CH-Schluss: Schwächer – Gewinnmitnahmen und Spanien

CH-Schluss: Schwächer – Gewinnmitnahmen und Spanien

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag die Einbussen aus der Startphase kontinuierlich ausgebaut und schwächer geschlossen. Händler verwiesen bei den Verlusten auf Gewinnmitnahmen, nachdem der Markt in den letzten fünf Tagen rund 140 Punkte gewonnen hatte. Die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen sei nach der starken Wochenperformance hoch gewesen, da die Situation auf den Finanzmärkten nach wie vor labil sei, hiess es. So drückten vor allem die erneut gestiegenen Risikoaufschläge für spanische Anleihen sowohl in Europa als auch in den USA auf die Stimmung.

Im Euro-Problemland Spanien stieg die Rendite für zehnjährige Schuldtitel wieder über die kritische Schwelle von 7%, die von italienischen Staatspapieren auf über 6%. Belastet hatte auch, dass Spanien die Wachstumsprognosen für die beiden kommenden Jahre reduziert hatte. Derweil genehmigten die Euro-Finanzminister das Banken-Hilfsprogramm für Spanien von bis zu 100 Mrd EUR endgültig. Von Unternehmensseite standen Sulzer im Fokus der Anleger nach der vorbörslichen Publikation der Halbjahreszahlen.

Der Leitindex SMI schloss leicht über Tagestief um 0,61% tiefer auf 6’284,81 Punkten. Im Wochenvergleich resultiert dennoch ein deutliches Plus von 1,7%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,94% auf 928,10 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,63% auf 5’823,89 Zähler ein.

Sulzer (+2,7%) hatten sich nach anfänglichen Verlusten deutlich in die Gewinnzone vorgekämpft. Beim Industriekonzern, dessen Aktien bald in den SLI-Index aufgenommen werden, fiel der Umsatz und der Bestellungseingang über den Prognosen der Analysten aus, auf Gewinnebene konnten die Erwartungen aber nicht ganz erfüllt werden. Der Winterthurer Industriekonzern habe sehr solide Zahlen vorgelegt und die Investmentstory «Sulzer» sei weiterhin intakt, hiess es im Handel.

Grössere Verluste im SMI/SLI verzeichneten Finanzwerte. So verloren im Banksektor UBS (-4,4%) und Credit Suisse (-2,9%). Letztere waren bereits am Vortag in einem positiven Gesamtmarkt unter Abgabedruck gestanden und hatten um 3,2% eingebüsst. Wieder verflogen waren so die Gewinne vom Mittwoch (+4,5% nach Ankündigung von Kapitalmassnahmen). Julius Bär (-0,9%) hielten sich deutlich besser.

Unter den Versicherungswerten gaben die vergleichsweise mehr auf Europa fokussierten Swiss Life (-1,7%) und Bâloise (-1,1%) am deutlichsten nach. In den breiter aufgestellten Zurich Insurance (-0,8%) und Swiss Re (-0,1%) hielten sich die Abgaben in engeren Grenzen.

Deutliche Einbussen verzeichneten entsprechend der Marktstimmung, teils auch infolge von Spezialsituationen zudem zyklische Titeln wie Logitech (-3,5%), Adecco (-3,1%) und Sonova (-3,0%). Adecco wurden von schwachen Zahlen des Konkurrenten Manpower etwas gebremst. In Sonova hat die US-Anlagegesellschaft MFS Investment ihre Beteiligung fast verdoppelt auf 10,03%. Holcim (-1,1%) zeigten sich etwas stabile, nach durchzogenen Absatzzahlen des Mitbewerbers Cemex.

Unter den defensiven Valoren fielen mit grösseren Abschlägen Actelion (-1,4%) auf. Mehrere Analysten hatten im Nachgang zu den Quartalszahlen des Pharmakonzerns ihre Kursziele erhöht. Nachdem die Titel am Vortag jedoch 5,7% zugelegt hatten, realisierten einige Anleger nun ihre Gewinne, so ein Marktteilnehmer. Demgegenüber legten Novartis (+0,4%) nach den Gewinnen im Zuge des am Vortag bekannt gegebenen Q2-Ausweises weiter zu. Roche (-0,4%) und Nestlé (-0,8%) waren indessen nicht gesucht.

Zu den wenigen Gewinnern unter den Blue Chips zählten auch ABB (+1,1%). Damit konnten ABB von Zahlen von Branchennachbarn profitieren; General Electric und hierzulande Sulzer haben am Berichtstag gute Zwischenausweise vorgelegt.

Aus der zweiten Reihe publizierten u.a. Mikron (-2,9%) und die Zuger Kantonalbank (unv.) Zahlen für das erste Halbjahr. Die ZGKB steigerte den Bruttogewinn und wies einen stabilen Semestergewinn aus.

Mikron erlebte ein durchzogenes Semester. Während das Segment Machining wie erwartet gut abschloss, blieben Umsatz und Ergebnis bei Automation hinter den Erwartungen zurück.

Grössere Verluste gabe es für Pelikan (-16,7%) sowie Bobst und Galenica (je -5,0%). Bedeutendere Gewinne erzielten demgegenüber u.a. Feintool (+3,7%) und LifeWatch (+3,6%). In LifeWatch hat die Investorengruppe Schildknecht-Eberhard ihre Beteiligung auf 24,9% von bisher 20,3% ausgebaut. (awp/mc/upd/ps)

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