Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Freitag kaum von der Stelle gerührt und nach den drei schwachen Handelstagen zuvor den Anlegern einen versöhnlichen Wochenausklang gebracht. Die Stimmung bezeichnete ein Händler jedoch als angespannt, im Zuge des starken Renditeanstiegs der vergangenen Tage und der Spannungen um Nordkorea habe sich das Sentiment eingetrübt. Hierzulande lasteten vor allem die Schwergewichte Nestlé und Roche auf dem Gesamtmarkt, während Zykliker und Finanzwerte gefragt waren.
Die deutlichsten Bewegungen vollzog der Leitindex SMI in den ersten Handelsstunden. Nach negativen Vorgaben aus Übersee war er in der Eröffnungsphase zunächst etwas deutlicher unter Druck gekommen, rappelte sich kurz danach aber auf und schaffte sogar kurzeitig ein kleines Plus. Die Handelsspanne betrug dabei jedoch gerade einmal etwa 40 Punkte. Am Nachmittag blieb frischer Wind aus. Die mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten gaben ein gemischtes Bild ab. Die Beschäftigtenzahl stieg im Juni zwar deutlich stärker als erwartet, für Enttäuschung sorgte aber die Lohnentwicklung.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Freitag 0,04% tiefer bei 8’883,27 Punkten. Auf Wochensicht resultiert nach dem starken Anstieg am Montag und dem anschliessenden und bis Wochenschluss angehaltenen Kursrückgang ein Verlust von 0,3%. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte dagegen um 0,22% auf 1’413,22 Zähler zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,10% auf 10’110,24. Von den 30 wichtigsten Titeln beendeten 21 den Handel im Plus, acht im Minus und einer unverändert.
Einen relativ starken Lauf zeigten Swatch (+1,7%) und Vifor (+1,6%). Die Titel der Bieler Uhrenherstellerin hätten die vergangenen Wochen eher schlecht im Markt gelegen, hiess es dazu im Handel. Bei den Pharmatiteln Vifor wurde auf das grosse Nachholpotential verwiesen, denn die Aktie hat seit Jahresbeginn deutlich an Wert eingebüsst, während sich der Gesamtmarkt klar nach oben bewegte.
Erneut überdurchschnittlich schnitten CS (+0,7%) ab, die auch auf Wochensicht mit rund +5% deutlich vorrücken konnten. Die Grossbank sei auf gutem Weg zu einem besseren Geschäftsmodell, heisst es in einem aktuellen Kommentar von Kepler Cheuvreux. Die Titel der Branchennachbarin UBS legten um 0,8% zu und entwickelten sich auf Wochensicht ähnlich stark wie jene der Branchennachbarin. In der Vorwoche hatten beide Titel bereits um 4% zugelegt, was im Handel mit dem Banken-Stresstest in den USA erklärt wurde, der dem Sektor weltweit frischen Wind gegeben habe.
Eine Stütze waren Novartis (+0,3%) nach dem schwachen Vortag, die anderen beiden Indexschwergewichte Roche (-0,6%) und Nestlé (-0,5%) fielen dagegen zurück. Die Genussscheine des Pharmakonzerns Roche wurden von einer Herabstufung der Deutschen Bank auf «Hold» von «Buy» belastet. Begründet wird der Schritt mit dem mittlerweile «fein» ausbalancierten Chance-Risiko-Verhältnis. Angemerkt wird auch, dass in der Krebs-Forschung das Tempo zuletzt deutlich gestiegen sei, was letztlich zu einer geringeren Visibilität bei Roche führe.
Konkrete Gründe für die Kursverluste bei Nestlé waren dagegen nicht auszumachen. Die Titel des Nahrungsmittelherstellers entwickelten sich auch auf Wochensicht unterdurchschnittlich und gaben die Gewinne der Vorwoche wieder ab, als der Titel im Zuge des Einstiegs eines aktivistischen Investors auf Allzeithoch gestiegen war.
Am breiten Markt fiel die Aktie des Börsenneulings Zur Rose -6,2% zurück. In der Schlussauktion vom Donnerstag war der Kurs allerdings noch markant angesprungen und gab am Berichtstag in etwa genau diese Gewinne wieder preis. Mit 150,00 CHF schloss die Aktie der Versandapotheke 7,1% über dem Ausgabepreis.
Starke Kursbewegungen waren auch bei Comet (+11,5%), Evolva (+9,3%) und Meyer Burger (+6,7%) zu sehen. Ein starkes Halbleitergeschäft und gleichzeitig verbesserte Kostenstrukturen veranlassten das Industrieunternehmen Comet zur Bekanntgabe einer positiven Gewinnwarnung für das erste Semester. Der Grund für die Avancen beim Baselbieter Biotech-Unternehmen Evolva war der Rücktritt des langjährigen CEO und Mitgründers Neil Goldsmith. Nachfolger wird Simon Waddington, derzeit Chief Operating Officer (COO). Sie hoffe, dass sich Evolva unter dem neuen CEO stärker darauf fokussiere, seine Produkte zu vermarkten, so Vontobel-Analystin Carla Baenziger. Der Solarzulieferer Meyer Burger vermeldete einen Auftrag. (awp/mc/pg)