Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag zugelegt, getragen einmal mehr von den starken Schwergewichten. Der globale Handelsstreit hielt zwar die Marktteilnehmer weiterhin in Atem, die Börsenkurse vermochte dies aber weiterhin nicht zu bremsen. Nach einem verhaltenen Start in den kleinen Verfallstermin hatte der SMI noch in einer frühen Handelsphase seine Gewinne ausgebaut, ehe am Nachmittag bei erhöhter Volatilität die Kurse vorübergehend auch ins Minus rutschten. Für eine gewisse Nervosität sorgte am Berichtstag insbesondere US-Präsident Donald Trump.
Nachdem er am Vorabend noch die US-Notenbank für ihre Zinspolitik kritisiert hatte, heizte er in einem Fernsehinterview den globalen Handelsdisput weiter an. Er bekräftigte seine Absicht, China mit weiteren Strafzöllen auf alle Importe zu belasten. Dabei geht es um Waren im Wert von rund 500 Milliarden US-Dollar. Nun kommt es kommende Woche zu einem Krisentreffen zwischen Trump und der EU-Kommission, welche auf die Vermeidung einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts hinwirken will.
Der Swiss Market Index (SMI) legte schliesslich 0,64 Prozent auf 8’991,34 Punkte zu. Das Wochenplus erreichte 1,5 Prozent und ist das dritte in Folge. Seit Monatsbeginn hat der SMI damit 4,4 Prozent angezogen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,41 Prozent auf 1’472,78 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,58 Prozent auf 10’731,47 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln beendeten 17 die Sitzung im Plus, 12 im Minus sowie einer (Clariant) unverändert.
Die grössten Gewinner waren Richemont (+2,3%) und Vifor Pharma (+2,2%). Letztere wurden dabei von einer markanten Kurszielerhöhung durch JPMorgan gestützt, welche dabei das Rating «Overweight» bestätigt hat. Gut nachgefragt waren zudem Sonova (+1,9%) oder SGS (+1,6%).
Getragen wurde der Gesamtmarkt aber insbesondere von den starken Schwergewichten, von denen Novartis (+1,5%) noch etwas mehr anzogen als Nestlé (+1,0%) und Roche (+0,9%). Roche hat in den vergangenen Tagen in den USA gleich für zwei Produkte den Status Therapiedurchbruch erhalten, am Vortag aber eher enttäuschende Studiendaten zum Immuntherapeutikum Tecentriq vorgelegt, was den Titel am Donnerstag auch einiges an Terrain gekostet hatte.
Novartis hingegen knüpften nahtlos an die gute Entwicklung seit der Präsentation der Quartalszahlen am Mittwoch an. Überhaupt sind Novartis mitverantwortlich für den Höhenflug des SMI seit Monatsbeginn. Die defensiven Werte profitieren von den Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem internationalen Handelsdisput und den Brexit-Diskussionen. Am Markt hiess es, dass bedeutende internationale Fondsinvestoren seit Wochen aus zyklischen in defensive Werte wechseln würden.
Die ebenfalls defensiven Givaudan (+0,7%) haben zu einer Gegenbewegung nach den Kursverlusten vom Vortag im Anschluss an die Quartalszahlen angesetzt.
Dasselbe kann man von ABB (-1,4%) und Kühne+Nagel (-1,0%), die am Donnerstag ebenfalls Zahlen vorgelegt haben, nicht behaupten. ABB gaben als grösster Verlierer einen guten Teil der Gewinne vom Vortag wieder ab und Kühne+Nagel verloren gar noch mehr an Boden als am Vortag.
Zusammen mit diesen beiden bildeten Adecco (-1,3%) das Schlusstrio, etwas klarere Verluste erlitten zudem einige Finanzwerte wie UBS (-0,8%), Swiss Re oder Zurich (je -0,6%). Die UBS wird am Dienstag ihre Halbjahreszahlen veröffentlichen.
Im breiten Markt fielen die am Vortag bereits im zweistelligen Bereich eingebrochenen Leonteq (-1,7%), Rieter (-3,9%) und Dormakaba (-1,5%) noch einmal zurück. Die Gewinnwarnung von Dormakaba beispielsweise, hatte den Kurs um 17 Prozent nach unten sausen lassen.
Demgegenüber erholten sich Bobst (+2,0%), die am Donnerstag ebenfalls zweistellig verloren hatten, in einer Gegenbewegung leicht, Molecular Partners (+10%) gar sehr deutlich.
Jeweils nach Habjahreszahlen waren die Aktien von SFS (+4,1%) und CPH Chemie+Papier (+3,5%) gut gesucht. (awp/mc/pg)