Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag eine klare Erholungsbewegung nach den Abgaben der ersten Wochenhälfte gezeigt. Dabei konnte der Leitindex SMI auch die Marke von 10’000 Punkten wieder zurückerobern. Für eine verbesserte Stimmung sorgten nicht zuletzt Hoffnungen auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China.
Händler blieben allerdings vorsichtig und verwiesen auf die zahlreichen politischen Unsicherheitsfaktoren, die auch weiterhin an den Märkten für eine erhöhte Volatilität sorgen dürften. So könnte das von den US-Demokraten angestrebte Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump in den kommenden Wochen immer wieder für Unruhe sorgen. Dazu komme die unklare Lage um den Brexit.
Der Swiss Market Index (SMI) legte bis Handelsschluss um 0,97 Prozent auf 10’010,71 Punkte zu. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,78 Prozent auf 1’528,54 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,92 Prozent auf 12’157,64 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 25 im Plus und fünf im Minus
Die klarsten Kursgewinne entfielen auf die Titel des Hörgeräteherstellers Sonova (+2,7%), zulegen konnten aber auch die Titel des Rückversicherers Swiss Re (+1,8%) sowie des Softwareherstellers Temenos (+1,6%). Das Analysehaus Bryan Garnier hatte seine Kaufempfehlung für die Temenos-Titel bekräftigt und sein Kursziel dabei noch etwas angehoben.
Nach oben gezogen wurden die Indizes allerdings auch von kräftigen Kursgewinnen der defensiven Schwergewichte, die laut Händlern angesichts der Unsicherheit im Markt weiter gesucht waren. So zogen im Vorfeld des am Freitag beginnenden Onkologie-Fachkongresses Esmo die Titel der Pharmakonzerne Novartis (+1,4%) und Roche (+1,5%) kräftig an, letztere erreichten am Berichtstag gar ein neues Jahreshoch.
Kräftige Gewinne gab es auch für die Nestlé-Aktien (+1,1%). Der Nahrungsmittelkonzern ist ebenfalls auf den Trend zu veganen Lebensmitteln aufgesprungen und lancierte seine pflanzlichen Burger nach mehreren europäischen Testmärkten nun auch im Schweizer Markt.
Erholt zeigte sich auch eine Reihe von typischen Zyklikern wie Kühne+Nagel und LafargeHolcim (je +1,2%) sowie SGS (+1,0%). Givaudan (+1,2%) erhielten etwas Rückenwind durch eine Kurszielerhöhung der JPMorgan-Analysten. Investoren hatten in den letzten Tagen vor allem konjunktursensible Werte aus ihren Depots geworfen.
Eher verhalten waren die Kursgewinne der Bankenwerte UBS und Credit Suisse (je +0,5%). Auch am Donnerstag warf die missglückte Überwachungsaktion eines abgesprungenen Top Managers durch die Credit Suisse wieder hohe Wellen in den Schweizer und internationalen Medien.
Zu den Schlusslichtern unter den Bluechips gehörten die Titel des Augenheilkundekonzerns Alcon (-0,9%). Am Markt wurde spekuliert, dass einige Investoren vor wichtigen Weichenstellungen ihre Positionen verringern. Klare Abgaben gibt es zudem für die volatilen Titel des österreichischen Chipherstellers AMS (-2,7%), der sich in der Übernahmeschlacht um den Lichtkonzern Osram nun mit einem höheren Gegenangebot konfrontiert sieht.
Im breiten Markt schlossen die Titel des Telekomunternehmens Sunrise (+1,2%) im Plus. Die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC Schweiz, die von einem Teil der Aktionäre abgelehnt wird, wurde von der Wettbewerbskommssion am Donnerstag ohne Auflagen genehmigt.
Klare Abgaben gab es für die Titel des Backkonzerns Aryzta (-7,2%). Die Bank Vontobel passte sein Kursziel für die Aktien kräftig nach unten an und empfahl die Aktien weiterhin zum Verkauf. Der Analyst erwartet im Geschäftsjahr 2018/19 für den irisch-schweizerischen Konzern einen negativen Free Cash-Flow.
Wenig Anklang fand bei den Investoren zudem das Halbjahresergebnis des Batterieherstellers Leclanché (Aktien -4,8%). Auch das Leclanché-Management zeigte sich mit der Umsatzentwicklung enttäuscht, verwies aber auf einen hohen Auftragsbestand. (awp/mc/ps)