Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag etwas schwächer geschlossen. Dabei konnte der Leitindex aber die Verluste im Verlauf eingrenzen und den Handel klar über dem Tagestief beenden. Die Stimmung habe sich gegenüber dem Vortag etwas eingetrübt. Händler verwiesen dabei auf die Wahlen in Frankreich, bei denen am Wochenende weder die rechts- noch die linksextremen Parteien eine absolute Mehrheit in der französischen Nationalversammlung erlangt hätten. Doch die Weichen würden eben erst am kommenden Sonntag nach der zweiten Wahlrunde wirklich gestellt. Daher hätten es viele Marktteilnehmer vorgezogen, einen Teil der Gewinne bei stark gestiegenen Aktien mitzunehmen, hiess es.
Dank der im frühen US-Geschäft kaum veränderten Wall Street hätten die Marktteilnehmer dann wieder etwas mehr Mut gefasst und zu den tieferen Kursen zugekauft. Allerdings verlief das Geschäft laut Händlern eher ruhig. Denn im Laufe der Woche würden viele wichtige Konjunkturzahlen veröffentlicht, die Hinweise zur zukünftigen Geldpolitik geben könnten. Dazu zählt unter anderem der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag. Die am Berichtstag veröffentlichten und unerwartet starken US-Jobdaten (JOLTs) hätten keinen stärkeren Einfluss auf die Aktienkurse ausgeübt, meinte ein Händler. Dies liege womöglich auch daran, dass in den USA am Mittwoch nur ein verkürzter und am Donnerstag wegen des Nationalfeiertags gar kein Handel stattfindet.
Der Leitindex SMI schloss nach einem Tagestief auf 11’920 Punkten noch um 0,32 Prozent tiefer bei 12’011,02 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, ermässigte sich ebenfalls um 0,32 Prozent auf 1945,31 und der breite SPI um 0,21 Prozent auf 15’955,51 Zähler. Im SLI schlossen 15 Titel tiefer und 13 höher. Roche Inhaber und UBS waren unverändert.
Das grösste Minus verbuchten die Aktien von Swiss Re (-4,0%). Sie konnten die Verluste aber noch reduzieren. Laut Händlern lastete die Angst, dass die Hurrikan-Saison früher und mit höherer Wucht einsetzen könnte, auf dem Kurs. Vor allem auf Rückversicherer könnten umfangreiche Schadenkosten hinzukommen. Auch Rivale Münchener Rück oder der Erstversicherer Zurich (-1,2%) litten unter Abgaben. In deren Schlepptau gaben auch Swiss Life (-1,3%) nach.
Bei Zurich kam laut Händlern noch ein Kommentar der Citigroup negativ hinzu. Die US-Bank befürchtet Gegenwind im US-Geschäft des Versicherers. Die Banken UBS (unv.) und Julius Bär (+0,3%) schlugen sich klar besser. Partners Group (+2,0%) schlossen gar an der Spitze der Gewinner.
Unter Druck standen zudem der Industriewert ABB (-1,2%) oder der Zementtitel Holcim (-1,8%). Auch SGS (-0,6%) und Lonza (-0,4%) gaben nach, machten aber noch Boden gut. Sie seien halt auch sehr gut gelaufen im ersten Semester, erklärten Händler die Verluste.
Logitech (-2,5%) litten unter dem sich erneut drehenden Führungskarussell. An der kommenden GV im September kommt es zu mehreren Veränderungen im Verwaltungsrat. Präsidentin Wendy Becker, die während ihrer Amtszeit mit viel Widerstand des Logitech-Mitgründers Daniel Borel zu kämpfen hatte, gab ihren Rücktritt im Jahr 2025 bekannt. Ausserdem drückten die Kursverluste beim Konkurrenten Corsair Gaming auf den Kurs, hiess es im Handel.
Im Verlauf konnten sich auch die Schwergewichte Roche GS (-0,6%) und Novartis (-0,3%) vom Tiefstkurs lösen. Nestlé (+0,7%) schlossen gar klar im Plus.
Zu den Gewinnern zählten zudem SIG, Straumann, VAT und dank einer Hochstufung auch die Aktien von Kühne+Nagel mit einem Plus von einem Prozent und mehr.
Auf den hinteren Rängen fielen Idorsia (+8,6%) auf, denen erneut Deckungskäufe Auftrieb gaben, sowie Meyer Burger (-15,6%). Es ist der zweite Handelstag für die neuen Aktien nach der Aktienzusammenlegung.
Orascom (+6,3%) profitierten davon, dass der Tourismus- und Baukonzern in Ägypten ein Grundstück verkaufen konnte. (awp/mc/pg)