CH-Schluss: Pandemie- und Konjunktursorgen belasten SMI
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag weiter nachgegeben. Vor allem Befürchtungen, dass wegen der Bekämpfung der Corona-Pandemie die Wirtschaft und das öffentliche Leben, ähnlich wie im Frühling, wenn auch nicht so stark, wieder heruntergefahren werden könnte, lasteten auf den Kursen.
Sollte es dazu kommen, würde dies die Wirtschaft stark schädigen, sagte ein skeptischer Händler. Auch ein Ausverkauf an den Finanzmärkten könne nicht mehr ausgeschlossen werden. «So oder so wird sich Stimmung wohl erst grundlegend ändern, wenn ein Impf- oder Wirkstoff gegen das Virus auf den Markt kommt», fügte er an. Wegen der Covid-Ängste hätten viele Marktteilnehmer Gewinne mitgenommen und sich an die Seitenlinie zurückgezogen. Auch die US-Wahlen wirkten sich dämpfend auf das Marktgeschehen aus.
Der SMI verlor im Verlauf die Marke von 10’000 Punkten zusehends aus dem Auge und sank im Maximum bis auf 9’862 Zähler, der tiefste Stand seit Mitte Juni. Schliesslich schloss der Leitindex bei 9’887,49 Punkten um 0,98 Prozent tiefer. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, verlor 0,84 Prozent auf 1’526,98 und der umfassende SPI 0,80 Prozent auf 12’336,91 Zähler. 22 der 30 SLI-Werte gaben nach und acht schlossen höher.
Die erhöhte Nervosität im Markt liess sich auch am Angstbarometer der Börse – dem SMI Volatilitätsindex – gut ablesen, der auf hohem Niveau erneut um mehr als 3 Prozent stieg.
Im Fokus standen Novartis (-2,9%). Das Schwergewicht hatte Quartalszahlen vorgelegt, die am Markt insgesamt als eher enttäuschend aufgenommen wurden. Pharma-Analysten nahem die Quartalsergebnisse eher zurückhaltend auf und taxierten sie als insgesamt «gemischt». «Zu wenig übertroffen, bedeutet schon durchgefallen», sagte ein Händler.
Ebenfalls unter Druck standen die Aktien von Swiss Life (-3,0%). Lebensversicherungen hätten wegen der rekordtiefen Zinsen schon lange einen schweren Stand, hiess es am Markt. Dazu komme eine stark erhöhte Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung.
Auch AMS (-2,9%) standen stark im Gegenwind. Der Spezialchiphersteller gab zwar für das 4. Quartal eine gute Guidance ab. Aber Händler monierten die Wandelanleihe über 760 Millionen Euro, mit der die Übernahme des Lichtkonzerns Osram zum Teil finanziert werden soll, und deren Konditionen. Zudem hätten sich die Papiere in letzter Zeit stark verteuert, viel Positives sei daher eingepreist worden, meinten Marktteilnehmer.
Die Aktien von Credit Suisse (-2,6%) reihten sich ebenfalls unten auf der SLI-Kurstafel ein. Die Grossbank veröffentlicht am Donnerstag ihren Quartalsbericht. Die Aktien der UBS (-1,1%), die bereits rapportiert hat, schlugen sich etwas besser. Bei Swiss Re (-1,9%) erwähnten Händler Waldbrände und den Hurrikan «Zeta» als zusätzliche mögliche Belastungsfaktoren.
Deutliche Verluste erlitten zyklische Werte wie Adecco (-2,4%), LafargeHolcim (-1,9%) oder Richemont (-1,3%).
Auf der anderen Seite führten Logitech (+1,2%) die Gewinner an. Fester waren ausserdem defensive Werte wie Straumann (+0,7%), Lonza (+0,6%), Givaudan (+0,9%) und Roche (+0,4%). Defensiv stehe im unsicheren Umfeld wieder höher im Kurs, hiess es.
Am breiten Markt sackten Implenia um mehr als ein Fünftel ab. er Baukonzern will seine Strategie neu ausrichten und stellt sich neu auf. Dabei soll es auch zu Entlassungen und dem Verkauf von Unternehmensteilen kommen. Analysten machten sich beim Unternehmen zunehmend Sorgen um die Eigenkapitalsituation.
Weiter unter Druck standen Aryzta (-4,8%), nachdem der Titel am Vortag bereits um fast 15 Prozent eingebrochen war. Der Grund war, dass Übernahmeverhandlungen abgebrochen worden waren.
Positiv stachen am breiten Markt SIG Combibloc (+2,7%), Idorsia (+5,9%) und Bucher (+2,2%) nach Zahlen sowie Schweiter (+2,1%) nach einem positiveren Ausblick hervor. (awp/mc/pg)