Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag mit deutlichen Abgaben in die verkürzte Börsenwoche gestartet. Belastet wurde der Leitindex SMI von starken Einbussen der Schwergewichte Nestlé und Novartis. Im Fokus der Märkte stand allerdings weiterhin der Streit um die Erhöhung der Schuldenobergrenze in den USA, wo am Pfingstwochenende eine vorläufige Einigung verkündet wurde.
Weiterhin stehe dazu aber noch die entscheidende Abstimmung im US-Kongress aus, meinte ein Marktanalyst. Entsprechend sei noch nicht ausgemacht, ob die obersten Verhandler von Republikanern und Demokraten ihre Reihen geschlossen hinter sich bringen könnten. Bis zu einer endgültigen Einigung sei an den Börsen Zurückhaltung angebracht. Positiver waren die Nachrichten derweil hierzulande: Die Schweizer Wirtschaft ist im Startquartal 2023 gewachsen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,33 Prozent im Minus bei 11’282,45 Punkten auf seinem Tagestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,88 Prozent auf 1763,67 und der breite SPI gab 1,27 Prozent auf 14’875,72 Zähler nach. Im SLI schlossen 20 Titel im Minus und neun im Plus, einer (Swisscom) schloss unverändert.
Die stärksten Verluste unter den Bluechips entfielen auf die schwergewichtigen Nestlé (-3,3%). Der Lebensmittelkonzern mit Sitz am Genfersee hatte am Morgen den Abgang seines langjährigen Finanzchefs François-Xavier Roger mitgeteilt, was von den Investoren mit Sorge aufgenommen wurde. Die neue Finanzchefin Anna Manz müsse nun in «grosse Fussstapfen» treten, hiess es.
Unter Druck standen aber auch die Werte der Pharma-Riesen Novartis (-2,1%) und Roche (-1,0%). Am Markt wurde von Umschichtungen aus den Pharmawerten in andere Sektoren berichtet, die von den USA ausgingen. Währenddessen bestätigte die Deutsche Bank ihr «Sell»-Rating für die Roche-Genussscheine.
Deutlich abwärts ging es mit den Titeln der Grossbanken UBS (-1,9%) und Credit Suisse (-2,4%). Die Notübernahme der CS durch die UBS dürfte noch für zahlreiche Rechtsstreitigkeiten sorgen, wie auch Pressemeldungen vom Wochenende zeigten. Neben den AT1-Obligationären beschreiten nun offenbar auch noch CS-Aktionäre den juristischen Weg: Sie wollen gerichtlich einen höheren Übernahmepreis erstreiten.
Schwächer gingen auch die Titel der Privatbank Julius Bär (-1,2%) aus dem Handel, die seit den Zwischenergebnis von vergangener Woche keinen Boden mehr gutmachen konnten
Besser hielten sich die Versicherungstitel, bei denen Swiss Life (-0,1%) nur leicht nachgaben während Zurich (+0,4%) und Swiss Re (+0,7%) mit Gewinnen schlossen. Klar im Plus beendeten auch die Aktien der Uhrenhersteller Richemont (+0,5%) und Swatch (+1,1%) den Tag, die laut Händlern von einer Kaufempfehlung aus dem amerikanischen Raum profitierten.
Mit deutlichen Gewinnen gingen auch die technologienahen Titel AMS Osram (+1,3%) und VAT (+1,5%) aus dem Handel. Eine UBS-Studie bescheinigte dem Vakuumventilhersteller und Computerindustrie-Zulieferer VAT in seinem Nischenmarkt eine hohe Preissetzungsmacht. Unterstützt werde diese günstige Position durch ein allgemeines Marktwachstum, so die Analysten der Grossbank.
Am breiten Markt gaben Aryzta (-1,0%) trotz guter Zahlen zu ihrem dritten Quartal nach. Am Markt wurde von Gewinnmitnahmen nach dem guten Lauf der Aktien im Vorfeld der Zahlenveröffentlichung gesprochen.
Für Gesprächsstoff sorgten auch die Werkzeugmaschinenhersteller Starrag (Aktien +3,9%) und Tornos (+0,7%). Die beiden Firmen, an denen der Investor Walter Fust je rund die Hälfte der Aktien besitzt, prüfen eine Fusion. Allerdings stellt die Nachricht keine wirkliche Überraschung mehr dar, nachdem Fust bereits vergangenes Jahr eine solche Möglichkeit erwogen hatte.
Autoneum (+1,5%) profitierten von Aussagen ihres CEO Eelco Spoelder gegenüber der Plattform «cash.ch». Dieser sieht klare Wachstumschancen im Bereich Mobilität im Wechsel von herkömmlichen Verbrennern hin zu Fahrzeugen mit Elektromotoren. (awp/mc/ps)