Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch deutlich höher geschlossen, trotz der anhaltenden Schuldenkriese in Griechenland und einem Einbruch der chinesischen Börsen. Mit der heutigen starken Performance hat der Leitindex SMI gar einen Grossteil der Anfang Woche erlittenen Verluste wettgemacht. Obwohl noch keine substantiellen Lösungen für die griechische Schuldenkrise auf dem Tisch liegen, hat der hiesige Markt auf erste Nachrichten im Schuldenstreit positiv reagiert. Daran änderte auch eine deutlich schwächer eröffnende US-Börse nichts, die die Gewinne im SMI nur kurz schmälerte. Die starken Gewinne im SMI waren aber auch der starken Nachfrage nach den defensiven Schwergewichten geschuldet, die im momentanen Marktumfeld zunehmend gesucht sind.
Gut aufgenommen hatten die Investoren, dass Griechenland offiziell um ein 3-jähriges Hilfspaket des Euro-Rettungsschirmes ESM nachgefragt hat. Aus Händlerkreisen war zu vernehmen, dass dies als Indiz zu werten sei, dass sich Griechenland diesmal an den Zeitplan halten wolle. Die EU ihrerseits hat als definitive Deadline für die Eingabe der griechischen Reformpläne den Donnerstagabend festgesetzt. Die Reformvorschläge werden die Grundlage für ein neues Hilfspaket bilden, falls diese von den Geldgebern als hinreichend betrachtet werden. Für weiteren Gesprächsstoff sorgten am Berichtstag zudem die Kursrutsche an Chinas Börsen. Manche Analysten befürchten, dass die dortige Panik auf Europa und die USA überschwappen und dies die US-Notenbank zu einer späteren Anhebung der Zinsen veranlassen könnte.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,01% höher bei 8’852,43 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,69% auf 1’317,68 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,88% auf 8’971,81 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 24 im Plus und sechs im Minus.
Die grössten Gewinne unter den Blue Chips verzeichneten die Aktien des Ölservice-Unternehmens Transocean, die um 4,2% anzogen. Der Markt habe erfreut auf die Nachricht reagiert, dass ein Konkurrent einen Grossauftrag an Land gezogen habe, hiess es in Marktkreisen.
Hauptverantwortlich für den Anstieg des SMI waren allerdings die defensiven Schwergewichte, die bei der zunehmenden Unsicherheit bezüglich der Zukunft Griechenlands stark gefragt waren. So stiegen Roche um 1,8%, Novartis um 2,1% und Nestle immerhin noch um 0,8%. Die drei Schwergewichte zeichneten damit für rund 80 Punkte zum Anstieg von etwa 88 Punkten des SMI bei. Bei Novartis gab es zusätzlich «good news» aus Amerika. Der Basler Pharmakonzern hat dort für das nun Entresto (LCZ696) genannte Herzmedikament die Zulassung erhalten. Laut Analysten dürfte dies eine der wichtigsten Markteinführungen im laufenden Jahr werden. Novartis selber rechnet für Entresto mit einem Spitzenumsatz von mehr als 5 Mrd USD.
Für Gesprächsthema sorgte ausserdem der Zementkonzern Holcim (Aktie +1,5%). Die Fusion mit Lafarge ist nun in trockenen Tüchern. Holcim hält nach dem Umtauschangebot 87,46% am französischen Konzern. Damit wurde die notwendige Zweidrittel-Quote klar übertroffen.
Klar im Plus schlossen ausserdem die Papiere des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (+1,2%). Sie profitierten von einer neuen Analysteneinschätzung durch Goldman Sachs. Die US-Bank erhöhte das Rating auf «Neutral» von «Sell». Markant besser als der Gesamtmarkt mit einem Plus von über 2% schlossen zudem Actelion und Aryzta ab.
Klar schlechter als der Markt entwickelten sich auf der anderen Seite die Luxusgüter-Valoren Richemont (-0,3%), während Swatch 0,8% zulegten. Als Hauptgrund dafür galten die Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten. Leidtragende seien auch viele Privatanleger, meinten Experten. Ihnen könnte nun das Geld fehlen, um teure Schweizer Uhren zu kaufen.
Am Schluss der Rangliste fanden sich derweil Syngenta (-1,7%), CS (-0,9%), Givaudan (-0,8%) und UBS (-0,6%).
Im breiten Markt zog der Schokoladenhersteller Barry Callebaut (-0,3%) die Blicke auf sich. Das Unternehmen hatte am Morgen Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2014/15 vorgelegt und die Erwartungen dabei erfüllt. Die Bank Vontobel (+2,3%) gab bekannt, sich in Verhandlungen mit den deutschen Steuerbehörden über einen Vergleich im Steuerstreit zu befinden. Diese seien aber noch in einem frühen Stadium. (awp/mc/pg)