Zürich – Nach dem Gipfelsturm der vergangenen Woche haben die Anleger an der Schweizer Börse einen Gang zurückgeschaltet. Denn schlechter als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus China schürten Konjunktursorgen und belasteten laut Händlern die Kurse. Im späten Geschäft konnte der SMI allerdings die Einbussen noch etwas eingrenzen. Zusätzlich verunsicherte die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus die Märkte. Zudem belastete auch die Lage in Afghanistan, denn ihre gescheiterte Politik könnte die US-Regierung schwächen. Dies würde die Umsetzung der ambitiösen Konjunkturprogramme gefährden, hiess es weiter.
Allerdings seien nach dem Rekordlauf der vergangenen Woche Gewinnmitnahmen nichts Ungewöhnliches. Dementsprechend zeigten sich die Händler auch nicht sonderlich beunruhigt. Nach dem Erreichen neuer Rekordkursniveaus tue dem Markt eine Konsolidierungspause nur gut, kommentierte ein Händler. Ausserdem fehlten gerade an den US-Aktienmärkten die Kaufimpulse, weil die Bilanzsaison allmählich abgeschlossen sei. Daher dürften die Marktteilnehmer in nächster Zeit den Fokus wieder stärker auf makroökonomische Daten richten. In dieser Hinsicht verspreche diese Handelswoche interessant zu werden.
Der SMI schloss nach einem Verlauf in relativ engen Spannen um 0,36 Prozent tiefer auf 12’419,14 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,47 Prozent auf 2009,44 und der breite SPI 0,33 Prozent auf 15’901,83 Zähler. 24 SLI-Werte gaben nach und sechs zogen an.
Unter Abgaben litten vor allem jene Werte, denen eine schwächelnde chinesische Konjunktur am meisten zu schaffen macht. Am stärksten gaben im SLI die Aktien der Uhrenhersteller Richemont (-2,8%) und Swatch (-2,1%) nach. Ebenfalls weit oben bei den Verlierern standen die zyklischen Bauzulieferer Holcim (-1,6%), Sika (-1,0%), Schindler (-0,7%) und Geberit (-0,4%). Auch der Personalvermittler Adecco (-1,1%) und der Chemiekonzern Clariant (-1,0%) verloren klar an Wert.
Die Finanzbranche büsste ebenfalls Terrain ein. Ihr machten laut Händlern die wieder gesunkenen US-Anleiherenditen zu schaffen. Die Grossbanken CS und UBS sowie die Vermögensverwalter Julius Bär und Partners Group verloren zwischen 1,2 und 0,5 Prozent. Auch die Versicherer Zurich (-0,7%) und Swiss Re (-0,2%) kamnen nicht ungeschoren davon. Swiss Life (+0,1%) drehten zum Schluss noch ins Plus. Händler wiesen darauf hin, dass sich in der Vorwoche gerade die Versicherer gut entwickelt hätten. Bei Zurich kamen noch die gute Zahlen von vergangener Woche hinzu. Grund genug, Gewinne einzustreichen, hiess es.
Dagegen konnten sich die Schwergewichte Nestlé (+0,1%) und Roche (+0,1%) von den Gewinnmitnahmen ganz und Novartis (-0,1%) zum Schluss nahezu wieder erholen.
Die Aktien des Augenheilmittelkonzerns Alcon büssten vor der Bilanzvorlage am morgigen Dienstagabend nach US-Börsenschluss 0,6 Prozent ein. Gefragt waren dagegen Straumann (+1,3%), die dank einer Kurszielerhöhung von Mirabaud den Aufwärtstrend vom vergangenen Freitag fortsetzen konnten. Auch Temenos (+0,5%) und Lonza (+0,6%) rückten vor.
Deutlicher waren die Ausschläge in den hinteren Reihen. Auch hier machten sich die schwachen China-Daten etwa für Gurit (-4,2%) negativ bemerkbar. Montana Aerospace (+1,0%) drehten nach anfänglichen Verluste nach der Zahlenvorlage in die Gewinnzone. Bei Rieter (-1,1%) taten sich die Anleger schwer damit, die Nachricht über den Zukauf und die Abberufung zweier Verwaltungsräte richtig einzuordnen, so ein Händler.
Gefragt waren die Aktien von Implenia (+0,9%). Der Baukonzern veröffentlicht am Dienstag sein Halbjahresergebnis. Dagegen waren die Anteile von Börsenneuling Polypeptide am Tag vor Ergebnisbekanntgabe ebenfalls am Dienstag 1,8 Prozent schwächer. (awp/mc/pg)