Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag erneut mit Gewinnen aus dem Handel gegangen und hat so an seinen fulminanten Wochenauftakt angeschlossen. Damit hat der SMI allein in zwei Tagen etwa 3% zugelegt. Treibende Kraft ist dabei die Hoffnung auf eine Einigung Griechenlands mit seinen internationalen Geldgebern. Händler sprachen von einem Musterbeispiel einer Erholungsrally. Allerdings basiere diese noch auf Vorschusslorbeeren, denn ein endgültiges Übereinkommen stehe noch aus.
Auf Konjunkturseite stützten vornehmlich Daten aus der Eurozone die Stimmung: Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Juni deutlich aufgehellt und ist auf den höchsten Wert seit gut vier Jahren gestiegen. In den USA zeigte sich am Nachmittag indes ein gemischtes Bild: Während die Aufträge für langlebige Güter erneut zurückgefallen waren, stieg die Zahl der Neubauverkäufe im Mai auf den höchsten Stand seit sieben Jahren.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit einem Aufschlag von 1,29% bei 9’137,33 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 1,15% auf 1’368,47 und der breite Swiss Performance Index (SPI) ging mit einem Plus von 1,18% auf 9’264,22 Punkten aus dem Handel. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen bis auf Sonova, Galenica und Actelion alle im Plus.
Die mit Abstand grössten Kursgewinne fuhren die Papiere von Transocean (+3,8%) ein. Der weltgrösste Vermieter von Ölbohrschiffen und -plattformen konnte die Auslieferung von zwei in Auftrag gegebenen Bohranlagen um zwei Jahre hinauszögern. Das wirke sich unterstützend auf die Cash-Entwicklung aus, hiess es. Zudem hat das Unternehmen seit Mitte Mai neue Bohraufträge in der Höhe von 109 Mio USD an Land gezogen. Der Auftragseingang sei damit zwar etwas höher als zuletzt, allerdings noch immer ungenügend, kommentierten Analysten.
Deutliche Unterstützung kam auch von den Schwergewichten Novartis (+2,2), Roche (+1,2%) und Nestlé (+0,9%). Sie standen zusammen für etwa zwei Drittel gesamten Punkte, die der SMI zu Handelsschluss im Plus stand. Dabei wurden Novartis-Titel den Tag über von einem Kommentar der Citigroup gestützt: Der zuständige Analyst hält die Guidance des Unternehmens für das Medikament Entresto für zu konservativ und bekräftigt seine Kaufempfehlung.
Gesucht waren aber auch konjunktur- und zinssensitive Titel wie Holcim (+2,3), UBS (+1,9%), Geberit (+1,8) oder Julius Bär (+2,2%). Die Papiere hätten von den Hoffnungen auf einen Durchbruch im griechischen Schuldenstreit profitiert, hiess es.
Deutlich aufwärts ging es am Dienstag vor dem Investorentag am Mittwoch auch für Sika-Aktien (+1,9%). Hier hat laut Händlern das verklausulierte Gesprächsangebot der Familienaktionäre vom Vortag nachgewirkt, als sich diese von einem Teil ihrer Forderungen verabschiedeten.
Bei Swatch (+1,6%) reagierte der Markt positiv auf Signale aus der chinesischen Wirtschaft. Immerhin ist das Land einer der wichtigen Absatzmarkt für die Uhrenindustrie.
Im Übernahmepoker um Syngenta (Aktie +0,5%) hat der Agrochemiekonzern selbst die nächste Runde eingeläutet: Das Unternehmen bekräftigte seine ablehnende Haltung gegenüber der Übernahmeofferte des US-Rivalen Monsanto. Diese sei nicht im Interesse von Syngenta und deren Aktionären, sagte Verwaltungsrats-Präsident Michel Demaré in einem vom Unternehmen produzierten Video-Interview. Das Angebot von Monsanto bewerte Syngenta angesichts der Zukunftsaussichten zu tief, und es unterschätze die bedeutenden Risiken. Die Analysten der Bank Vontobel gehen trotzdem unverändert davon aus, dass eine Übernahme wahrscheinlicher ist als ein Scheitern.
Für Gesprächsstoff und eine kurzfristig deutliche Kursreaktion sorgte im späten Handel noch eine Beteiligungsmeldung bei ABB (+0,1 auf 20,78 CHF). Der Investor Cevian Capital hat demnach seinen Anteil weiter ausgebaut. Laut der schwedischen Börsenaufsicht habe die Gesellschaft die Beteiligung auf 5,1% erhöht, so ABB am Dienstag auf Anfrage von AWP. In einer ersten Reaktion waren die Aktien bis auf 21,02 CHF in die Höhe geschnellt.
Im Minus schlossen Sonova (-0,7%), Galenica (-0,4%) und Actelion (-0,1%). Kursrelevante News lagen zu den Unternehmen nicht vor.
Im breiten Markt rückten noch die Detailhändlerin Valora (Aktie +1,2%) und die Glarner Kantonalbank (Aktie -3,5%) in den Fokus. Die Unternehmen wollen über ein neu gegründetes Unternehmen mit dem Namen «bob Finance» Online-Kreditprodukte vertreiben. (awp/mc/pg)