Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag erneut im Minus geschlossen. Zwar hatten die Indizes im Tagesverlauf zu einer moderaten Erholung angesetzt, allerdings gaben sie die Gewinne am späten Nachmittag wieder preis. Am Vortag hatten düstere Konjunkturprognosen der US-Notenbank Fed und die Furcht vor einer zweiten Coronawelle die Märkte stark belastet.
Nach der starken Rally der vergangenen Wochen sei eine Korrektur insgesamt nicht unerwünscht, hiess es am Markt. Viele Investoren fragten sich mittlerweile, ob die Erholung der Aktienmärkte nicht viel zu schnell und zu weit gegangen sei. Zwar blieben die Geldpolitik der Zentralbanken sowie die fiskalischen Programme eine wichtige Unterstützung für den Markt, meinte derweil ein Marktanalyst einer Grossbank. Dies schliesse allerdings die Möglichkeit vorübergehender Rückschläge nicht aus.
Der Schweizer Leitindex SMI schloss schliesslich 0,33 Prozent tiefer auf 9’796,37 Punkten. Für die Gesamtwoche resultiert ein klares Minus von 3,9 Prozent. Der breite SPI gab 0,34 Prozent auf 12’124,97 Punkte nach. Der SLI, in dem die Gewichtung der drei Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé gekappt ist, verlor 0,18 Prozent auf 1’462,40 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen 18 im Minus, elf im Plus und einer (Swiss Life) unverändert.
Die deutlichsten Kursverluste entfielen dabei auf die Aktien des Augenheilmitttelkonzerns Alcon (-1,7%) und des Pharmaunternehmens Vifor (-1,3%). Belastet wurde der Markt zudem von den Abgaben der schwergewichtigen Novartis (-1,1%).
Auch die Nestlé-Aktien (-0,7%) zogen die Indizes nach unten. Der Nahrungsmittelkonzern stellte eine Überprüfung seines Wassergeschäfts in den USA in Aussicht, wobei der Verkauf einiger Wassermarken geprüft werden soll. Die Pläne würden von Investoren zwar begrüsst, eine positive Aktienreaktion sei aber von Ergebnisängsten vereitelt worden, hiess es am Markt.
Zu den deutlicheren Tagesverlierern gehörten auch die im Jahresverlauf weiterhin sehr starken Logitech (-0,9%) sowie SGS (-0,7%). Das US-Researchunternehmen CFRA hatte seine Gewinnprognosen für die Titel des Warenprüfkonzerns für das laufende und das kommende Jahr nach unten korrigiert und das Kursziel für SGS-Titel gesenkt, blieb aber bei seinem «Hold»-Rating.
Auch die im Jahresverlauf gebeutelten Bankenwerte UBS (-0,6%) und CS (-0,1%) drehten gegen Ende des Tages wieder in die Verlustzone. Uneinheitlich zeigten sich die Versicherungstitel: So gaben Swiss Re (-0,3%) leicht nach, während Swiss Life unverändert und Zurich (+0,5%) fester aus dem Handel gingen.
Knapp im Plus schlossen die Roche-Genussscheine (+0,1%). Der Basler Pharmakonzern stellte frühe Daten zu einem potenziellen Krebsmittel am Fachkongress EMA (European Hematology Association) vor.
Leicht erholt schlossen zudem einige der zyklischen Werte, die am Vortag noch heftige Verluste erlitten hatten wie die Uhrenwerte Swatch (+0,2%) und Richemont (+1,5%) sowie Temenos (+1,8%). Deutlichere Gewinne gab es zudem für AMS (+3,3%). Für positive Stimmung sorgte am Markt, dass der österreichische Chiphersteller mit Medizintechnikunternehmen aus Deutschland und den USA zusammenarbeitet und einen Sensor für einen Corona-Antikörpertest beisteuert.
Im breiten Markt verloren Aryzta 3,1 Prozent. Der Backwarenhersteller gerät immer stärker unter Druck der aktivistischen Aktionäre rund dem Grossaktionär Veraison. Gespräche zwischen den Kontrahenten hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht, heisst es am Markt. Veraison hatte am Freitag dem Verwaltungsrat Verzögerungstaktik vorgeworfen.
Die Valora-Aktien (-0,3%) reagierten nur wenig auf eine neuerliche Gewinnwarnung des Managements anlässlich der Generalversammlung. Fester schlossen Meier Tobler (+3,5%): Das Klimatechnikunternehmen habe den Tiefpunkt im April durchschritten, sagte VR-Präsident Silvan G.-R. Meier in einem Interview.
Mit der vom Baukonzern Implenia (Aktien -7,9%) abgespalteten Ina Invest gelangte ausserdem ein neuer Titel an die Schweizer Börse. Nach einem Anfangskurs von 24,30 Franken bröckelten die Notierungen aber ab und der Titel schloss bei 22,20 Franken und damit 1 Prozent unter dem Ausgabepreis von 22,42 Franken. (awp/mc/pg)