Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt sind die Kurse am Donnerstag im Einklang mit den anderen wichtigen Börsenplätzen weltweit kräftig abgerutscht. Startete der Leitindex SMI noch bei über 12’000 Punkten in den Handelstag, so sackte er im Tagesverlauf teilweise klar unter die Marke von 11’900 Punkten ab. Für Verunsicherung an den Märkten sorgte die rapide Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus.
Die Anleger befürchteten, dass der Anstieg bei den Infektionszahlen zu einer Gefahr für die konjunkturelle Erholung werde, hiess es am Markt. Dazu kamen stark sinkende Anleiherenditen. Diese würden als Signal interpretiert, dass der Konjunkturaufschwung den Höhepunkt möglicherweise bereits überschritten habe. Ein Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA deutete zudem darauf hin, dass die Erholung des US-Arbeitsmarkts eine Pause eingelegt habe.
Der SMI schloss 1,33 Prozent im Minus bei 11’924,55 Punkten, nachdem er am Nachmittag bis auf 11’864 Punkte abgerutscht war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,56 Prozent auf 1925,09 Punkte und der breite SPI sank um 1,26 Prozent auf 15’344,41 Zähler. Sämtliche 30 Aktien im SLI beendeten den Handel im Minus.
Mit den deutlichsten Abgaben gingen die Aktien der Privatbank Julius Bär (-4,4%) aus dem Handel. Auch die Grossbankentitel UBS (-3,6%) und CS (-2,6%) mussten klare Verluste hinnehmen. Händler erklärten die Kursabschläge vor allem mit dem starken Rückgang der Anleiherenditen. Tiefere Renditen bedeuten bei den Banken engere Margen und tendenziell weniger Erträge.
Starke Abgaben gab es auch für die volatilen AMS (-4,2%) sowie Swatch (-3,4%). Die Aktien des Bieler Uhrenkonzerns wurden zusätzlich von der Nachricht belastet, dass sie nach 23 Jahren aus dem Leitindex SMI herausfallen. Ersetzt wurden sie durch Logitech (-0,3%), die sich entsprechend im schwachen Marktumfeld gut hielten.
Die Aktien der Swatch-Konkurrenten Richemont (-2,6%) mussten dagegen ebenfalls heftige Kursverluste hinnehmen. Deutliche Abgaben gab es auch für weitere typische Zykliker, so etwa für die Aktien des Personalvermittlers Adecco (-3,3%), des Zementkonzerns Holcim (-2,5%) oder des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (-2,3%).
Die Aktien des Chemiekonzerns Clariant (-1,2%) zeigten sich vom nahenden Ausscheiden aus dem SLI-Index wenig beeindruckt. Moderater fielen die Abgaben bei ABB (-0,8%) aus. Die Analysten von Goldman Sachs bekräftigten ihr «Buy»-Rating für die Titel des Industriekonzerns bei einem kräftig erhöhten Kursziel.
Versicherungswerte litten derweil ebenfalls unter den sinkenden Anleiherenditen. Deutliche Abgaben gab es etwa für Zurich (-2,1%) und Swiss Life (-2,2%), während sich die Aktien des Rückversicherers Swiss Re (-1,0%) etwas besser halten konnten.
Besser hielten sich auch defensive Werte. So geben die Titel der Schwergewichte Nestlé (-0,9%) sowie Novartis (-1,0%) und Roche (-0,6%) unter dem Marktschnitt nach. Die Deutsche Bank empfahl die Roche-Genussscheine neu zum Kauf. Der zuständige Analyst verwies dabei auf jüngste Fortschritte bei Alzheimer-Medikamenten – ein Forschungsgebiet, in dem auch der Basler Pharmakonzern tätig ist.
Nur moderate Abgaben gab es auch für Schindler (-0,1%) sowie für Straumann (-0,5%). Der Medizintechniktitel erfreue sich seit einiger Zeit einer guten Nachfrage, sagte ein Händler. Dazu komme noch die Hoffnung, dass der inzwischen doch recht schwere Titel gesplittet werden könnte.
Am breiten Markt sprangen Komax (+7,2%) nach oben. Der Kabelmaschinenhersteller kündigte für das zweite Halbjahr einen Umsatzanstieg an. Im ersten Halbjahr habe sich die Marktsituation schrittweise verbessert, teilte Komax mit. Georg Fischer gewannen 0,6 Prozent; eine Reihe von Analystenhäusern haben das Kursziel für die Titel des Industrieunternehmens erhöht.
Vifor Pharma (-0,1%) beendeten den Tag nur knapp im Minus. Die Titel des Pharmaunternehmens kehren in den breiten SLI zurück. (awp/mc/pg)