Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag per Saldo leicht im Minus beendet. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stimmung an den Börsen nach der Euphorie zum Wochenbeginn schon wieder verflogen ist. Zum Teil war gar bereits wieder von einer gewissen Katerstimmung an den Märkten die Rede. Auslöser für den erneuten Stimmungsumschwung hin zum Negativen war die Tatsache, dass kaum Details über die weitere Vorgehensweise in Bezug auf die Handelsstreitigkeiten der beiden Grossmächte bekannt wurden.
Auch dass die Medien in China und den USA recht unterschiedlich über die Übereinkunft zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping berichtet haben, trage nicht unbedingt zum Vertrauen der Investoren bei. Hinzu komme, dass 90 Tage nicht sehr viel Zeit seien, um eine Einigung zu erzielen. Und nicht zuletzt soll offenbar der China-Kritiker Robert Lighthizer und nicht der moderatere Finanzminister Steven Mnuchin der Verhandlungsführer für die USA sein. «Das alles hat dazu geführt, dass die Investoren bereits wieder vermehrt zu defensiven Papieren greifen», so ein Händler.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor zum Handelsschluss 0,24 Prozent auf 9’085,00 Punkte, dies bei einem Tagestief von 9’076 bzw. einem Tageshoch 9’119. Beim breiten Swiss Performance Index (SPI) resultierte zum Schluss ein Minus von 0,28 Prozent (SPI) auf 10’802,37 Zähler. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), bei welchem die defensiven Schwergewichte nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, verlor mit 0,75 Prozent auf 1’399,50 Zähler hingegen deutlich fester.
Die eher wieder triste Stimmung manifestierte sich auch am Verhältnis aus Gewinnern und Verlierer bei den 30 Blue Chips, das am Schluss bei vier zu 26 lag.
Die Gewinner waren allesamt defensive Titel wie Swisscom (+1,1%), Givaudan (+1,0%), Nestlé (+0,9%) oder Novartis (+0,6%). Mit Roche (-0,3%) notierte ein weiteres defensives SMI-Schwergewicht im oberen Bereich der Tabelle. Der Basler Pharmakonzern hatte am Vorabend anlässlich eines Kongresses positive Studiendaten zu den Medikamenten Hemlibra und Venclexta veröffentlicht. Auch Zurich Insurance (-0,5%) verloren am Vortag eines Investorenanlasses unterdurchschnittlich.
Die deutlich längere Verliererliste wurde derweil von AMS (-5,1%) und damit den Gewinnern des Vortages angeführt. Die Papiere des österreichischen Chips-Herstellers mit Schweizer Börsenkotierung litten laut Händlern unter der Gewinnwarnung eines weiteren Apple-Zulieferers sowie einem negativen Kommentar aus einem angelsächsischen Broker-Hauses.
Mit Temenos (-3,3%), Dufry (-3,2%), LafargeHolcim (-3,2%) oder Logitech (-3,0%) folgten weitere Technologie- oder konjunktursensitive Werte bzw. solche, bei denen Investoren zum Wochenstart noch besonders stark zugegriffen hatten. Auch die Grossbanken UBS (-2,5%) und CS (-2,0%) schlossen schlecht ab.
Ein Analystenkommentar sorgte derweil auch beim Sanitärtechnikkonzern Geberit (-2,1%) für hohe Kursverluste. Die Analysten der Bank Vontobel hatten Rating und Kursziel für die Aktien gesenkt und dies mit dem herausfordernden Wachstumsziel begründet.
Die Unsicherheit in Bezug auf die weiteren Handelsbeziehungen zwischen den USA und China zeigte sich auch in den Kursverlusten von Richemont (-1,2%), Schindler (-1,4%) und Swatch (-1,9%). Am Vortag hatten auch sie deutlich zugelegt, weil sie allesamt recht stark auf dem asiatischen Markt vertreten sind. Die nun aufkommende Zurückhaltung habe Investoren dazu bewogen, ihre Positionen eher wieder abzubauen, hiess es im Handel.
Im breiten Markt fielen unter anderem die Aktien von Cicor (+11%) positiv auf. Die Elektronik-Industriegruppe hat einen Grossauftrag im Bereich Dünnschichtsubstrate erhalten. Dagegen knüpften Implenia-Aktien mit einem erneuten Einbruch (-8,4%) an den Kurssturz um mehr als ein Viertel am Montag an. Die Gewinnwarnung vom Vortag hat nicht unerwartet zu weiteren negativen Analystenreaktionen geführt und den Titel nochmals belastet. (awp/mc/pg)