gehörten – ebenso wie Bankaktien – in der Vorwoche zu den grösseren Gewinnern, bei denen Investoren diese Woche dann offenbar Gewinne einstreichen. CS und UBS fielen 1,3% bzw. 0,9%.
Deutlich tiefer schlossen darüber hinaus Logitech (-2,4%), Swiss Life (-1,3%) und Clariant (-1,0%). Bei Clariant wurde die ursprünglich für Oktober/November angesetzte ausserordentliche Generalversammlung zur geplanten Fusion mit Huntsman laut «Sonntagszeitung» verschoben. Zuletzt gab es Spekulationen, ob es Nachforderungen beim Umtauschverhältnis geben könnte, was von einem Sprecher allerdings dementiert wurde.
Am breiten Markt stachen noch die Titel von AMS (-7,9%) negativ hervor. Der Halbleiterhersteller legt eine Wandelanleihe über insgesamt 350 Mio USD auf, was entsprechend zu einer Gewinnverwässerung führt. Tiefer schlossen zudem Zur Rose (-2,5%). Hier verwiesen Marktteilnehmer auf den Zusammenschluss zweier Konkurrenten. (awp/mc/pg)