Zürich – Zins- und damit einhergehende Konjunktursorgen haben die internationalen Finanzmärkte und auch die Schweizer Börse am Mittwoch auf Talfahrt geschickt. Der hiesige Leitindex SMI konnte ganz zum Schluss die Marke von 12’300 Punkte zurückerobern. Er hätte allerdings stärker an Terrain verloren, hätten ihn die Pharmaschwergewichte nicht gestützt. Sowohl Roche als auch Novartis legten entgegen dem Markttrend kräftig zu. Auf der Gegenseite verbuchten allen voran Technologietitel, aber auch andere Zykliker sowie Finanzwerte starke Einbussen.
Die Furcht vor steigenden Zinsen und die Sorge vor einer Rezession hat unter Anlegern rund um den Globus zu grosser Verunsicherung geführt. Auslöser waren Aussagen der US-Notenbankerin Lael Brainard, die von einer «Serie» von Zinserhöhungen sprach und andeutete, dass bereits eine weitere Anhebung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte auf dem Tisch liege. Das kam im Vorfeld der Publikation des Protokolls zur jüngsten US-Zinssitzung vom Mittwochabend an der Börse nicht gut an. Zudem drückten weitere Sanktionen gegen Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs sowie die Corona-Lockdowns in chinesischen Metropolen wie Shanghai auf die Börsenstimmung.
Am Ende fiel der SMI um 0,46 Prozent auf 12’320,10 Punkte zurück. Nur wenige Stunden vor Handelsschluss rutschte der Index gar unter 12’250 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Schwergewichte ein geringeres Gewicht haben, verlor zu Börsenschluss deutlichere 1,25 Prozent auf 1913,81 Punkte und der breite SPI gab um 0,74 Prozent auf 15’673,77 Zähler nach. Im SLI standen 25 Verlierern nur fünf Gewinner gegenüber.
Mit der Erwartung auf weitere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank ziehe sich die Schlinge für den Aktienmarkt weiter zu, meinte ein Händler. Das bekamen vor allem die als zinssensitiv geltenden Technologieaktien zu spüren. An der Schweizer Börse rutschten die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos um 4,5 Prozent und jene des Computerzubehörherstellers Logitech um 3,9 Prozent ab.
Die grössten Abgaben im SMI verbuchte aber der Sensoren- und Lichtkonzern AMS Osram (-8,8%). Nach dem Investorentreffen von Dienstag, als die Papiere bereits abgestraft wurden (-8,4%), hagelte es am Berichtstag Kurszielsenkungen. Kurzfristig bleibe das Wachstum bei AMS Osram gedämpft und die Rentabilität werde durch massive Investitionen in die Produktion belastet, schrieb ein Analyst.
Unter Druck kamen zur Wochenmitte auch Zykliker wie etwa die Papiere des Schmuck- und Uhrenkonzerns Richemont (-5,7%), die allerdings im März mehrheitlich in die Höhe geklettert waren. SLI-Neuling VAT verlor 4,8 Prozent und Finanzaktien wie Partners Group (-4,7%) oder Julius Bär (-3,5%) waren ebenfalls weit hinten im Tableau zu finden. Die Grossbanken-Titel von der Credit Suisse (-1,9%) und der UBS (-2,1%) standen im Mittelfeld. An der UBS-GV verabschiedete sich Präsident Axel Weber. Er übergab das Amt an den Iren Colm Kelleher.
Dass sich der SMI vergleichsweise besser hielt als etwa der deutsche Dax (-1,9%) oder der französische Cac-40 (-2,2%) verdankt er den kräftigen Gewinnen von Novartis (+2,4%) und Roche (+1,4%). Mit ihrem defensiven Charakter erwiesen sich die Pharmaschwergewichte einmal mehr als Stütze für den Schweizer Gesamtmarkt. Bereits am Vortag hatten sie den Markt leicht ins Plus gehievt.
Kursgewinne verbuchten bei den Blue Chips auch noch Swisscom (+1,4%), Swiss Life und Zurich Insurance (je +0,2%). Die Zurich-Gruppe hielt wie die UBS ihre Generalversammlung ab. Neu in den Verwaltungsrat wurde IKRK-Präsident Peter Maurer gewählt.
Im breiten Markt rückten Sulzer um 0,3 Prozent vor. Dem Industriekonzern gelang der Start ins Jahr 2022 sehr gut. Die Auftragseingang ist im ersten Quartal um die Abspaltung von Medmix bereinigt in die Höhe geklettert. Nach oben ging es auch mit Huber+Suhner (+7,1%) nach einer neu ausgesprochenen Kaufempfehlung der UBS.
Dem standen Abgaben von 8,5 Prozent bei Interroll, von 8,4 Prozent bei Zur Rose oder von 3,5 Prozent bei Montana Aerospace gegenüber. Montana hatten in den vergangenen zwei Tagen jedoch knapp 20 Prozent dazugewonnen. (awp/mc/pg)