Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte nachgegeben. Nach anfänglicher Orientierungslosigkeit rutschte der Leitindex SMI ins Minus und büsste dabei die Marke von 10’200 Punkten ein. Schwächer gingen etwa Finanzwerte aus dem Handel, doch auch die Pharma-Schwergewichte Novartis und Roche belasteten den Index mit Abgaben schwer. Auf der Gewinnerseite waren am Mittwoch vor allem Zykliker zu finden. Es sei insgesamt aber angesichts der Nachrichtenlage keine rechte Kauffreude bei den Investoren aufgekommen, kommentierten Händler den Verlauf an der Börse.
Auch seien die Gefahren weiterer politischer Schrecksekunden zu gross, als dass sich Investoren weit aus dem Fenster wagten, hiess es. In erster Linie sorgte der scheinbar von seiner Corona-Krankheit wieder genesene US-Präsident Donald Trump für Unbehagen. Er hatte am Vortag die Verhandlungen mit den Demokraten über ein weiteres Konjunkturpaket überraschend auf Eis gelegt. An der Börse hofft man aber auf weitere Stützen für die angeschlagene US-Wirtschaft.
Der SMI büsste am Schluss 0,44 Prozent auf 10’187,88 Punkte ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,08 Prozent auf 1’564,15 Zähler und der breite SPI 0,38 Prozent auf 12’721,04 Punkte. Am Ende standen sich im SLI 13 Verlierer und 17 Gewinner gegenüber.
Nachdem der Markt gut in die Woche gestartet sei, mache sich nun Verunsicherung deutlich bemerkbar, hiess es am Markt weiter. Zudem sei die Börse wohl überkauft: Ein nachhaltiger Bruch der Stütze bei 10’200 könne nun den Aufwärtstrend brechen, so die Prognose eines Händlers.
Unwetter in Südfrankreich sowie Nachrichten zum Hurrikan «Delta» belasteten die Aktien von global tätigen Versicherungen. Allen voran gaben Swiss Re (-2,0%) sowie Zurich (-1,4%) und im Sog davon Swiss Life (-1,5%) deutlich nach. Vor allem der Hurrikan «Delta», der mit grosser Wucht auf die mexikanische Halbinsel Yucatán getroffen ist und nun Fahrt auf die USA aufnimmt, bereitet den Anlegern Sorge. In den USA könnte der Sturm der bereits von Corona gebeutelten Versicherungsbranche weitere Kosten bescheren.
Unter den grössten Verlierern bei den Schweizer Blue Chips waren auch die Pharmariesen Novartis (-1,1%) und Roche (-1,0%) zu finden. Gewinnmitnahmen dürften der Grund für die Abgaben sein. Zudem hat Roche über Probleme bei der Lieferung von Corona-Tests in Grossbritannien berichtet.
Weiterhin nach unten ging es mit den Papieren des Bankensoftwareherstellers Temenos (-2,1%). Dagegen erholten sich im Tech-Sektor Logitech (+0,8%) etwas von den deutlichen Verlusten des Vortages. Der drohende Rauswurf von Logitech-Produkten aus den Läden des Apple-Konzerns hatten den Westschweizern am Dienstag an der Börse schwer zugesetzt.
Auf der Gegenseite kletterten die Aktien des Baustoffherstellers Sika (+2,7%) und des Hörgerätespezialisten Sonova (+2,5%) am deutlichsten in die Höhe. Beide Titel wurden von positiven Analystenkommentaren gestützt. Bei Sonova lobten die Experten von Jefferies oder Bernstein, das die Gruppe die Mittelfristziele am gestrigen Investorentag bestätigt hatte. Im Fall von Sika zeigten sich die Analysten zuversichtlich für die bevorstehenden Zahlen zum dritten Quartal.
Auch beim Aroma- und Riechstoff-Hersteller Givaudan (+1,3%) gab die Einschätzung der UBS den Aktien Auftrieb. Givaudan wird am (morgigen) Donnerstag über die Umsatzentwicklung berichten und dürfte trotz Corona ein leichtes Wachstum verbucht haben. Steigende Kurse waren überdies bei AMS (+2,1%), Kühne+Nagel (+2,0%) oder Partners Group (+1,8%) zu sehen.
Die Titel der Grossbanken Credit Suisse (+0,2%) und UBS (-0,1%) bewegten sich derweil kaum vom Fleck. Und Nestlé (-0,4%) büssten etwas an Wert ein.
Im breiten Markt stachen Blackstone Resources (+9,8%) hervor, nachdem sich das Unternehmen zusätzliches Kapital gesichert hatte. Dagegen setzten Santhera ihre Abwärtsbewegung vom Vortag mit -8,9 Prozent fort. Das Unternehmen hatte bei einem seiner wichtigen Kandidaten wegen unzureichender Wirksamkeit die Reissleine gezogen. (awp/mc/pg)