Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich kurz vor dem Jahresende noch einmal von seiner freundlichen Seite. Händlern zufolge verlief das Geschäft am vorletzten Handelstag des Jahres in sehr ruhigen Bahnen, die Umsätze seien gering gewesen. Eine positiv eröffnende Wall Street stützte die Gewinne in der zweiten Sitzungshälfte, nachdem die Kurse am Morgen noch klar im Minus notiert hatten.
Die Corona-Entwicklung in China sorgte gleichzeitig für Zuversicht und für Verunsicherung. Auf der einen Seite könnten die stark gelockerten Restriktionen im Reich der Mitte das Potenzial für neue Varianten erhöhen. Andererseits könnte die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs nach und aus China der Weltwirtschaft einen Schub verleihen. Das könnte jedoch die die Inflation wieder anheizen, was den Zinserhöhungszyklus verlängern würde.
Der SMI schloss am Donnerstag 0,41 Prozent höher auf 10’857,35 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte um 0,61 Prozent vor auf 1660,23 und der breite SPI um 0,50 Prozent auf 14’071,72 Punkte. Im SLI stand 29 Gewinnern nur ein Verlierer gegenüber.
Credit Suisse stachen bei den Finanzwerten mit einem Kursplus von 1,9 Prozent heraus, das im späten Geschäft eingefahren wurde. Davor hatten «Window Dressing»-Aktivitäten das Geschehen dominiert. Das heisst, Anleger trennten von schlecht gelaufenen Papieren, die sie zum Stichtag nicht zeigen möchten.
Etwas ins Hintertreffen gerieten Julius Bär (+0,9%) und UBS (+0,5%). Partners Group verteuerten sich um 1,2 Prozent. Die Versicherer sahen Swiss Re (+0,9%) in Front.
Deutliche Kursgewinne verbuchten – mit freundlicher Unterstützung vom US-Technologiesektor – die hiesigen Branchenvertreter VAT (+2,4%), AMS Osram (+2,6%) und Temenos (+1,8%).
Auch Wachstumstitel wie Straumann (+1,6%), Sonova (+2,0%), Lonza (+1,3%) und Alcon (+1,1%) aus dem Gesundheitssektor zogen deutlich an. Damit haben Anleger wohl die Aktien wieder ins Depot gelegt, denen sie nach der starken Korrektur im laufenden Jahr wieder viel Erholungspotenzial zubilligen, wie ein Marktbeobachter sagte.
Belastet wurde der SMI von seinen drei Schwergewichten, die nur unterdurchschnittlich zulegten. Bei Nestlé, die sich «nur» um 0,2 Prozent verteuerten, verwiesen Händler auf Aussagen des CFO von letzter Woche, wonach er mit einem schwierigen Start ins 2023 rechne.
Der Kurs von Novartis zog trotz schlechter Nachrichten leicht um 0,3 Prozent an. Der Pharmakonzern bezahlt in den USA 245 Millionen Dollar zur Beilegung eines Kartellverfahrens. Die Genussscheine von Roche schlossen 0,1 Prozent höher.
Einen eher schwierigen Stand hatten auch einige zyklische Aktien wie Holcim (-0,3%), Swatch (+0,2%), oder Kühne+Nagel (+0,1%).
Am breiten Markt büssten die Papiere des Reisedetailhändlers Dufry 0,03 Prozent ein, obschon die Chinesen wieder leichter um den Globus reisen dürfen. Händler verweisen auf die neuerlichen «Pandemieängste», welche die Papiere im dünnen Handel zurückgebunden hätten.
Bei den «Jahresverlierern» dominierten unterschiedliche Händlerstrategien. Während sich bei der Versandapotheke Zur Rose (+5,2%) am Ende die Schnäppchenjäger durchsetzten, wurden Talenthouse (-13,3%) abgestossen.
Die beiden Titel zählen mit einem Minus von rund 90 Prozent zu den Anteilscheinen mit der schlechtesten Performance im SPI. Jahresgewinner Meier Tobler (+1,2%) hielten sich auf hohem Niveau. Ihr Kurs hat sich 2022 mehr als verdoppelt.
Bobst verloren an ihrem letzten Handelstag 1,7 Prozent. Die Aktien des Westschweizer Maschinenbauers verabschieden sich nun von der Schweizer Börse und werden dekotiert. Der Mehrheitsaktionär hatte zuvor den grössten Teil der Aktien in einem öffentlichen Übernahmeangebot gekauft. (awp/mc/pg)