Zürich – Der Schweizer-Aktienmarkt hat zum Wochenstart den Aufwärtstrend fortgesetzt und höher geschlossen. Erstmals seit Januar schloss der SMI wieder über der Marke von 11’000 Punkten. Getragen wurde der Anstieg vor allem von den Kursgewinnen des Luxusgüterherstellers Richemont und des Pharmariesen Roche.
Lange dümpelte der Markt vor sich hin, bevor er im Fahrwasser der freundlich eröffnenden Wall Street zunehmend an Fahrt aufnahm. Die Anleger reagierten erleichtert darauf, dass die US-Börsen auf Eholungskurs eingeschwenkt seien und sich die Renditen der US-Staatsanleihen etwas entspannt hätten, hiess es am Markt. Zudem sei das Vertrauen in die US-Notenbank nach wie vor ungebrochen. Daher hätten die Anleger trotz der verschiedenen Unsicherheitsfaktoren wie etwa der steigenden Infektionszahlen mit dem Coronavirus in Europa oder dem Zusammenbruch der türkischen Lira weiter Aktien gekauft.
Der SMI schloss um 0,74 Prozent höher auf dem Tageshoch bei 11’048,58 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,82 Prozent auf 1’785,89 und der breite SPI 0,70 Prozent auf 13’959,58 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln legten 23 zu und 7 gaben nach.
An die Spitze der Blue Chips setzten sich die Aktien von Richemont (+3,0%). Sie profitierten einerseits von einer Kaufempfehlung des Brokers Bernstein und anderseits von einer Meldung des Blogs «Misstweed», wonach Rivale Kering für den Genfer Luxusgüterkonzern ein Übernahmeangebot abgegeben habe, das aber von Richemont zurückgewiesen worden sei. «Damit war der Geist aus der Flasche», sagte ein Händler. Daher sei es zu spekulativen Käufen gekommen.
Ebenfalls gesucht waren Roche (+2,1%). Hier sorgten positive Studienergebnisse zum Immuntherapeutikum Tecentriq gegen eine spezielle Form von Lungenkrebs für steigende Kurse. Analysten trauen dem Mittel Milliardenumsätze zu.
Die Anteile von Rivale Novartis (+0,1%) und des Lebensmittelmultis Nestlé (-0,02%) konnten im Verlauf die Verluste wettmachen. Zuvor hatten sie den Anstieg des Leitindex aber klar gebremst.
Im Aufwind waren zudem mit Straumann (+2,5%), Lonza (+2,1%) und Givaudan (+1,2%) weitere als defensiv beurteilte Aktien.
Mit an der Spitze waren aber auch die Technologiewerte AMS (+2,7%) und Logitech (+2,3%), die laut Händlern im Zuge der Erholung der US-Technologiebörse Nasdaq gekauft wurden. Partners Group stiegen um 2,8 Prozent.
Am unteren Ende der Tabelle standen die Grossbanken UBS (-0,2%) und Credit Suisse (-0,2%). Allerdings konnten auch sie zum Schluss die Verluste zu einem guten Teil noch reduzieren. Bei CS erwähnten Händler einmal mehr die Affäre Greensill. Dies sei nur das jüngste Fettnäpfchen, in das die CS getreten sei, hiess es. Dabei sei der Reputationsschaden, den die Bank dadurch erleiden könnte, viel schlimmer als die finanziellen Folgen der Affäre.
Etwas schwächer waren ausserdem noch die zyklischen Titel LafargeHolcim (-0,2%), Swatch und Sika (je -0,04%).
Im breiten Markt zählten Vertreter aus dem Industriebereich zu den Favoriten. Ganz oben auf den Einkaufslisten standen die Aktien von V-Zug (+9,4%), Rieter (+3,8%) und Komax (+3,1%). Die beiden Finanzhäuser Swissquote (+1,1%) und Leonteq (+1,9%) profitierten vom aktuellen Boom bei den Kryptowährungen.
Am entgegengesetzten Ende litten die Aktien von Wisekey (-6,0%) unter Gewinnmitnahmen nach einem Anstieg um beinahe 50 Prozent am Freitag. Die Anteilsscheine von Dufry (-4,9%) büssten aufgrund der Aussichten auf anhaltende Restriktionen wegen der steigenden Corona-Zahlen Terrain ein. Auch europaweit sackten Reise-Aktien ab. Flughafen Zürich folgen mit -3,2 Prozent mit etwas Abstand.
Erneut schwächer schlossen Zur Rose (-4,4%). Hier hätten die Verkäufe aus dem angelsächsischen Raum angehalten, hiess es im Markt. (awp/mc/pg)