Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt wurde zu Wochenbeginn ein Teil der jüngsten Gewinne eingefahren. Nach dem Erholungsrally der Vorwoche, getragen vor allem von der Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen, notiert der Swiss Market Index (SMI) aber immer noch über dem Niveau, das er vor dem Votum der Briten gegen ihre EU-Mitgliedschaft erreicht hatte. Am Montag sei es insgesamt gemächlich zugegangen, so Marktteilnehmer. Es hätten Impulse von der wichtigen Wall Street gefehlt, an der wegen des Unabhängigkeitstags der USA nicht gehandelt wurde.
Die Märkte haben sich nach dem Brexit-Schock zu schnell und zu deutlich erholt, hiess es bei Experten. Man solle daher nicht zu schnell zur Tagesordnung übergehen. Der hiesige Börsenplatz profitierte am Berichtstag von seiner defensiven Ausrichtung, waren doch die defensiven Schwergewichte gesucht. Ansonsten wäre es deutlicher nach unten gegangen. Die zuletzt stark gestiegenen Zykliker und Banken hinkten eher hinterher.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,35% tiefer bei 8’056,71 Zählern. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab um 0,68% auf 1’185,19 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,36% auf 8’704,98 Punkte nach. Von den 30 Blue Chips schlossen 24 im Minus, fünf im Plus und einer unverändert (Givaudan).
Angeführt wurde die Verliererliste von den Finanzwerten, die im Nachgang zum «Brexit-Schock» deutlich aufgeholt hatten. Allen voran die Bankaktien Julius Bär (-2,0%), UBS (-1,9%) und Credit Suisse (-1,7%) wurden verkauft. Weit hinten lagen auch die Versicherer Bâloise (-1,5%), Swiss Life (-1,4%), Zurich (-1,3%) und Swiss Re (-1,1%).
Nachrichten gab es hier nur von der CS. Ihr Chef, Tidjane Thiam, mahnte die Anleger im «SonntagsBlick» angesichts des derzeit tiefen Aktienkurses zur Geduld. Die Aktie der Grossbank fiel in der vergangenen Woche auf einen Rekord-Tiefstand. Zudem berichtete die NZZ, dass bei Analysten die Zweifel am Kapitalpolster der Credit Suisse stiegen.
Bei den Zyklikern wurden die «üblichen Verdächtigen» abgestossen; also jene Papiere mit einem relativ grossen UK-Exposure. So gaben Adecco um 2,0%, Dufry um 1,5% und LafargeHolcim um 1,1% nach.
Dass der Markt nicht weiter abrutschte, lag vor allem an den beiden Schwergewichten Novartis (+0,3%) und Nestlé (+0,1%). Dabei profitierten Novartis von einem Bericht der «Sonntagszeitung» vom Wochenende, wonach der Pharmakonzern seine milliardenschwere Beteiligung am Wettbewerber Roche noch in diesem Jahr verkaufen will. Die Anteile sollten an institutionelle Investoren veräussert werden, hiess es ohne Angabe von Quellen.
Dass sich Novartis von den Anteilen trennen will, hatte der Konzern bereits zuvor deutlich gemacht. Roche (-0,4%) wiederum reagierten mit Verlusten auf die Aussicht, einen stabilen Aktionär zu verlieren.
Zur kleinen Gruppe der Gewinner gesellten sich noch Syngenta, Sonova und Clariant (je +0,3%).
Wirklich deutliche Kursbewegungen gab es zum Wochenauftakt vor allem im breiten Markt. Die Aktien von Sulzer verteuerten sich um satte 11,5%, nachdem der Industriekonzern mitgeteilt hatte, die deutsche Geka für 260 Mio EUR zu übernehmen. Die Winterthurer verstärken sich mit dieser Übernahme im hochmargigen Gesundheitsmarkt; entsprechend wohlwollend wurde der Schritt von Experten kommentiert.
Kursgewinne verzeichneten ausserdem noch Newron (+6,5%), Wisekey (+5,0%) und Walter Meier (+4,5%).
Am anderen Ende waren – wie bei den Blue Chips – verschiedene Finanzwerte zu finden. Die Aktien des Vermögensverwalters EFG (-6,3%), der Privatbank Vontobel (-4,2%) und von Cembra (-2,5%) gehörten zu den schwächsten Werten im SPI.
Spannend bleibt es derweil auch bei Gategroup (-3,0%). Die Übernahme des Airline-Caterers durch den chinesischen Mischkonzern HNA ist noch nicht gesichert. HNA hat laut dem provisorischen Zwischenergebnis die Mindestandienungsquote von 67% noch nicht erreicht. (awp/mc/pg)