Zürich – Nach vier Tagen steigender Kurse war am Mittwoch an der Schweizer Aktienbörse eine Kehrtwende angesagt. Der Markt sei auf Konsolidierungskurs eingeschwenkt, hiess es von Händlern. Ein Grossteil der Schwäche war dabei den nachgebenden Schwergewichten Roche und Nestlé geschuldet. Viele Anleger fragten sich nun aber, ob damit die Erholungsbewegung nur ein Bärenmarktrally gewesen und daher bereits wieder abgeschlossen sei. Andere hofften dagegen, dass das Schlimmste überstanden sei und sich nach einer kurzen Konsolidierung die Aufwärtsbewegung fortsetzt.
Die Marktteilnehmer hofften auf Unterstützung durch solide Quartalsberichte, hiess es weiter. Bisher sei die Bilanzsaison ganz gut gelaufen. «Das war Balsam auf die Wunden der Anleger», meinte ein Händler. Dagegen bleibe auf der Konjunkturseite alles beim Alten. Die US-Notenbank werde weiter an der straffen Zinspolitik festhalten, und auch die Europäische Zentralbank dürfte angesichts der rekordhohen Inflation die Zinsschraube weiter anziehen. Aus charttechnischer Sicht habe sich das Bild noch nicht entscheidend aufgehellt, kommentierte BNP Paribas Schweiz. Bei rund 10’600 Punkten stosse der SMI auf eine Hürde.
Der SMI schloss am Mittwoch nach einem Tageshoch auf 10’592 Punkten um 0,89 Prozent tiefer auf dem Tagestief von 10’484,14 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,97 Prozent auf 1578,34 und der breite SPI 0,99 Prozent auf 13’392,27 Zählern. 22 SLI-Werte gaben nach, sieben legten zu und AMS Osram waren unverändert..
Im Fokus standen die Aktien von Nestlé (-1,3%). Der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller hat in den ersten neun Monaten 2022 dank Preiserhöhungen zwar ein kräftiges Wachstum erzielt. Aber einige Experten sorgen sich darum, dass die kommenden Quartale schwieriger werden könnten. Konsumentinnen und Konsumenten könnten bei weiteren umfangreichen Preissteigerungen zu günstigeren Handelsprodukten greifen, heiss es etwa bei der LBBW. Mit Roche (-0,8%) und Novartis (-0,7%) gaben weitere Schwergewichte nach.
Die grössten Abschläge verzeichneten Wachstums- und Technologiewerte, mitunter die Höhenflieger der vergangenen Jahre. Dazu zählten vor allem Lonza (-4,4%). Der Pharmazulieferer war nicht allein. Auch die Mitbewerber Bachem, Siegfried, PolyPeptide und Dottikon gaben zwischen 5,8 und 3,1 Prozent nach.
Straumann (-3,4%) standen ebenfalls auf den Verkaufslisten. Laut Händlern sind etliche Kunden, bei denen eine Grossbank angeklopft habe, noch nicht bereit, beim einstigen Börsenüberflieger wieder aufzuspringen.
«Das gilt wohl noch für einige andere Aktien», meinte ein Händler. Denn auch bei den Vorjahresbörsenstars VAT, Partners Group, Sonova, Alcon und Geberit waren die Anleger angesichts von Einbussen zwischen 3,4 und 2,3 Prozent sehr zurückhaltend.
Die arg gebeutelten Temenos-Aktien (-2,8%) standen einmal mehr unter Druck. Nach der Gewinnwarnung vor einer Woche seien die schlimmsten Nachrichten an sich bekannt, hiess es von Händlern. Vor den am morgigen Donnerstag definitiven anstehenden Zahlen seien einige Investoren dennoch nervös.
Schwächer waren auch Holcim (-1,0%). Die Aktien des Baustoffkonzerns waren am Vortag im späten Handel auch klar fester. Der Konzern hat in den USA wegen der Syrien-Affäre einen Vergleich geschlossen und schüttelt damit eine schwere Altlast ab. Andere konjunktursensible Werte wurden verstärkt abgestossen. So gaben Kühne + Nagel, Schindler, SGS und Adecco zwischen 2,4 und 1,8 Prozent nach.
Im Plus schlossen ABB (+0,4%) am Tag vor ihren Quartalszahlen. Auch Finanzwerte wie Zurich, Swiss Re, CS, Swiss Life und UBS waren gesucht, wie Gewinne von 2,0 bis 0,3 Prozent zeigten. Bei der CS sorgen erneut Spekulationen über mögliche Verkäufe für Interesse.
Zur Rose büssten am Tag vor dem Zwischenbericht zehn Prozent ein. Verleider- und Leerverkäufe und die geplante Gesundheitsreform in Deutschland im Medikamentenbereich lasteten auf dem Kurs. (awp/mc/pg)