Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch gut gehalten beendet. Am Morgen war der Leitindex SMI noch mit leichten Abschlägen in den Handel gestartet, drehte dann aber am Nachmittag deutlich ins Plus, nachdem gute US-Unternehmenszahlen eine deutlich festere Wall Street in Aussicht stellten. Deutlich schlechter als erwartet ausgefallene US-Daten zu den Verkäufen neuer Häuser liessen die Gewinne dann aber wieder bröckeln.
Hierzulande herrschte unter den Anlegern erneute Vorsicht nach den Turbulenzen um die hochverschuldeten Staaten Griechenland, Spanien und Italien. So erwägen die Euro-Retter einem Zeitungsbericht zufolge einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland. Ein weiteres Rettungspaket sei aber unwahrscheinlich, weil es in vielen Euro-Mitgliedstaaten als nicht durchsetzbar gilt.
Das wichtigste Schweizer Börsenbarometer SMI schloss 0,10% höher bei 6’180,77 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,35% auf 911,91 und der breite Swiss Performance Index (SPI) stand mit 0,01% auf 5’723,84 Zähler knapp im Plus.
Bei den Blue Chips schlossen Lonza (+3,7%) mit den stärksten Aufschlägen auf 45,50 CHF, die nach dem guten Halbjahresausweis stark eröffneten, sich aber im Handelsverlauf vom Tageshoch bei 47,50 CHF entfernten. Die vom Basler Life-Science-Konzern ausgewiesenen Zahlen stiessen nicht nur in der Analystengemeinde auf gute Resonanz. Für zusätzliche Stütze sorgten zudem die von den Firmenverantwortlichen bekannt gegebenen neuen Mittelfristziele.
Stark gesucht waren im Segment der konjunktursensitiven Titel auch die Luxusvaloren von Richemont (+2,2%) und Swatch (+2,3%), die bereits nach den guten, am Vortag vorgelegten Swatch-Zahlen avancierten. Stützend dürften sich dabei Äusserungen des Swatch-Chefs Nick Hayek in Presse auswirkt haben, denen zufolge bis Oktober mit einem Ende der Abschwächung bei sehr teuren Uhren in China zu rechnen sei. Weitere Gewinner waren Logitech, die sich am Vortag der Erstquartalszahlen um 1,5% verteuerten. Analysten rechnen dabei allerdings mit einem deutlichen Umsatzrückgang und wegen Restrukturierungskosten mit einem Verlust.
Weitere Gewinner hiessen Sika (+1,8%), Schindler (+0,9%) und Givaudan (+1,0%). Für Clariant (+0,6% auf 10,49 CHF) senkte das Aktienresearch von ING im Vorfeld des Quartalsausweises das Rating für die Titel auf ‹Hold› von zuvor ‹Buy› bei einem Kursziel von 10 CHF. Es würden zwar keine grossen Überraschungen im Zuge der Zahlenbekanntgabe erwartet, man rechne aber mit einer etwas vorsichtigeren Guidance des Chemiekonzerns, hiess es.
Auf der Gegenseite schlossen Kühne+Nagel (-0,6%), Adecco (-0,2%), Holcim (-0,1%) und ABB (-0,1%) mit Verlusten. Für den Industriekonzern ABB rechnen Analysten bei den für Morgen anstehenden Zweitquartalszahlen mit einem im Vergleich zum Vorjahresquartal tieferen EBIT und Reingewinn.
Bei den Finanzwerten weiteten Julius Bär (+0,9%) die Gewinne der laufenden Woche leicht aus. Die «Bären» ragten am Montag dank guter Halbjahreszahlen aus dem Meer von negativen Notierungen heraus. UBS (+1,9%) legten ebenfalls zu, dagegen fielen CS (-0,7%) klar zurück – zwischenzeitlich sogar beinahe unter 16 CHF. Die Versicherer Swiss Re (+0,2%) und Swiss Life (+0,9%) wurden gekauft, Zurich (-0,1%) gemieden und Bâloise schlossen unverändert.
Die schwergewichtigen Pharmatitel Novartis (-0,1%) und Roche (+0,4%) schlossen uneinheitlich. Der britische Konkurrent GlaxoSmithKline verbuchte im zweiten Quartal erneut einen Umsatzrückgang. Dank des Sparprogramms wiesen die Briten beim Ergebnis allerdings einen Anstieg aus. Nestlé (-0,6%) schlossen klar schwächer.
Am breiten Markt schossen EFG (+26% auf 6,09 CHF; Tageshoch bei 6,95 CHF) nach einem deutlich über den Markterwartungen ausgefallenen Semesterergebnis in den Himmel. Vor allem die Erträge aus dem Kerngeschäft mit Privatkunden seien ein wichtiger Impulsgeber für das gute Ergebnis, hiess es.
Die Compagnie Financière Tradition (+5,5%) hat mit den Zahlen zum ersten Semester zwar einen Rückgang des konsolidierten Umsatzes ausgewiesen, gegenüber dem zweiten Halbjahr 2011 resultierte hingegen eine leichte Umsatzverbesserung.
Meyer Burger legten um 4,4% zu. Der Solarzulieferer musste im ersten Semester einen Umsatzeinbruch um knapp 50% hinnehmen und sieht den Umsatz und die operative Marge im Gesamtjahr 2012 in der unteren Hälfte der in Aussicht gestellten Bandbreite.
Weatherford dagegen brachen um 10% ein. Das Erdöl-Serviceunternehmen hat im zweiten Quartal 2012 mit dem Umsatz einen neuen Rekordwert erreicht, musste aber Rückstellungen für mögliche Vergleichszahlungen in Höhe von 100 Mio USD verbuchen. (awp/mc/upd/pg)