Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Dienstag mit einem deutlichen Minus beendet. Der Leitindex SMI hatte am Morgen noch in Schlagdistanz zur 8’900-Punkte-Marke eröffnet, fiel dann im Tagesverlauf aber phasenweise deutlich unter die 8’800er-Schwelle, ehe er sich am späten Nachmittag wieder etwas erholte. Die schönen Gewinne der Vorwoche haben sich nun innert zwei Tagen zu einem grossen Teil in Luft aufgelöst.
Auch an anderen Handelsplätzen in Europa ging es abwärts. Auslöser dafür war der Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges im syrisch-türkischen Grenzgebiet durch die türkische Armee. Dies habe die Investoren verunsichert, und sie hätten Gewinne der Vorwoche realisiert, kommentierte ein Analyst. Die harsche Reaktion von Russlands Präsident Wladimir Putin sorgte alles andere als für Entspannung. In der Folge zog auch der Schweizer Volatilitätsindex, der als «Angstbarometer» der Investoren gilt, markant an.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,30% tiefer bei 8’808,53 Punkten – das Tageshoch wurde am frühen Morgen bei 8’895 und das Tagestief am Nachmittag bei 8’762 Zählern markiert. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab um 1,26% auf 1’324,13 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,25% auf 9’042,23 Stellen nach. Von den 30 Blue Chips schlossen 27 im Minus und drei im Plus.
Die grössten Verluste unter den Blue Chips wiesen am Schluss des Tages die Luxusgüterpapiere von Richemont (-3,1%) aus. Die Titel wurden von den allgemeinen Sorgen wegen der Vorkommnisse in der Türkei sowie von einem Analystenkommentar belastet, der das Potenzial der Aktie ausgereizt sieht. Swatch (-2,3%) schnitten nur unwesentlich besser ab.
Ein Minus von über 2% erlitten ausserdem Galenica (-2,7%), Adecco (-2,6%), LafargeHolcim (-2,5%) und Zurich (-2,1%). Galenica hatten am Vortag noch zu den grössten Gewinnern gezählt, weil die Aktie zu den Favoriten für den frei werdenden Platz im SMI gilt. Es handelt sich um den Platz des Ölservice-Unternehmens Transocean (+1,3%), das sich von der Schweizer Börse verabschieden will. LafargeHolcim wird am Mittwoch Quartalsresultate vorlegen, wobei die Investoren im Vorfeld offensichtlich nicht allzu optimistisch gestimmt waren.
Die drei Schwergewichte Roche (-1,8%), Nestlé (-1,3%) und Novartis (-1,0%) waren dem Markt keine Stütze. Novartis hatte am Morgen die EU-Zulassung für sein Herzmedikament Entresto erhalten. Der vorberatende Ausschuss der europäischen Arzneimittelbehörde EMA hatte aber bereits eine Zulassungsempfehlung erteilt, weswegen die tatsächliche Zulassung keine Überraschung mehr war, hiess es von Analysten.
Im Fokus waren auch die Bankenpapiere von Credit Suisse, Julius Bär (je -1,4%) sowie UBS (-1,3%). Bei den CS-Valoren sei davon auszugehen, dass sie in den kommenden Wochen vergleichsweise volatil bleiben werden, hiess es in Analystenkreisen. Der Bezugsrechtehandel für die geplante Kapitalerhöhung läuft noch bis Anfang Dezember.
Neben Transocean verzeichneten bei Handelsende nur noch Aryzta (+0,5%) und Syngenta (+1,9%) Gewinne. Letztere profitieren von einer optimistischeren Einschätzung durch die Bernstein-Analysten. Sie begründeten dies mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Übernahme oder eines Zusammenschlusses und verwiesen dabei auf das sogenannte «Agrochem Tetris», bei dem von Experten (Teil-)Zusammenschlüsse unter allen wichtigen Agrochemie-Unternehmen der Welt durchgespielt werden. Die Experten der Bank favorisieren dabei eine Kombination von Syngenta mit der Agro-Chemiesparte von Dow Chemical.
Am breiten Markt sackten die Comet-Aktien um 5,1% ab. Die Industriegruppe reduzierte am Dienstag wegen einer schwachen Nachfrage aus China die Prognosen für das Gesamtjahr 2015. Auf der anderen Seite konnten Dottikon ES um 4,1% zulegen; das Unternehmen legt Ende Woche seine Halbjahreszahlen vor. (awp/mc/upd/ps)