Zürich – Der Aufwärtstrend am Schweizer Aktienmarkt hat auch zur Wochenmitte angehalten. Dank Kursgewinnen der drei Marktschwergewichte konnte der SMI den dritten Tag in der laufenden Woche höher beenden. Dabei zeigte sich ein uneinheitliches Bild. Während defensive und zahlreiche zyklische Werte gesucht waren, litten die Höhenflieger des aktuellen Börsenjahres unter Gewinnmitnahmen.
Geschuldet war dies laut Händlern den weiterhin rasant steigenden Infektionszahlen mit Covid-19 und der deutlich höher als erwartet gestiegenen US-Inflation. Im Oktober stiegen Preise in den USA mit 6,2 Prozent so stark wie seit 1990 nicht mehr. In einem solchen Umfeld stiegen Zinserhöhungserwartungen, was Wachstumstiteln tendenziell zusetze, hiess es am Markt. Angesichts der starken Inflation glaubten die Marktteilnehmer immer weniger den Worten der Währungshüter, wonach die hohe Inflation nur vorübergehend sei. «Das Fed wird nicht darum herumkommen, die Zinsen eher früher anzuheben», sagte ein Händler. Das Fed dürfte spätestens Ende nächsten Jahres die Leitzinswende einleiten, hiess es weiter. Am Morgen hatten schon unerwartet hohe Teuerungszahlen aus China für eine gewisse Nervosität gesorgt. Die Zinserhöhungsangst sei wieder zurück an den Märkten.
Der SMI schloss um 0,27 Prozent höher auf 12’401,40 Punkten. Der SLI, in dem das Gewicht der Schwergewichte begrenzt ist, sank um 0,06 Prozent auf 2008,30 Zähler. Derweil gewann der umfassende SPI 0,09 Prozent auf 15’997,93 Punkte. 17 Werte im SLI waren fester, zwölf tiefer und Swiss Life unverändert.
Tragende Säulen des Marktes waren die als defensiv geltenden Pharmaschwergewichte Novartis (+1,0%) und Roche (+0,8%). Bei Novartis hatte sich zuletzt Jefferies zu Wort gemeldet und spekuliert, dass der Konzern im besten Fall mit den bald verfügbaren Mitteln eine transformative Übernahme tätigen könnte.
Aber auch Schwergewicht Nummer drei, Nestlé, trug mit +0,4 Prozent zum Anstieg Gesamtmarktes bei. Mit Lonza (+0,5%), Givaudan (+0,8%) und Swisscom (+0,1%) waren weitere defensive Werte unter den Gewinnern zu finden. Das stärkste Plus verbuchten die volatilen AMS (+2,1%).
Die als solide geltenden Zykliker Schindler (+1,2%), Sika (+0,1%), ABB (+0,3%) und Holcim (+0,4%) sowie Geberit (+0,5%) rückten vor. Das am Wochenende abgesegnete US-Infrastrukturpaket verhelfe gerade bei diesen industrienahen Branchen immer wieder für Interesse. Bei ABB sorgte zudem die geplante Aufspaltung des US-Konzerns GE für eine gewisse Fantasie.
Nach der jüngsten Schwächephase griffen Investoren auch bei den Aktien der Grossbank CS (+0,2%) wieder zu. Allerdings schmolz der Kursgewinn bis zum Schluss zu einem Gutteil wieder ab. Die Anteile der CS-Rivalin UBS (-0,4%) gaben dagegen etwas nach. Auch der Rückversicherer Swiss Re (-0,1%) war leichter. Derweil notierten Zurich (+0,2%) gut gehalten.
Starke Gewinnmitnahmen verbuchten die dieses Jahr gut gelaufenen Kühne+Nagel, Sonova, Straumann und Partners Group, wie Verluste zwischen 3,4 und 1,4 Prozent zeigten. Unter Abgaben litten zudem die Uhrenhersteller Swatch (-0,8%) und Richemont (-1,4%). Dem Genfer Konzern hatten Spekulationen im Zusammenhang mit dem Einstieg des aktivistischen Hedgefonds Third Point zuletzt Auftrieb gegeben. Richemont wird am Freitag die Halbjahresbilanz vorlegen.
Einen bewegten Verlauf legten die Alcon-Aktien (-1,1%) an den Tag. Der Augenheilkonzern hat am Vorabend nach Börsenschluss über ein starkes Wachstum im dritten Quartal berichtet. Händler monierten allerdings fehlende Aussagen zum Ausblick.
Im breiten Markt profitierten Barry Callebaut (+2,6%) von den Zahlen. Noch stärker stiegen Swiss Steel (+5,7%) nach der Zahlenvorlage. Polypeptide brachen nach einer Aktienplatzierung um elf Prozent ein. Deutlich tiefer schlossen zudem die Biotechtitel Relief Therapeutics (-14%), Igea (-10%) und Polyphor (-5,3%). Swissquote büssten nach Gewinnmitnahmen 2,7 Prozent ein. Die Wachstumsraten zeigen bei allen Anbietern steil nach oben. (awp/mc/pg)