Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag praktisch unverändert beendet. Nach einem festeren Start fiel der SMI phasenweise klar ins Minus und erholte sich zum Schluss dann wieder. Die Konsolidierung sei wohl noch lange nicht zu Ende, im besten Fall seien die Märkte mittendrin, sagte ein Marktbeobachter. Nach einem überraschend starken ersten Quartal habe die Aktienmärkte mit Beginn des zweiten Jahresviertel relativ deutlich korrigiert. Sie seien zwischen geld- und geopolitischen Unwägbarkeiten gefangen, hiess es.
In diesem Umfeld sorgte ein stärkerer Fokus auf die mittlerweile laufende Q1-Berichtssaison am Donnerstag für eine gewisse Abwechslung. Während hierzulande die Zykliker ABB und Schindler über das erste Quartal berichteten, warteten die Anleger noch auf die Zahlen von Netflix, die am Abend in den USA auf dem Programm standen. Die Zahlen könnten als eine Bewährungsprobe für den Technologie-Sektor gesehen werden, der seit zwei Wochen besonders stark unter den schwindenden Zinssenkungshoffnungen leide, hiess es am Markt. Am frühen Nachmittag kamen noch weitere robuste Konjunkturdaten aus den USA, welche den Erwartungen an eine baldige Zinssenkung einen weiteren Dämpfer verpassten.
Der SMI ging am Schluss 0,01 Prozent tiefer bei 11’230,43 Punkten aus dem Handel. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, verlor 0,12 Prozent auf 1836,78 Punkte, während der breite SPI 0,08 Prozent höher bei 14’909,13 Zählern stand. Im SLI gab es 18 Verlierer und zwölf Gewinner.
Unangefochtene Spitzenreiter waren unter den Blue Chips ABB (+6,3%), wobei die Aktien ein neues Jahres- und Allzeithoch markierten. Der Technologiekonzern war mit Schwung ins neue Jahr gestartet: Der Auftragseingang im ersten Quartal ging zwar wie erwartet zurück, allerdings weniger als angesichts des schwierigen Umfelds befürchtet. Die Profitabilität verbesserte sich weiter, und ABB erhöhte in der Folge das Margenziel für das laufende Jahr.
Sandoz (+2,3%) folgten auf Platz zwei. Händlern zufolge hat der Verkaufsdruck der vergangenen Wochen nachgelassen. Die Rede war von einer technisch bedingten Erholung am Donnerstag.
Schindler PS (+0,7%) zeigten sich nach Zahlen volatil, schlossen den Handel am Ende aber fester. Im ersten Quartal konnten die Innerschweizer vor allem in Sachen Profitabilität überzeugen. Negative Aussagen zum chinesischen Markt drückten laut Beobachtern aber auf die Stimmung.
Weitere Gewinner waren Lindt & Sprüngli PS (+1,5%), Julius Bär (+1,0%) und Sika (+0,8%).
Die drei Schwergewichte Nestlé (-0,1%), Novartis (-0,4%) und Roche GS (-0,1%) belasteten derweil den Markt. Dabei hatten bei Nestlé besser als erwartet ausgefallene Danone-Zahlen den Aktien am Morgen zu einem Kurssprung verholfen, wie es im Handel hiess. Doch das Kaufinteresse habe bis zum Nachmittag wieder nachgelassen.
Im roten Bereich kamen besonders die Uhrenwerte Richemont (-2,5%), aber auch Swatch (-0,6%) nach den Exportzahlen vom März unter Druck. Die Anzahl Uhrenexporte fiel noch tiefer aus als erwartet. Nach China und Hongkong – wichtige Märkte für die Schweizer – sind die Ausfuhren um mehr als 40 Prozent gesunken. Richemont hatten im bisherigen Jahresverlauf überdurchschnittlich zugelegt, während Swatch überdurchschnittlich schlecht abschnitten.
Grösste Verlierer waren indes Partners Group (-3,3%), und auch Lonza (-2,3%) gaben deutlicher ab. Letztere sind mit Abstand die grössten Gewinner 2024 im SMI mit +45 Prozent.
Aus der zweiten Reihe waren Arbonia (+6,2%) stark gesucht, nachdem der Bauzulieferer mit Midea einen Käufer für die Klimadivision gefunden hat. Und Adecco (+2,2%) legten nach Manpower-Zahlen über den Markterwartungen zu.
Die Aktien der Versandapotheke DocMorris (-7,4%) wurden hingegen belastet von der News vom Vorabend über eine Wandelanleihe über 200 Millionen Franken. Komax (-6,9%) wurden von Stifel direkt von «Kaufen» auf «Verkaufen» heruntergestuft. Und bei Leonteq (-5,8%) reagierten die Investoren verschnupft auf einen erneuten Wechsel des Finanzchefs.
Derweil blieben SoftwareOne (-0,1%) ab dem frühen Nachmittag vom Handel ausgesetzt. An der Generalversammlung des IT-Dienstleisters war es zum Showdown gekommen: Der bisherige Verwaltungsrat wurde fast gänzlich ausgetauscht. Die Gründeraktionäre haben damit den Machtkampf für sich entschieden und ein Verkauf an Bain Capital rückt damit wieder ein Stück näher. (awp/mc/ps)