Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt haben die Indizes am Donnerstag deutlich zugelegt und die Abgaben des Vortags damit mehr als wettgemacht. Für Erleichterung unter den Marktteilnehmern sorgte eine Twitter-Nachricht von US-Präsident Donald Trump, der seine Drohungen vom Vortag eines Militärschlags in Syrien relativierte: Ein Angriff könnte «sehr bald sein oder überhaupt nicht so bald», twitterte er.
Etwas weniger Beachtung fand das am Vorabend publizierte Protokoll der US-Notenbank Fed, dieses deute aber weiterhin auf drei weitere Zinsanhebungen im laufenden Jahr hin, meinte ein Marktanalyst. Mit der Beruhigung im Syrien-Konflikt rückt nun die anlaufende Berichtssaison in den USA in den Fokus, die am Freitag mit den Quartalsabschlüssen von drei Grossbanken lanciert wird. Diese könnte sich nach dem «Ausverkauf» vom Februar in wieder steigenden Kurse niederschlagen, hoffte ein Händler.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit einem Plus von 0,76 Prozent bei 8’774,76 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,98 Prozent auf 1’439,50 Zähler zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 0,79 Prozent auf 10’286,61 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titel schlossen 27 im Plus und drei im Minus.
Die stärksten Gewinne im SMI/SLI entfielen auf Lonza (+3,7%) und Clariant (+2,7%). Die Analysten der ZKB haben ihre Kaufempfehlungen für die Clariant-Titel im Hinblick auf die Ende April anstehenden Quartalszahlen bekräftigt, während die UBS-Experten bei ihrem Votum «Neutral» bleiben.
Klar im Plus schlossen auch die Uhrenwerte Swatch (+2,1%) und Richemont (+2,0%). Gesucht waren zudem Sonova (+1,5%). Der Hörgerätehersteller präsentierte anlässlich einer Branchenkonferenz neue Produkte, die auf seinem drahtlosen Chip basieren. Bei den Bankentiteln legten die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (+2,1%) zu, aber auch die Grossbankenwerte UBS (+1,3%) und CS (+1,1%) gingen mit klaren Avancen aus dem Handel.
Erneut zulegen konnten auch die Titel des Versicherungskonzerns Zurich (+1,9%); der Dividendenabgang von Ende vergangener Woche sei weiterhin noch nicht ganz verdaut, hiess es am Markt. Verhaltener fiel der Anstieg bei den Titeln des Rückversicherers Swiss Re (+0,8%) aus, der wegen dem möglichen Einstieg der japanischen Softbank im Fokus der Investoren steht.
Bei den Pharma-Schwergewichten entwickelten sich Novartis (+1,2%) besser als Roche (+0,4%). Analysten erwarten von dem am Wochenende beginnenden Kongress der US-Krebsforscher (AACR) neue Erkenntnisse über Immuno-Onkologie-Produkte von Roche.
Zu den wenigen Verlierern unter den Bluechips gehörten die schwergewichtigen Nestlé (-0,5%) und die Aktien des Personalvermittlers Adecco (-0,03%). Auch die Titel des Aromenherstellers Givaudan (-0,1%), der am Dienstag schlecht aufgenommene Quartalszahlen präsentiert hatte, gaben erneut leicht nach.
Die Titel des Industriekonzerns Sulzer (+19,5%) zeigten eine starke Erholung nach den heftigen Abgaben der Vortage. Die Gruppe konnte die Genehmigung der US-Behörden zur Übernahme eigener Aktien von Viktor Vekselbergs Renova-Gruppe bekanntgeben, womit der Anteil des russischen «Oligarchen» an Sulzer unter 50% sinkt. Sulzer sieht sich damit wieder von den US-Sanktionen befreit. Die Aktien hatten nach Bekanntwerden der Sanktionen allerdings knapp 23% an Wert eingebüsst.
Die Titel weiterer mit Vekselberg verbundener Unternehmen wie Schmolz + Bickenbach (+2,4%) und OC Oerlikon (+3,6% resp. +53 Rappen) legten ebenfalls zu – dies trotz dem Dividendenabgang bei Oerlikon von 35 Rappen je Titel.
Die Papiere des Drehmaschinenherstellers Tornos (+15,9%) profitierten von einem guten Start ins neue Jahr. Das Unternehmen vermeldete für das erste Quartal 2018 einen Auftragseingang auf einem «erfreulich hohen» Niveau. Gut aufgenommen wurde der erste Jahresabschluss des Gebäudetechnikers Poenina (Aktien +5,8%) seit der Kotierung im September. (awp/mc/pg)