Zürich – Die Aussicht auf weiterhin weit offene Geldschleusen der Zentralbanken hat den Aktien am Donnerstag Auftrieb verliehen. Im Verlauf verlor der Markt aber an Schwung. Und der SMI schloss zwar etwas höher als am Tag zuvor, aber unter 10’000 Zählern.
Wie schon die Europäische Notenbank (EZB) hat nun auch die US-Notenbank den Anlegern Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung gemacht. Das Fed habe die Erwartungen weiter angeheizt. Damit würden Aktien weiter an Attraktivität gewinnen, erklärte ein Händler. Anderseits schüre sie damit auch Konjunktursorgen. Vorsichtigere Stimmen wiesen allerdings darauf hin, dass Wachstumssorgen der Grund dafür seien, hiess es. Während niedrigere Zinsen für Aktieninvestitionen sprechen, setzen Konjunktursorgen den Geschäften der Firmen zu.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss nach einem neuen Verlaufs-Rekordhoch (10’062,65 Punkte) nur 0,17 Prozent höher bei 9’978,52 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) ermässigte sich um 0,01 Prozent auf 1’524,07 Zähler. Der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann dagegen 0,25 Prozent auf 12’054,39 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien notierten 16 im Plus und 14 im Minus.
Der grosse Eurex-Verfall vom morgigen Freitag habe Schatten vorausgeworfen, sagten Händler. Bei einem Hexensabbat könne es immer wieder zu stärkeren Kursausschlägen kommen, weil Options- und Futures-Kontrakte auf Indizes und Aktien auslaufen.
Zeitpunkt und Ausmass einer Zinssenkung des Fed dürften stark von der Entwicklung des US-chinesischen Handelsstreits abhängen, hiess es im Handel zudem. Hoffnung auf eine Annäherung der beiden Länder wurden von chinesischen Medien allerdings gedämpft. Eine sofortige Klärung der grossen Differenzen sei eher unwahrscheinlich. Zudem könnten die steigenden politischen Spannungen im Nahen Osten die Anleger noch zusätzlich zu Vorsicht veranlasst haben, hiess es in Händlerkreisen.
Tagessieger bei den Blue Chips waren die Technologiewerte AMS (+5,2%) und Logitech (+2,2%) sowie der Uhrenhersteller Swatch (+2,2%). Rivale Richemont (+0,3%) hinkte dagegen etwas hinterher. Diese Werte profitierten von der Hoffnung auf Fortschritte im Handelsstreit. In ihrem Sog zogen auch kleinere Technologietitel wie U-blox, Sensirion, VAT, Meyer Burger und Inficon an. Bei den beiden Uhrenherstellern stützten zudem die starken Uhrenexporte. Besonders gut war die Nachfrage nach Schweizer Zeitmessern im wichtigen Markt China.
Bei den Schwergewichten, die nach der starken Performance laut Händlern nicht mehr so im Rampenlicht standen, weil Investoren in etwas weniger dominante Titel umgeschichtet hätten, gewannen Nestlé (+0,9%), Roche (+0,6%) und Novartis (+0,2%) an Wert. Hier dürfte sich neben dem Verfall auch die zum Wochenschluss bevorstehende SMI-Revision, bei der das Gewicht der drei Grossen auf je rund 18 Prozent festgelegt wird, die Kurse beeinflusst haben, sagten Händler.
Gefragt waren auch die zyklischen Sika (+1,2%), ABB (+0,8%) und Adecco (+0,8%) sowie Clariant (+0,5%) und Givaudan (+0,5%).
Die Aussicht auf noch tiefere Zinsen verdarb den Anlegern hingegen den Appetit auf Finanzwerte. Im Einklang mit ihren europäischen Konkurrenten büssten die Banken UBS (-2,6%), CS (-2,2%) und Julius Bär (-0,5%) und der Versicherer Swiss Re (-0,3%) Terrain ein. Der Lebensversicherer Swiss Life (+0,04%) und Zurich Insurance (-0,2%) waren ebenfalls schwächer. «Der Rückgang der zehnjährigen Renditen der US-T-Bonds wird in diesem Zusammenhang als negatives Signal wahrgenommen», sagte ein Händler.
Am breiten Markt hob eine Kaufempfehlung der Credit Suisse die Aktien von Landis & Gyr um 3,7 Prozent auf 82,60 Franken. Bei 84,45 Franken verbuchte der Titel der Messtechnikfirma ein Rekordhoch.
Gesucht waren die Biotechwerte Obseva (+5,1%) und Addex (+4,1%). Anderseits trennten sich Investoren von Polyphor (-4,8%).
Die Papiere der MCH Group verloren 4,3 Prozent. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach dem jüngsten Anstieg. (awp/mc/pg)