Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag das grösste Minus seit Beginn der Coronakrise hinnehmen müssen. Zinsängste und die Furcht vor dem anschwellenden Ukrainekonflikt trieben die Händler dazu, ihre Papiere zu verkaufen. Auch an den anderen Finanzplätzen gab es am Montag nur den Weg nach unten. Der deutsche Dax und der französische Cac beendeten den Börsentag ebenfalls um mehr als 3 Prozent tiefer. Die US-Börsen sind derweil ebenfalls stark unter Druck. «An der Wall Street nehmen die Anleger infolge der jüngsten Zinsangst Reissaus. Doch auch hierzulande werfen die Marktteilnehmer die Flinte ins Korn und nehmen lieber Deckung», so ein Händler.
Gespannt schaut die Finanzgemeinde nun auf die Sitzung der US-Notenbank (Fed) vom Mittwoch, an der laut Händlern der Grundstein für eine Zinserhöhung im März gelegt werden dürfte. Falls das Fed eine Zinserhöhung um mehr als einen Viertelprozentpunkt ankündigt, dürften in der Folge noch weitere Kursverluste drohen, heisst es im Handel. Auch der grundsätzlich positiv aufgenommene Einkaufsmanager-Index der Eurozone vermochte die Stimmung da nicht zu verbessern. «Zwar haben die Indikatoren im Aggregat alle etwas nachgegeben, aber sie liegen noch im deutlich expansiven Bereich», so ein Ökonom. Noch besser fielen die Zahlen in Deutschland aus, wo sich die Stimmung sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor «überraschend deutlich» aufhellte.
Der SMI schloss schliesslich 3,84 Prozent tiefer bei 11’881,30 Punkten. Mehr hatte er zuletzt am 23. März 2020 verloren (-5,37%), also in der Anfangsphase der Coronakrise. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, unterschritt die 1900er-Grenze und fiel um 3,97 Prozent auf 1896,11 Punkte. Der breite SPI verlor 3,78 Prozent auf 15’073,40 Punkte. Zum Handelsschluss lagen – mit Ausnahme von Vifor – sämtliche Titel im SLI im Minus.
Auch der Volatilitätsindex VSMI, das sogenannte Angstbarometer, baute sein Plus im Tagesverlauf auf über 36 Prozent aus. Das zeigt die grosse Unsicherheit, die derzeit herrscht. Es war der höchste Wert seit dem vierten Quartal 2020. In der aktuellen Marktlage steige damit auch wieder die Nachfrage nach sicheren Anlagen, hiess es am Markt. Die Anleger griffen daher vermehrt zum Schweizer Franken. Nach einem zwischenzeitlichen Hoch schwächte sich dieser im Laufe des Nachmittags allerdings wieder ab. Das Euro-Franken-Paar lag nach einem Abstecher unter die Marke von 1,03 kurz nach Handelsschluss wieder bei 1,0351 und damit höher als am Vorabend.
Bei den Bluechips herrschte die Farbe Rot klar vor. Als einzige gingen die Papiere von Vifor mit einem Plus von 0,3 Prozent aus dem Rennen. Dies gestützt durch das Übernahmeangebot der australischen CSL, das den Kurs der Papiere des Pharmaunternehmens nach unten abstützte.
Am unteren Ende der Tabelle schlossen die Papiere von AMS Osram mit einem Minus von 7,4 Prozent. Zu den grösseren Verlierern gehörten auch andere Technologietitel wie Temenos (-6,3%) und Logitech (-5,9%).
Die Titel mit den zweitstärksten Abgaben sind CS mit einem Minus von 6,8 Prozent. Auch die Bankentitel Julius Bär (-6%) büssten stark ein. UBS gehörten mit einem Minus von 4,7 Prozent an diesem schwarzen Tag schon zu den «etwas besser abschneidenden» Valoren.
Unter die Räder kamen auch die Partizipationsscheine des Liftherstellers Schindler, die als drittschwächste aus dem Handel gingen, nachdem das Unternehmen am Freitagabend völlig überraschend den Rücktritt des CEOs per Samstag angekündigt hatte. Das wirft in Finanzkreisen Fragen auf. Ein Analyst vermutet, der Verwaltungsrat habe die finanzielle Performance als ungenügend erachtet, weshalb CEO Oetterli den Hut habe nehmen müssen.
Die Versicherungsbranche gehörte mit Swiss Re (-0,3%), Zurich (-2,3%) und Swiss Life (-2,4%) zu den Titeln, die am wenigsten Federn lassen musste. Lange standen zudem Swisscom im positiven Bereich, mussten dann allerdings zum Handelsschluss doch noch ein Minus von 0,5 Prozent einstreichen.
Im breiten Markt fielen vor allem Zur Rose auf, die nach zwei Kurszielsenkungen 13,9 Prozent verloren. Noch schlechter performten mit einem Minus von 14,2 Prozent einzig Obseva. (awp/mc/pg)