Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit moderaten Verlusten in die neue Woche gestartet, hat nach der Talfahrt vom Freitag aber vorerst Boden gefunden. Der Leitindex SMI fiel zunächst klar unter die Marke von 9’000 Punkten, hievte sich am Nachmittag nach einem freundlichen Handelsbeginn in den USA jedoch wieder über diese psychologisch wichtige Marke. Die Unsicherheit am Markt ist wegen der Türkei-Krise allerdings nach wie vor gross.
Im Streit zwischen den USA und der Türkei traten am Montagmorgen drastisch erhöhte US-Strafzölle in Kraft. In der Folge trudelte die türkische Lira weiter, was Befürchtungen über einen Zahlungsausfall des Landes aufkommen liess. Es gab dann aber im Tagesverlauf auch entwarnende Stimmen. Eine von der Türkei ausgelöste, mögliche systemische Krise in den Schwellenländern oder darüber hinaus sei nicht zu erwarten, meinten etwa die Ökonomen der VP Bank. Die Probleme in der Türkei stellten «lediglich einen Baustein der allgemein erhöhten Kapitalmarktrisiken» dar.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit einem Minus von 0,29 Prozent bei 9’005,35 Punkten und damit relativ klar über dem Tagestief von 8’961 Stellen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,38 Prozent auf 1’472,74 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,31 Prozent auf 10’734,17 Zähler ein. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 24 im Minus, fünf im Plus und einer unverändert.
Die leichte Beruhigung an den Märkten zeigte sich auch beim Frankenkurs, der sich im Tagesverlauf gegenüber dem Euro wieder etwas abschwächte. Am frühen Abend kostete ein Euro 1,1343 Franken. Am Morgen war der EUR/CHF-Kurs zeitweise unter die Marke von 1,13 gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit etwa einem Jahr. Händler verwiesen auf die Rolle der Währung als «sicherer Hafen» in unruhigen Zeiten.
Europaweit waren zum Wochenstart wegen der Türkeikrise Bankaktien unter Druck. Dies galt auch für die beiden Schweizer Grossbanken Credit Suisse (-1,2%) und UBS (-1,0%), welche bei den Blue Chips zu den grössten Verlierern zählten. Meldungen der europäischen Aufsichtsbehörde, dass sie mögliche Verluste europäischer Banken in der Türkei beobachte, hätten die Investoren erschreckt, schrieben die Analysten der St. Galler Kantonalbank. Die Schweizer Banken haben jedoch offenbar verhältnismässig Glück und sind direkt – also über die Vergabe von Krediten – im Vergleich etwa zu südeuropäischen Instituten weniger stark betroffen.
Eher zweitrangig waren wegen der Türkei-Krise Neuigkeiten von Unternehmen. Diese lagen bei den Blue Chips in erster Linie von Aryzta vor, die den zehnten Tag in Folge im Minus schlossen und mit -6,0 Prozent einmal mehr Tagesverlierer waren. Beim angeschlagenen Backwarenkonzern bestätigten sich die Spekulationen um eine geplante Kapitalerhöhung. Mit der Ausgaben neuer Aktien im Volumen von 800 Millionen Euro soll die finanzielle Lage stabilisiert werden. Für Analysten gibt die Kommunikation des Unternehmens nach wie vor Rätsel auf.
Abgesehen davon gaben nur noch die zyklischen Papiere von Dufry (-1,7%) und LafargeHolcim (-1,0%) ein Prozent oder mehr nach.
Ein stabilisierender Faktor für den Gesamtmarkt waren die defensiven Schwergewichte. So erlitten Novartis (-0,1%) und Roche (-0,2%) nur schwache Verluste, Nestlé zogen gar um 0,1% an.
Angeführt wurde das kurze Feld der Gewinner im SMI/SLI jedoch von Logitech (+0,4%) sowie von Vifor und Swiss Life (je +0,3%). Die Vifor-Papiere, also die Überflieger 2018 unter den Blue Chips (Jahresperformance von rund 47%), zeigen sich seit der Zahlenvorlage in der Vorwoche relativ volatil. Bei Swiss Life griffen die Investoren am Vortag der Zahlenpräsentation zu.
Am breiten Markt fielen GAM mit -3,7 Prozent negativ auf. Der Vermögensverwalter beschloss die Liquidation der Anfang August vom Handel ausgesetzten Fonds.
Dätwyler, die am Freitag nach der Zahlenvorlage klar nachgegeben hatten, büssten weitere 3,1 Prozent ein. Conzzeta (-2,6%), die am Freitag nach den Zahlen avanciert hatten, erlitten nun Verluste. (awp/mc/pg)