Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag vor dem langen Pfingstwochenende klar unter dem Niveau des Vortages geschlossen. Lange Zeit bewegte sich der Leitindex SMI leicht unter der Nulllinie, weitete seine Verluste am Nachmittag aber noch etwas aus. Belastend wirkten sich auf die europäischen Märkte vor allem politische Unsicherheiten aus. So hat das Nachbarland Italien zwar wohl eine neue Regierung, doch mit den EU-Kritikern von Fünf Sterne und Lega nicht gerade diejenige, die die Märkte sich gewünscht hätten.
Daneben standen am Freitag weiterhin die hohen Renditen an den Anleihemärkten etwas im Blick der Anleger, da sie sich bei den zehnjährigen US-Staatstiteln hartnäckig über 3 Prozent hielten. Die Schwelle gilt als Warnsignal für Aktieninvestments, da hohe Renditen bei den Festverzinslichen die Attraktivität von Aktien reduzieren. Hierzulande sorgte am Berichtstag vor allem der Richemont-Abschluss für schlechte Stimmung, der auch Branchennachbar Swatch mitriss.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss -0,53 Prozent tiefer auf 8’940,46 Punkten (Tagestief bei 9’918). Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 0,58 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,54 Prozent auf 1’480,45 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,47 Prozent auf 10’662,39 Punkte. Von den 30 grössten Titeln schlossen 23 im Minus, einer unverändert und sechs im Plus.
Grösste Verlierer unter den Blue Chips waren klar die Richemont-Aktien, die um 5,3 Prozent absackten. Die Gruppe hatte zwar im Geschäftsjahr 2017/2018 mehr umgesetzt und verdient – Analysten hatten allerdings insbesondere beim Gewinn deutlich mehr erwartet. Die Branchenkollegen von Swatch (-1,1%) wurden im Zuge dessen in Sippenhaft genommen und gehörten ebenfalls zu den grossen Verlieren des Tages.
Stark unter Druck gerieten auch die Aryzta-Aktien (-2,5%), obwohl sie einen Teil ihrer frühen Kursverluste wieder wettmachen konnten. Aus London trafen am Freitag vage Berichte ein, wonach der hochverschuldete Backwarenhersteller von angelsächsischen Leerverkäufern frontal angegriffen wurde.
Negativ präsentierte sich auch der Finanzsektor. Während die Versicherer Swiss Life, Swiss Re und Zurich zwischen 0,2 und 0,3 Prozent abgaben, fielen die beiden Grossbanken UBS und CS um 0,9, respektive 1,3 Prozent etwas stärker zurück.
Dass die Verluste am Markt nicht noch grösser waren, verdankte er vor allem den Genusscheinen des Schwergewichts Roche (+0,3%). Weniger gut erging es hingegen Novartis (-0,8%) und auch Nestlé (-0,1%) schlossen leicht im Minus.
Zu den wenigen Gewinnern gehörten nebst Roche Lonza (+1,3%) sowie die Aktien des Warenprüfkonzerns SGS (+1,3%). Zuvor hatte die Deutsche Bank des Kursziel für die Titel angehoben. Die Experten der Deutschen Bank und von Kepler Cheuvreux trauen dem Konzern ein beschleunigtes Umsatzwachstum bei gleichzeitiger Verbesserung der Profitabilität zu.
Im breiten Markt fielen die Papiere des Vakuumherstellers VAT (-7,7%) auf. Vorsichtige Aussagen des US-Grosskunden Applied Materials – dessen Aktien im frühen Handel an der Nasdaq ebenfalls klar zurückfielen – erwiesen sich als Spielverderber.
Zu den grössten Verlierern im breiten Markt zählten auch die Titel des Börsenneulings Polyphor, die um 3,9 Prozent auf 34,01 Franken abgaben. Am Dienstag waren die Papiere mit einem Kurs von 40 Franken gestartet. Der Ausgabepreis hatte bei 38 Franken gelegen.
In einer Ersteinstufung empfahlen die Experten von Kepler Cheuvreux die Papiere der Onlinebank Swissquote zum Kauf. Investoren folgten dieser Aufforderung, wie das Kursplus von 4,1 Prozent zeigte.
Weiter zogen die Cosmo-Papiere um 6,1 Prozent an. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte die Einreichung eines Zulassungsantrages genehmigt. (awp/mc/pg)