CH-Schluss: Freundlich – Zinsschreck des Fed abgeschüttelt
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag fester geschlossen. Dabei blicken die Marktteilnehmer im Nachgang zu Fed-Sitzung auf eine veritable Achterbahnfahrt zurück. Denn gestartet hatten die Dividendenpapiere tief im Minus. Aus des Aussagen des Chefs der US-Notenbank schloss man im Handel, dass nun in diesem Jahr fünf statt nur vier Zinsschritte in den USA fällig seien.
Das führte in einer ersten Reaktion zu einem Ausverkauf von risikobehafteten Anlageklassen wie Aktien. Denn die Fed falle als sicherer Liquiditätslieferant zunehmend weg, hiess es im Handel. Allmählich setzte sich aber die Einsicht durch, dass geldpolitisch ohnehin schon viel eingepreist ist. Als dann klar war, dass auch die Wall Street den Zinsschreck gut wegsteckt, kauften die Anleger wieder zu. Ein überraschend hohes Wachstum der US-Wirtschaft im vierten Quartal wurde dabei dankbar angenommen.
Der SMI schloss um 0,65 Prozent höher bei 12’176,90 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, gewann 0,40 Prozent auf 1946,06 und der umfassende SPI 0,45 Prozent auf 15’420,59 Zähler. Im SLI standen 21 Gewinner neun Verlierern gegenüber.
Finanzwerte gelten mit der Aussicht auf ein Ende der Nullzinspolitik als Gewinner der Fed-Sitzung. Zudem hatte am Morgen die Deutsche Bank mit Zahlen und einer hohen Dividende positiv überrascht.
So verteuerten sich die zuletzt arg gebeutelten Valoren der Credit Suisse um 1,3 Prozent. Im Versicherungssektor legten Zurich um 1,8 Prozent, Swiss Re um 1,1 Prozent und Swiss Life um 0,8 Prozent zu.
Für Partners Group (-2,3%) galt dies indes nicht, dem Vermögensverwalter helfen höhere Zinsen nicht. Die Papiere notierten am Donnerstag so tief wie seit dem Frühling 2021 nicht mehr. Händler sprechen von weiteren Gewinnmitnahmen nach den Rekordläufen zuvor.
Deutlich nach oben ging es hingegen mit den Pharmawerten Novartis (+1,9%) und Roche (+1,6%). Novartis war damit der grösste Gewinner unter den Bluechips. Die beiden Pharmakonzerne werden kommende Woche ihren Bericht zum Geschäftsjahr 2021 vorlegen. Das dritte defensive Schwergewicht – der Nahrungsmittelriese Nestlé, zog um 0,3 Prozent an.
Zur Schwäche neigten erneut Titel, die im vergangenen Jahr besonders deutlich zugelegt hatten. Dazu zählten etwa Richemont (-1,2%) sowie Kühne+Nagel (-0,2%). Auch Swatch (-1,9%) profitierten nicht von den jüngsten Exportdaten zur Schweizer Uhrenbranche. Diese hat sich gut vom Coronaschock erholt – die Ausfuhren von Schweizer Zeitmessern haben im letzten Jahr das Vorkrisenniveau von 2019 gar leicht übertroffen.
Sehr schwach schlossen Adecco mit minus 6,2 Prozent. Händler verwiesen auf einen sehr kritischen Analystenkommentar. Deren Autoren rechnen beim Stellenvermittler von einer Verschlechterung der Ergebnisqualität und stellen dessen Buchführungspraktiken in Frage.
Die Aktien des Warenprüfkonzerns SGS (-0,7%) gaben nach Zahlen nach. Das Unternehmen hatte mit seinen vorbörslich vorgelegten Jahresergebnissen die Erwartungen der Analysten in etwa erfüllt.
Viel Bewegung gab es im breiten Markt. Die Valoren der Bank Linth etwa sprangen um satte 24 Prozent auf 595 Franken an. Die Liechtensteinische Landesbank LLB (-1,4%) will ihre Tochter vollständig übernehmen und bietet entweder 600 Franken in bar oder 323 Franken in bar plus LLB-Aktien.
Die Papiere der Versandapotheke Zur Rose schossen um 9,5 Prozent nach oben. Hintergrund waren Berichte aus Deutschland, wonach ein neuer Anlauf für die Einführung des sogenannten E-Rezepts auf den Weg gebracht wird. Die Nachrichten sind günstig für Zur Rose, die zuletzt unter den Verzögerungen in dem wichtigen Markt gelitten hatte.
Auf der Verliererseite sind fanden sich derweil Bucher (-8,4%) nach Zahlen wieder. Der Industriekonzern vermochte mit Umsatz und Auftragseingang die Erwartungen der Analysten nicht zu erfüllen. (awp/mc/ps)