CH-Schluss: SMI steigt erstmals über 9’800 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag klar zugelegt. Der SMI übertraf nach dem langen Pfingstwochenende das zuletzt Anfang Mai neu markierte Allzeithoch gar um gut 80 Punkte. Marktbeobachter verwiesen unter anderem auf die Pläne Chinas, Investitionen in Infrastrukturprojekte zu erleichtern, um die Konjunktur anzukurbeln. Hinzu komme die anhaltende Aussicht auf eine Zinssenkung in den USA. In diesem Zusammenhang wetterte der US-Präsident erneut gegen das Fed: Die Zinsen seien «viel zu hoch», twitterte Donald Trump. Zuversichtlich stimmte die Anleger indes auch die Einigung im Zollstreit der USA mit Mexiko.
Diese schürte zudem Hoffnung mit Blick auf den Handelskonflikt mit China. Am G20-Gipfel Ende des Monats ist ein Treffen der Präsidenten geplant: «Ein Abendessen wird zwar nicht die Probleme lösen können, die sich in den vergangenen Wochen im Handelsstreit zwischen den USA und China aufgetan haben», kommentierte ein Marktbeobachter. «Die Märkte hoffen dennoch, dass Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege den Gesprächsfaden wieder aufnehmen, der im Mai abgerissen ist.» Händler warnten insgesamt aber auch vor zu viel Optimismus. So mehrten sich etwa die Anzeichen, dass die Konjunktur in Europa an Schwung verliert.
Der Swiss Market Index (SMI) stieg am Ende 0,89 Prozent auf 9’835,87 Punkte. Nachdem am Morgen das Anfang Mai zuletzt gesetzte Hoch von 9’787 Zählern geknackt worden ist, wurde am Dienstagnachmittag ein neuer Rekord bei 9’871 Punkten markiert.
Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 1,22 Prozent auf 1’509,62 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,86 Prozent auf 11’883,11 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln gaben einzig Nestlé und Swiss Re etwas ab.
An der Spitze der Gewinner schlossen unter anderem AMS (+5,1%), Logitech (+3,3%) und Temenos (+3,2%). Eine starke Performance der US-Technologiewerte und eine positive Studie von Liberum zum Halbleitermarkt lieferten Unterstützung. Im Handel war zudem von aggressiven Deckungskäufen in den Aktien von AMS die Rede.
Gefragt waren auch die Bankaktien: Julius Bär (+4,1%), Credit Suisse (+2,7%) und UBS (+1,9%) zogen deutlich an. Bei den Grossbanken kam es im allgemein freundlichen Umfeld zu einer klaren Gegenbewegung, nachdem sich die Grossbankenwerte in der vergangenen Woche seitwärts bewegt hatten und in den Wochen zuvor deutlich zurückgekommen waren. «Es darf nicht vergessen werden, Bankaktien sind unterbewertet und haben viel Aufholpotenzial», sagte ein Händler.
Unterstützung kam am Dienstag zusätzlich von einer positiven Analyse. Die Bank of America Merrill Lynch bestätigte die Kaufempfehlungen für CS und UBS. Man bevorzuge die Schweizer Institute unter den europäischen Instituten, hiess es.
Auch Sonova (+2,7%) und Lonza (+2,6%) legten deutlich zu. Zum Titel des Pharmazulieferers Lonza hiess es im Handel, der Titel sei charttechnisch nach oben ausgebrochen.
Die grössten Treiber des SMI waren indes die schwergewichtigen Roche (+1,4%). Der Pharmakonzern wartete mit mehreren guten Nachrichten aus seiner Produktepalette auf. Novartis (+0,5%) legten ebenfalls etwas zu. Hinter dem Markt zurück blieben neben Nestlé (-0,2%) hingegen weitere defensive Werte wie Swisscom (+0,1%).
Bei Swiss Re (-0,1%) dämpften Gewinnmitnahmen den Kurs. Der Titel war am Freitag im Zusammenhang mit den Börsenplänen der Tochter ReAssure im Aufwind gewesen. SGS (+0,2%) belasteten eine Rating-Herabstufung: Barclays senkte auf «Equal Weight» von «Overweight». Mit der Aktienkurserhöhung von 17 Prozent seit Jahresbeginn bestehe begrenztes Aufwärtspotential, lautete der Kommentar.
Am breiten Markt stiegen – ebenfalls im Sog anziehender Technologiewerte in den USA – auch U-blox (+3,4%), Meyer Burger (+3,3%), VAT (+3,1%), Sensirion (+2,8%) und Kudelski (+1,9%) deutlich an. (awp/mc/ps)