CH-Schluss: Gewinnmitnahmen auf breiter Front
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch ganz im Zeichen von Gewinnmitnahmen gestanden. Vor allem Titel, die in letzter Zeit gut gelaufen sind, seien entsprechend verkauft worden, hiess es im Handel. Ganz überraschend kam das allerdings nicht, nachdem der SMI letzte Woche an allen Tagen und auch am Montag dieser Woche im Plus geschlossen hatte. «Der SMI hat sich zuletzt wieder der Marke von 11’000 Punkten genähert, da wird die Luft langsam dünner», sagte ein Marktteilnehmer. An sich wolle der Markt aber weiter nach oben, entsprechend seien die Verluste auch nicht weiter beunruhigend.
Ein Thema in Marktkreisen sind allerdings die wegen Inflationsbefürchtungen zuletzt deutlich gestiegenen Anleiherenditen in vielen Märkten. Sollte sich dieser Renditeanstieg noch akzentuieren, sei eine grössere Korrekturbewegung an den Aktienmärkten jedenfalls gut möglich, meinen Beobachter. «An den Aktienmärkten beobachtet man die Entwicklungen am langen Ende der Zinskurve sorgfältig. Gute Wirtschaftsdaten werden gerade deshalb nicht zwangsläufig mit weiteren Kursgewinnen quittiert», sagte einer.
Der SMI verlor am Ende des Tages 0,90 Prozent auf 10’809,28 Punkte, wobei der Verkaufsdruck gegen Handelsschluss eher etwas zunahm. Im Tagestief kurz vor Handelsschluss war der Index bis auf 10’784 Punkte gefallen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste derweil 1,15 Prozent auf 1’730,62 Zähler ein und der umfassende SPI 0,96 Prozent auf 13’494,59 Punkte. Bei den 30 SLI-Titeln gab es bei Handelsschluss 28 Verlierer und nur zwei Gewinner.
Bei den grössten Verlierern unter den Blue Chips waren den ganzen Tag Schindler (-2,3%) nach Jahreszahlen zu finden. Das Schlussquartal des Aufzug- und Rolltreppenherstellers wurde von Analysten zwar als solide beurteilt. Die Erholung in der Branche, der steigende Wettbewerbsdruck und die weiter erwarteten Belastungen durch die Währungsentwicklung liessen aber kaum positive Impulse erwarten, erklärten Händler.
Noch etwas schwächer notierten allerdings Logitech (-3,5%), AMS (-3,3%), Straumann (-3,0%) oder Partners Group (-2,6%). Hier habe es sich ganz klar um Gewinnmitnahmen gehandelt, hiess es im Handel. Alle diese Titel seien zuletzt stark gelaufen.
Auch die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont (-1,6%) lagen klar im Angebot. Sie seien von den jüngsten Aussagen des Branchenkollegen Gucci in Sippenhaft genommen worden, meinte ein Händler. Auch die Swatch-Titel (-0,8%) konnten sich diesem Branchentrend nicht ganz entziehen. Allerdings liessen sich die einzelnen Luxusgüter-Titel jeweils nicht unbedingt Eins zu Eins vergleichen, meinte ein Händler.
Als ein weiterer Hauptbelastungsfaktor für den Gesamtmarkt erwiesen sich auch die Roche-Bons mit einem Abschlag von 1,2 Prozent. Skeptische Aussagen der UBS zum weiteren Wachstum des Konzerns hätten hier belastet, hiess es. Umsatzeinbussen durch Nachahmerprodukte seien stärker als befürchtet ausgefallen und hätten das Wachstum der Pharmasparte klar begrenzt, meinte der zuständige Analyst der Grossbank, der die Titel gleichzeitig auf ‹Neutral› von ‹Buy› zurückstufte.
Ebenfalls klar im Minus schlossen die Papiere des Branchenkollegen Novartis (-1,0%). Nestlé (+0,1%) und damit das dritte Schwergewicht im SMI hielt sich derweil klar besser. Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns, der am (morgigen) Donnerstag seine Jahreszahlen präsentieren wird, holten im Verlaufe des Tages anfängliche Verluste auf. In der Nacht hatte der Nahrungsmittelkonzern den Verkauf des amerikanischen Wassergeschäftes für über 4 Milliarden US-Dollar kommuniziert.
Einziger Gewinner neben Nestlé im Hauptfeld waren Swisscom (+0,5%). Die Aktie des Blauen Riesen als defensiver Wert sei ein klarer Nachzügler in Sachen Performance in letzter Zeit, hiess es. Temenos (-1,6%) waren am Morgen noch gefragt, fielen dann aber wieder zurück. Das Bankensoftwarehaus veröffentlichte nach Börsenschluss Zahlen 2020 und Ausblick.
Im breiten Markt fielen Meyer Burger (+9,4%) positiv auf, nachdem die Experten von Jefferies die Papiere mit ‹Buy› wieder aufgenommen hatten. Dem standen erneute starke Abgaben bei Basilea (-7,2%) gegenüber. Die Papiere hatten zuletzt nach guten Daten stark zugelegt, ehe es gestern dann zu ersten Gewinnmitnahmen kam. (awp/mc/pg)