CH-Schluss: SMI verliert 1,2% auf 7779 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag deutlich im Minus beendet, nachdem der SMI an den zwei vorangegangenen Tagen noch jeweils ein kleines Plus verzeichnet hatte. Viel Zeit für ein Jahresendrally bleibe damit nicht mehr, jetzt wo der letzte Monat des Jahres angebrochen ist, hiess es am Markt. Im November legte der Schweizer Leitindex 0,6% zu – trotz der Turbulenzen rund um die US-Präsidentschaftswahl und Donald Trumps Überraschungssieg. Im Jahresverlauf steht der SMI allerdings über 10% im Minus.
In einem Umfeld der Unsicherheit würden sämtliche positive Faktoren wie ein steigender Ölpreis – Brent notiert auf neuem Jahreshoch bei über 54 USD – und gute Wirtschaftsdaten aus China einfach ignoriert, so ein Marktbeobachter. Vor dem US-Arbeitsmarktbericht am (morgigen) Freitag und dem Verfassungsreferendum in Italien am Sonntag hielten sich die Investoren eher zurück. Die Abstimmung sei jedoch nur eine von vielen lauernden Unsicherheitsfaktoren in Europa. Die Aktienmärkte in den USA starteten am Donnerstag indes unterschiedlich in den Handel. US-Konjunkturdaten schlugen am Donnerstag insgesamt keine hohen Wellen.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor am Schluss 1,22% auf 7’779,11 Punkte und schloss damit nur wenig über dem Tagestief kurz vor Handelsschluss bei 7’759. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, fiel um 0,83% auf 1’243,87 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,10% auf 8’528,45 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln lagen 24 im Minus, fünf im Plus sowie Bâloise unverändert.Defensive Sektoren, die üblicherweise weniger stark von konjunkturellen Schwankungen abhängig sind, standen europaweit auf den Verkaufslisten.
Zu den Abschlägen im SMI trugen denn auch massgeblich die Schwergewichte Nestlé (-1,6%) sowie Roche und Novartis (je -2,0%) bei.
Richemont (-2,0%) gaben ebenso deutlich ab, und auch Swatch (-0,6%) fand sich unter den Verlierern. Der Oktober sei bekanntlich bei den Schweizer Uhrenexporten der bis dato schwächste Monat des laufenden Jahres gewesen, hiess es in einem Kommentar zur Branche vom Donnerstag. Das habe nach den eher guten Vormonaten bereits wieder Zweifel an einem Aufwärtstrend geschürt.
Deutlich tiefer tendierten zudem Lonza (-2,4%), Givaudan (-1,9%) sowie unter anderem Versicherungstitel wie Zurich, Swiss Re (je -1,6%) und Swiss Life (-1,0%).
Auch Zykliker wie LafargeHolcim (-1,5%) und Kühne+Nagel (-1,3%) gaben stark ab, während andererseits ABB (+0,7) klar zulegen konnten.
Die stärksten Gewinne verbuchten allerdings Credit Suisse (+3,0% auf 13,92 CHF). Citigroup bestätigte die Kaufempfehlung für die Aktien der Grossbank und erhöhte das Kursziel auf 18,20 CHF. Insgesamt verfüge die Bank über ein grosses Potenzial, indem die Vermögensverwaltung ausgebaut und das Investmentbanking restrukturiert werde, heisst es im Vorfeld des am kommenden Mittwoch anstehenden Investorentags, an dem weitere Kostenmassnahmen etc. angekündigt werden sollen. Zudem sei die Bewertung der Aktie attraktiv. Sie steht allein im Jahresverlauf 2016 trotz der aktuellen Gewinne 30% im Minus.
Auch UBS (+0,2) drehten am späten Nachmittag leicht ins Plus, nachdem die Grossbank den Standort für die angekündigte Europa-Bank – die zusammengelegten europäischen Aktivitäten im Bereich der Vermögensverwaltung – nun offiziell auf Frankfurt bestimmt hat. Die UBS will hier sowohl die verwalteten Vermögen als auch die Gewinne in den kommenden Jahren im zweistelligen Bereich steigern.
Syngenta (+1,3%) stachen nach Nachrichten von ChemChina positiv hervor, wonach die Chinesen zur Finanzierung der Übernahme einen Fonds auflegen wollen.
Am breiten Markt fielen unterdessen Accu (-25%) stark zurück, nachdem das Unternehmen über Liquiditätsprobleme bei der Tochter Nexis berichtet hat. Sulzer (+1,2%) verzeichneten dagegen nach einem weiteren Zukauf Avancen: Der Industriekonzern übernimmt die Kontrolle über das Gasturbinengeschäft von Rotec mit Sitz in Moskau.
Deutlich tiefer schlossen aus der zweiten Reihe zudem unter anderem ENR Russia (-6,9%), Goldbach (-3,8%) und Bachem (-3,5%). Zu den Gewinnern zählten KTM (+9,6%), Edisun Power (+6,1%) und Cicor (+5,7%). (awp/mc/pg)