CH-Schluss: SMI erholt sich mit starken Banken weiter
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag weiter an Boden gut gemacht und den Handel erneut mit einem plus abgeschlossen. Die Erholung hatte jedoch in der zweiten Handelshälfte deutlich an Schwung verloren und der Leitindex SMI konnte die Marke von 9’900 Punkten bis Handelsschluss nicht verteidigen. Druck auf den Gesamtmarkt übten die Papiere des Pharmaschwergewichts Novartis aus, die nach der Zahlenvorlage unter Gewinnmitnahmen litten. Auf der Gewinnerseite kletterten die Kurse der UBS und von ABB mit guten Quartalsberichten in die Höhe.
Die Hoffnung auf eine Entspannung in der Coronakrise geben den Aktien Halt und liessen die Kurse ansteigen. Grund zur Zuversicht geben den Anlegern die in diversen Ländern umgesetzten oder angekündigten Corona-Lockerungen. Die Investoren hofften darauf, dass die Krise weniger stark als befürchtet auf die Weltkonjunktur durchschlägt, hiess es am Markt. Doch es bleibe die Sorge, dass die Lockerungen zu früh kommen und dies den Weg für eine zweite Welle ebnet. Und Konjunkturdaten aus Frankreich, Spanien oder den USA machten deutlich, dass Corona in der Weltwirtschaft deutliche Bremsspuren hinterlassen wird.
An der Schweizer Börse gewann der SMI am Ende 1,34 Prozent auf 9’889,46 Punkte hinzu und fiel damit klar hinter das Tageshoch von 9’949 Zählern zurück. Druck auf den Index erzeugte am Nachmittag die verhaltene Entwicklung an der Wall Street. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, legte um 1,87 Prozent auf 1’433,43 Punkte und der breit gefasste SPI um 0,94 Prozent auf 12’194,55 Stellen zu. 22 der 30 SLI-Titel verzeichneten Gewinne.
Angeführt wurde das Gewinnerfeld bei den Blue Chips mit Abstand von den Grossbanken Credit Suisse (+7,3%) und UBS (+7,1%). Die UBS hatte mit Zahlen zum ersten Quartal für Beifall gesorgt.
Vor allem in der globalen Vermögensverwaltung, wo die stärkeren Kundenaktivitäten zu höheren Handelsvolumen geführt hatten, vermochte die UBS zu überzeugen. Gleichzeitig warnte aber Konzernchef Sergio Ermotti vor der unsicheren Marktlage in Zeiten von Corona und den Risiken, die im Kreditportfolio schlummern.
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei ABB, deren Aktien nach gut aufgenommenen Zahlen und trotz Corona-Warnungen um 5,3 Prozent zulegten. Zwar gingen Umsatz und Ergebnis im ersten Quartal zurück, doch wurden die Erwartungen der Analysten dennoch übertroffen.
Weitere Finanztitel und Zykliker wie Zurich Insurance (+5,7%), Swiss Life (+4,4%) und Julius Bär (+4,2%) oder LafargeHolcim (+3,8%) oder Swatch (+3,4%) gewinnen ebenfalls stark an Wert. AMS rückten am Tag vor der Ergebnispublikation um 3,6 Prozent vor.
Die schwergewichtigen Novartis (-1,5%) rutschten nach verhaltenem Beginn ab und sorgten dafür, dass im SMI nicht noch grössere Avancen zu sehen waren. Im Quartalsbericht, der Analysten zufolge dank grosser Nachfrage nach Medikamenten besser als erwartet ausfiel, habe der Ausblick das Bild etwas eingetrübt, meinten Händler. Dies könnte einige Anleger dazu bewogen haben, Gewinne mitzunehmen. Weitaus besser hielten sich die Genussscheine des Branchennachbarn Roche (+0,9%) im Geschäft, während Nestlé 0,1 Prozent verloren.
Unter Druck standen auch die Papiere von Vifor Pharma (-1,7%) oder jene von Kühne+Nagel (-0,8%). Für Kühne hatte Goldman Sachs nach den gestrigen Zahlen das Kursziel gesenkt und die Verkaufsempfehlung bekräftigt. Optimistischer zeigten sich die Analysten von JP Morgan, die das Kursziel angehoben haben.
Am breiten Markt fielen Bucher (-2,4% resp. -6,40 Fr.) auf. Der Industriekonzern hatte Zahlen vorgelegt, welche bereinigt um den heutigen Ex-Dividende-Effekt (8,00 Fr.) positiv aufgenommen wurden.
Polyphor brachen gar um 6,1 Prozent ein. Das Biotech-Unternehmen musste fürs erste Quartal einen Verlust ausweisen, sieht sich aber bis in einem Jahr finanziert.
Cembra Money Bank rückten nach schwachem Beginn in die Gewinnzone vor und legten am Ende um 1,2 Prozent zu. Der Kreditspezialist hatte am Vorabend die Prognosen für 2020 zurückgezogen. Im ersten Quartal wuchs das Geschäft zwar leicht, doch sind die Umsätze im Kreditkartengeschäft im Zuge der Coronakrise im März unter Druck gekommen. (awp/mc/ps)